Merken

Wo es beim Parken klemmt

Kunden und Händler in Bautzen sind genervt. Doch gibt es überhaupt eine Lösung?

Teilen
Folgen
NEU!
© Uwe Soeder

Frances Scholz

Bautzen. Es gibt viele gute Gründe, warum es sich lohnt, in Bautzen zu shoppen. Die historische Kulisse und die kleinen Geschäfte, die alle nah beieinanderliegen, sprechen dafür. Auch die Auswahl ist relativ groß. Wer von außerhalb kommt, muss in Bautzen allerdings eines haben: Glück. Denn die Parkplatzsituation in der Stadt regt nicht nur viele Kunden auf, sondern auch die Bautzener Händler. Aus ihrer Sicht gibt es vier große Probleme, wenn es ums Parken geht.

These 1: Es gibt in der Stadt zu wenig Parkplätze

Viele Bautzener Händler bemängeln die Anzahl der Parkplätze. „Generell wird es immer unzureichende Stellflächen in der Nähe der Geschäfte geben“, sagt Dieter Kunath vom Zoogeschäft Kunath. Er erlebt täglich an seinem Geschäft an der Wendischen Straße, dass Kunden keinen Parkplatz finden. „Gegenüber der Buttermarkt wäre gut zum Parken, aber dort stehen eben viele, die beim Finanzamt arbeiten“, sagt der Bautzener Unternehmer.

Die Stadtverwaltung bewertet das etwas anders. „Das ist zunächst eine Vermutung oder ein Gefühl. Tatsache ist, es gibt eigentlich ausreichend Parkplätze für den Einkaufsverkehr in der Stadt, dies haben mehrere im Auftrag der Stadt durchgeführte Untersuchungen bestätigt“, sagt Finanzbürgermeister Robert Böhmer. Engpässe würden lediglich in der Adventszeit bis Weihnachten auftreten. Wobei selbst dann im Parkhaus Centrum oder auf dem Schützenplatz häufig noch Reserven bestehen würden. „Man muss natürlich den Weg von einem Parkhaus oder von einem Parkplatz am Rand der Innenstadt in Kauf nehmen“, sagt Robert Böhmer.

These 2: Die Gebühren für die Parkplätze sind zu hoch

Seit Januar vergangenen Jahres kostet eine Stunde Parken am Hauptmarkt 1,50 Euro statt 1,20 Euro. Anders sieht es an der Goschwitzstraße aus. Dort zahlen Autofahrer 1,20 Euro für eine Stunde. Vorher war es nur die Hälfte nämlich 60 Cent. Manfred Hauser regt diese Entscheidung der Stadtverwaltung auch heute noch auf. „Ich finde diese Erhöhung um einhundert Prozent nach wie vor dreist“, sagt der Geschäftsführer des Mode-Teffs Hauser und der Schoko-Perle auf der Goschwitzstraße. Viele seiner Kunden wollen diese höheren Gebühren nicht zahlen, sagt er.

„Wir halten die Gebühren für angemessen“, sagt Robert Böhmer. So lasse sich gewährleisten und steuern, dass in der Innenstadt überhaupt Chancen bestehen, einen freien Parkplatz zu finden. „Es braucht ein Gleichgewicht. Denn wir müssen den Bedarf von Anwohnern, Gästen, Kunden, Händlern und Lieferverkehr gleichermaßen im Blick haben.“ In vergleichbaren Innenstädten gebe es häufig auch eigene Aktivitäten der Händler, die den Kunden mögliche Rückerstattungen der Parkgebühren in Form von Rabatten gewähren

These 3: In Bautzen fehlt eine Brötchentaste

Eine Brötchentaste am Parkautomaten spuckt kostenlose Kurzparkscheine aus. Gedacht ist sie für Autofahrer, die nur kurz mal einen Brief einwerfen oder Brötchen holen wollen. In Görlitz und Löbau gibt es sie beispielsweise. In Bautzen nicht. Viele Händler wünschen sich aber ein kostenloses Kurzzeitparken in Bautzen. Auch Simone Gedan vom Schuhhaus Mutscher in der Karl-Marx-Straße hält die „Brötchentaste“ für sinnvoll. „Es wäre schön, wenn die Kunden hier kurz kostenlos parken könnten. Direkt gegenüber von meinem Laden gibt es eine Fläche für das Be- und Entladen. Das wäre eine gute Stelle dafür.“

Robert Böhmer sieht da ein Problem. „Durch die „Brötchentaste“ gibt es höchstwahrscheinlich nicht mehr Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Ladengeschäfte, sondern eher weniger.“ Weil nicht nur Einkäufer dieses Angebot nutzen würden, sondern Verkehrsteilnehmer mit verschiedenen Anliegen. „In der Folge erhöht sich die Anzahl der Parksuchvorgänge und die Verkehrsbelastung der Straßen steigt.“ Ein weiteres Argument gegen die Brötchentaste: An den bautzener Automaten gibt es keine Mindestparkdauer. So kann man zum Beispiel auf der Tuchmacherstraße für nur fünf Cent drei Minuten parken.

These 4: Zu viele Politessen schrecken die Kunden ab

Da will man nur schnell einen Parkschein holen und hat schon ein Knöllchen an der Scheibe. Diese Situation haben die Kunden von Andreas Schaal vom Reformhaus Schaal an der Goschwitzstraße schon erlebt. „Natürlich sind nicht alle Politessen so. Aber früher haben sie wenigstens mal drei Minuten gewartet, jetzt sind sie sofort da, wenn einer sein Auto verlässt“, sagt er. Diese Situation würde die Kunden ärgern und teilweise auch abschrecken.

„Fakt ist, wenn im Fahrzeug kein gültiger Parkschein ausgelegt wurde und sich keine Person mit Bezug zum Fahrzeug in der Nähe befindet, wird eine Verwarnung ausgestellt“, sagt Robert Böhmer. Ohne konsequente Überwachung funktionieren die Parkregelungen nicht. „Manchmal ist allerdings auch ein wenig Fingerspitzengefühl nötig, wie oder ob eine Verwarnung ausgesprochen werden muss“, sagt er.

Fazit: Die Parkplatzsituation ist ein Problem für die Einkaufsstadt

Zu viele Autos, zu wenig Platz. Für eine Einkaufsstadt wie Bautzen ist das ein echtes Dilemma. Doch so leicht das Problem zu beschreiben ist, so schwierig ist es, dafür eine Lösung zu finden. Für weitere Parkplätze ist in der Altstadt kaum Platz. Zudem sind auch die Interessen der Anwohner zu beachten. Schon jetzt gibt die Stadt wesentlich mehr Anwohner-Parkkarten aus, als es Stellflächen gibt. Ein weiteres Parkhaus in der Innenstadt wäre eine Lösung. Aber wie viel würde das Parken dort kosten? Und würden die Kunden, die jetzt meckern, dann dort auch parken? Häufig heißt es auch: Die Kunden können doch etwas entfernt parken und ruhig ein Stück laufen. Doch seien wir ehrlich: Die Menschen sind heute etwas anders gewöhnt. Große Einkaufszentren wie der Elbepark bieten Parkplätze direkt an den Geschäften – und das auch noch kostenlos.