Merken

Wo Dieselruß ein Muss ist

Beim Oelsnitzer Schleppertreffen durften die Traktorpiloten das Gaspedal mal so richtig durchtreten.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Manfred Müller

Oelsnitz. Ein Beschleunigungsrennen mit einem Schlepper - das ist für den Fahrer nicht leicht zu händeln. „Viele Traktoren haben verschiedene Übersetzungssysteme - für die Straße und für den Acker“, erklärt Mattias Fischer. „Da muss man den optimalen Gang erst einmal finden.“ Und dann schaltet sich so eine Landmaschine ja auch nicht gerade leicht. Besonders bei den älteren Treckern knirscht schon mal das Getriebe, raspeln die Zahnräder. Fischer einer von den sieben Machern des Traktor Tuning Club (TTC) Oelsnitz und hat am Start des Traktoren-Rennens alle Hände voll zu tun. Meist sind es junge ehrgeizige Leute, die den 50 Meter langen Parcours absolvieren wollen.

Jens Schubert aus Döschütz mit seiner selbstfahrenden Kreis- und Bandsäge.
Jens Schubert aus Döschütz mit seiner selbstfahrenden Kreis- und Bandsäge. © Kristin Richter
Joel kommt mit seinem eigenen Traktor.
Joel kommt mit seinem eigenen Traktor. © Kristin Richter
Sandro Thomas, Andreas Hartmann, Florian Bärwalde und Matthias Fischer sind die Macher im 1.Oelsnitzer Traktor Tuning Club.
Sandro Thomas, Andreas Hartmann, Florian Bärwalde und Matthias Fischer sind die Macher im 1.Oelsnitzer Traktor Tuning Club. © Kristin Richter

Etwa 140 Landmaschinen, Multicars, Dumper und Diesel-Ameisen tuckerten gestern auf dem Gelände der Agrargenossenschaft herum - nicht gezählt die vielen DDR-Zweiräder, die mit ihren Piloten ebenfalls zum Fest geladen waren. Darunter auch so exotische Gerätschaften wie ein Apfelpflücker oder ein Traktor mit angeschlossener Kreissäge. Das Schleppertreffen vom vergangenen Wochenende war bereits das sechste, das der TTC veranstaltete. Die Landmaschinen-Enthusiasten aus Oelsnitz sind keine Oldtimersammler oder Schrauber im eigentlichen Sinne. Sie haben vor allem Spaß an der alten Technik und wollen ihn mit möglichst vielen anderen teilen. Es ist auch keinen Bauern unter ihnen, die Mitglieder arbeiten als Metallbauer, als Fliesenleger, Caterer oder Lagerist. Jeder bringt seine eigenen Maschinen ins Clubleben ein. Das besteht vor allem aus gemeinsamen Basteltagen und eben aus öffentlichen Auftritten. Der Höhepunkt ist das Oelsnitzer Treffen, das aller zwei Jahre veranstaltet wird und ein Publikumsrenner geworden ist.

Jens Nitschke hat seinem fein herausgeputzten Fendt Farmer ein fein poliertes hölzernes Lenkrad aufgesetzt. Der Großkmehlener bekam damit einen Ehrenplatz im Sternzelt, wo die originellsten und am besten gepflegten Schlepper abgestellt sind. Die VIPs unter den Traktoren-Oldies sozusagen. „Ich habe mir das Maschinchen zum 40. Geburtstag geleistet“, erzählt er. Die Arbeitsstunden, die es brauchte, um den maroden Trecker, Baujahr 1955, in ein Schmuckstück zu verwandeln, hat er nicht gezählt. Aber es waren nicht wenige. Nitschke stellt den österreichischen Schlepper aber nicht nur bei Traktorentreffen aus. „Ich habe zu Hause eine kleine Landwirtschaft, da muss er ein bisschen mitarbeiten“, sagt er. Beim Gras mähen etwa und beim Heuwenden. Der Aufbau habe allerhand Geld gekostet, das müsse wenigstens ein bisschen wieder eingespielt werden.

Schleppertreffen haben in der landwirtschaftlich geprägten Großenhainer Pflege in den letzten beiden Jahrzehnten einen gewaltigen Aufschwung erlebt. Viele Dorffeste in der Region leben davon, dass sich Landtechnik-Freaks zu Ausfahrten, zum Leistungspflügen oder auch zum Wett-Ziehen einfinden. Am vergangenen Wochenende kamen Teilnehmer aus Südbrandenburg, dem Meißner Land sowie nahezu die komplette Traktoren-Gilde aus der Röderregion nach Oelsnitz, und die meisten davon nahmen an der traditionellen Ausfahrt teil. Hunderte von Besuchern bestaunten die alte Landtechnik. „Vor allem aber wollen die Leute Ruß und Staub und durchdrehende Reifen sehen“, sagt Matthias Fischer. Als Hauptpreis für den schnellsten Fahrer beim Beschleunigungsrennen wurde denn auch kein Pokal vergeben, sondern 20 Liter Dieseltreibstoff.