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Wo hängen junge Dresdner am liebsten ab?

In der Altstadt geht es ihnen um mehr als shoppen und chillen. Freiräume fehlen den Jugendlichen trotzdem, wie eine Umfrage ergab.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Dresden. Was machen Dresdner Jugendliche in ihrer Freizeit? Das wollte die Verwaltung wissen, um mehr für die jungen Bewohner planen zu können. Die Projektschmiede hat dafür 12 000 Mädchen und Jungen zwischen zehn und 17 Jahren angeschrieben. Das sind etwa ein Drittel der Einwohner in der Altersklasse. Antworten gab es 2 430. „Damit ist die erste Jugendbefragung repräsentativ“, sagt Sascha Möckel von der Projektschmiede.

Insgesamt gefallen der Dresdner Jugend die Freizeitmöglichkeiten: 87,6 Prozent gaben an, sehr oder eher zufrieden zu sein. Richtig unzufrieden sind nur 1,7 Prozent der Befragten. Die meiste Zeit außerhalb der Schule verbringen junge Leute zu Hause, das gaben fast alle an. Gleich darauf folgt, sich bei Freunden zu treffen. Viele Jugendliche verbringen ihre Zeit auch im Verein, beispielsweise beim Sport. Aber auch Schwimmbäder, Parks, Straßen und Fußgängerzonen sind beliebt. Mit großem Abstand findet die Mehrheit die Altstadt am attraktivsten. „Dort hängen sie gemeinsam rum, nehmen auch am Leben der Erwachsenen teil“, so Möckel. Die belebte Innenstadt ist wegen der Einkaufscenter beliebt, aber auch wegen des Großen Gartens und der Kinos.

Hinter dem Stadtzentrum rangieren Neustadt und Johannstadt. Erstaunlicherweise sind auch Gorbitz, Prohlis und Reick bei den Jugendlichen beliebt. Cotta und Leuben gelten dagegen als unattraktivste Stadtteile. Beliebt sind dafür aber Abenteuerspielplätze. Weshalb dann mit dem Waldspielplatz ausgerechnet einer dieser Orte aufgegeben werden soll, konnte Peter Kühn von der Jugendhilfeplanung im Rathaus auch nicht erklären. „Ich bin skeptisch, eine stadtweite Befragung auf einen einzelnen Spielplatz zu beziehen. Außerdem gibt es ja Überlegungen, den Waldspielplatz zu erhalten.“

Mit einem anderen Problem haben die Streetworker in Dresden zu kämpfen: Nur sehr wenige Jugendliche – 3,5 Prozent – kennen überhaupt das Angebot, zeigt die Befragung. Und nur 1,8 Prozent nutzen es. Das könnte daran liegen, so die Erklärung, dass bei der Befragung mit 59 Prozent überdurchschnittlich viele Gymnasiasten geantwortet haben. In der Regel haben die Streetworker eher mit Ober- und Förderschülern zu tun.

Mindestens so zufrieden wie mit den Freizeitmöglichkeiten insgesamt sind die Jugendlichen auch mit der Mobilität in Dresden. Sehr unzufrieden sind nur 1,2 Prozent und 91,5 Prozent sehr oder eher zufrieden. Die Unzufriedenen beklagen die Verkehrsanbindung im Stadtteil, zu hohe Preise, Unzuverlässigkeit der Verkehrsbetriebe, volle Busse und Bahnen und schlecht ausgebaute Radwege.

Die Antworten auf die Frage, weshalb Jugendliche die Angebote nicht nutzen, seien laut Möckel besonders interessant. „Immer wieder sagen sie, dass sie keine Zeit haben. Das ist auch bei den Wünschen der Jugendlichen ein wichtiger Aspekt – mehr Zeit.“ Häufig fehle diese, weil viel Zeit nach der Schule für die Hausaufgaben aufgewendet werden muss. Außerdem wünschen sie sich mehr frei zugängliche Sportanlagen, beispielsweise zum Skaten, mehr Freiräume und Orte zum gemeinsamen Treffen und Chillen, also Entspannen. Kostenlose Angebote sind ihnen ebenfalls wichtig und mehr Informationen dazu. Außerdem wünschen sie sich mehr Bäder, eine bessere Verkehrsanbindung, bessere Radwege und mehr Sicherheit und Sauberkeit.

Aber die Jugendlichen wollen sich auch selber einbringen, fordern mehr politische und soziale Beteiligungsmöglichkeiten. Deshalb sollen die Ergebnisse der Befragung auch in die Planung einfließen. „Wir wollen unsere Angebote nun bedarfsgerecht weiterentwickeln“, so Bildungsbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU). Dafür soll die Befragung regelmäßig wiederholt werden. Diese kostete rund 5 000 Euro.