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Wo es langgeht auf dem Eigen

An zwei Stellen wird gebaut, Umleitungschaos blieb bisher aus. Mancher Autofahrer aber hält nichts von Umwegen.

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© Bernd Gärtner

Von Susanne Sodan

Im Supermarkt Gener in Kiesdorf sehen die Verkäuferinnen derzeit so manches neue Gesicht. Denn seit Kurzem fahren Leute durch Kiesdorf, die das sonst nicht tun. Dieser Tage liegt der Kiesdorfer Supermarkt für alle auf dem Weg, die aus Richtung Görlitz nach Bernstadt oder in Oderwitzer Richtung wollen. Denn die übliche Route über die S 128 durch Altbernsdorf ist gesperrt – und die Umleitung läuft über Kiesdorf.

© SZ-Grafik

So manches bekannte Gesicht dagegen kommt derzeit bei Gener nicht zum Einkaufen vorbei, erzählt eine Mitarbeiterin. Denn von der anderen Seite, aus Richtung Dittersbach und Schlegel, ist gerade kein Durchkommen. Wegen der zweiten Baustelle auf dem Eigen: Die Kreisstraße 8617 in Dittersbach ist ebenfalls zu. „Es gleicht sich also aus“, sagt die Gener-Mitarbeiterin mit Blick auf die Kundenzahl. „Die Stammkunden sind uns aber treu geblieben, sie nehmen auch einen Umweg in Kauf“, sagt sie. Zwei Baustellen, zwei Umleitungen – wie ist der aktuelle Stand?

Wie laufen die Bauarbeiten in Altbernsdorf und Dittersbach?

In Altbernsdorf wird derzeit die S 128 auf einer Länge von rund 2,4 Kilometern saniert. Angefangen haben die Arbeiten an der Kreuzung zwischen S 128 und der Ostritzer Straße. Der erste Abschnitt bis zur Einmündung der Straße Am Wehr ist bereits fertiggestellt, teilt Isabel Siebert, Sprecherin des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), mit. Jetzt, erklärt sie, ist der Abschnitt bis zur Tagespflege Seitz in Arbeit. Die Fahrbahn der S 128 ist in diesem Bereich gefräst, derzeit werden die Entwässerungsmulden am Straßenrand gepflastert und Straßeneinbauten, zum Beispiel Abwasserschächte, angeglichen, sagt Isabel Siebert. In der nächsten Woche kommt der Asphalt. Damit die Zufahrt der Altbernsdorfer Rettungswache immer frei bleibt, werde er in zwei Abschnitten aufgebracht: erst von der Straßenkreuzung Am Wehr bis zur Rettungswache, danach weiter bis zum Ende des Bauabschnittes.

Zufrieden zeigt sich auch auch Dieter Peschel, Leiter des Hoch- und Tiefbauamtes im Landratsamt. Der Landkreis ist Bauherr bei der Sanierung der K 8617 bei Dittersbach. Die Kreisstraße wird, beginnend an der Kreuzung mit der S 129, rund einen Kilometer in Dittersbacher Richtung saniert. Der Kreis lässt zudem mehrere Durchflüsse und eine Brücke erneuern. „Wir sind zeitlich und finanziell völlig im Rahmen“, sagt Peschel. Das neue Brückenteil ist bereits fertig aufgebaut. Jetzt wird die Straße angeschlossen. Bis Ferienende sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Wie kommen die Anwohner mit Umleitungen und Baustellen zurecht?

Helfried Sägner hat in Altbernsdorf, direkt an der S 128, sein Unternehmen, ein Fliesen-Fachbetrieb. Vor seinem Grundstück ist die Straße gerade abgefräst. Sägner bleibt aber entspannt. Die Arbeiten seien eben nötig. Zum Teil seien die Straßenränder der S 128 vor seiner Tür abgefahren gewesen. „Teilweise war die Straße schon sehr zerrissen“, sagt Sägner. „Manchmal, wenn Lkw vorbeigekommen sind, hat es auch schon gewackelt im Haus.“ Einschränkungen habe er durch die jetzigen Bauarbeiten vor seiner Haustür aber nicht. „Es wird flott gearbeitet.“ Und als direkter Anlieger darf er – anders würde es nicht gehen – durch den Baustellenbereich fahren. So ist es auch beim Pflegedienst Seitz. „Wir kommen gut rein und raus“, sagt Mitarbeiterin Sabine Tschirch. Das ist auch nötig, denn die Pflegerinnen und Pfleger sind viel unterwegs, holen ihre Gäste für die Tagespflege ab und kümmern sich außerdem um pflegebedürftige Menschen in der Umgebung. „Die Straße muss gemacht werden“, sagt auch Sabine Tschirch.

Für alle, die keine direkten Anwohner der Altbernsdorf-Baustelle sind, gilt die Umleitung: Sie verläuft über die Obere Straße in Kiesdorf, eine Parallelstraße zur S 128. Angenehm zu fahren ist die Strecke nicht, sie ist schmal und sehr sanierungsbedürftig. Der Vorteil: Nächstes Jahr wird die Obere Straße ohnehin erneuert.

Deutlich komplizierter ist die Dittersbach-Umleitung. Will man aus Görlitzer Richtung nach Dittersbach, kann man ebenfalls über Kiesdorf faheren – bis zur Kreuzung mit der S 129. Dann steht man im Grunde schon fast vor dem Dittersbacher Ortseingangsschild. Wegen der Baustelle dort hat man aber doch noch einen weiten Weg vor sich: über die S 129 nach Bernstadt und über Neundorf kommt man aus südlicher Richtung nach Dittersbach. „Das ist dann doch ein ganzes Stück zu fahren“, sagt Sabine Tschirch, der Pflegedienst Seitz hat auch Kunden in Dittersbach.

Kunden hat auch Liane Ludwig. Ihr Kosmetiksalon liegt im Baustellenbereich. Darauf habe sie sich aber eingestellt, sagt sie. „Wir wurden ja vorher informiert.“ Auch ihre Kunden wissen Bescheid. Sie parken derzeit außerhalb des Baustellenbereiches und müssen dann einen kleinen Fußweg auf sich nehmen. „Aber das ist nicht weit, das geht“, sagt Liane Ludwig. Für die Kunden, die nicht gut zu Fuß sind, hat sie eine einfache Lösung gefunden: Mit ihnen hat sie den nächsten Termin für die Zeit nach den Bauarbeiten ausgemacht.

Welche Probleme gibt es auf den Umleitungsstrecken?

Die Dittersbach-Umleitung ist lang. Heißt auch: So mancher Autofahrer versucht abzukürzen, über einen Privatweg. Der sei aber von den Besitzern nur für Ausnahmen freigegeben, erklärt Bernstadts Bauamtleiter Marco Fröhlich. Die Busse der KVG dürfen ihn nutzen, nach Absprache auch Anwohner, die direkt von der Baustelle betroffen sind. Aber: Auch Autofahrer, die keine Absprache mit den Besitzern haben, würden über die Ausnahme-Strecke fahren. „Der Weg nimmt bereits erste Schäden“, sagt Marco Fröhlich. Er appelliert an die Autofahrer, die ausgeschriebene Umleitung zu nutzen.

In Altbernsdorf musste sogar doppelt gearbeitet werden, weil sich Autofahrer nicht an die Regeln hielten, teilt Isabel Siebert mit. Trotz Vollsperrung seien zahlreiche Pkw und sogar Schwerlastverkehr durch den Baustellenbereich der S 128 gefahren. Dadurch sei es zu deutlichen Behinderungen der Arbeiten gekommen. „Es wurden mehrfach frisch sanierte Pflasterzeiler befahren und zerstört“, so Isabel Siebert. Auch sie appelliert daher an die Fahrer, die Sperrung zu respektieren. Auch, damit die Bauarbeiten termingerecht fertiggestellt werden können.