SZ + Zittau
Merken

Wo die Zittauer ihre Fernseher kauften

Die SZ erinnert an Orte, Institutionen und Menschen, die in Zittau jeder kannte und noch heute kennt. Heute: Haus der Technik

Von Elke Schmidt
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
© privat

Während es heutzutage beinah überall Fernseher und Rundfunktechnik zu kaufen gibt, war das früher ausschließlich im Fachgeschäft möglich. In Zittau hieß die entsprechende Verkaufstelle HO „Haus der Technik“ und war im ehemaligen Fachgeschäft für Foto, Optik und Rundfunk Fehrmann auf der Inneren Weberstraße 5 untergebracht.

Dieter Heinke war fast 30 Jahre in dem Geschäft und seinen Filialen tätig und erinnert sich noch gut an damals. 1957 übernahm er die Leitung im „Haus der Technik“. Auch wenn es wie überall Mangel und Engpässe gab, taten er und sein Team doch ihr Möglichstes, um die Zittauer mit Elektrogeräten zu versorgen. Besonders betont er die gute Zusammenarbeit mit den Zittauer Handwerksbetrieben bei den Umbauten im Haus und in der Filiale. Seine Hauptaufgabe bestand zunächst in der Rekonstruktion der Verkaufseinrichtung. Foto und Optik wurden in die obere Etage verlegt, Rundfunk und Fernsehen nach unten. Im Dezember 1965 übergab er die Leitung an Horst Bäßler, der das Geschäft für die nächsten drei Jahrzehnte leitete.

Ab Mitte 1965 baute die DDR Industrievertriebe auf. Dadurch sollten die Bürger besser mit hochwertigen Konsumgütern wie Fahrzeugen, Kühlschränken und nicht zuletzt Erzeugnissen der Elektroakustik versorgt werden. Zittau sollte daher Anfang Januar 1966 eine weitere Fachfiliale bekommen. Die HO Industriewaren stellte dafür das Objekt Konfektion Innere Weberstraße 31, Ecke Innere Oybiner Straße zur Verfügung. Die Umbauarbeiten verzögerten sich jedoch und so erfolgte der Verkauf zunächst in der ehemaligen Konsumverkaufstelle Rundfunk am Rathausplatz, bis die neue Filiale Mitte März 1966 öffnete. Zehn Jahre später reichte auch dort der Platz nicht mehr. Der Umsatz steigerte sich. Betrug er 1966 noch 3,5 Millionen, so war es 1975 schon 8,1 Millionen Mark. Das Kollektiv stieß an seine Leistungsgrenze und plante Veränderungen. Diese waren jedoch nur mit größeren Umbauten zu bewältigen. Dafür brauchten sie Geld, aber das war damals für den Handel nicht so einfach zu bekommen. Drei Jahre später erhielten sie 20 000 Mark für den Umbau. Also zogen sie wieder zum Rathausplatz und der Umbau begann. Nach vier Monaten war die Bilanzsumme verbaut, doch die Arbeiten noch lange nicht fertig. Mehr Geld gab es trotzdem nicht. Also wurde mit einer Feierabendbrigade weitergebaut und so konnte die Fachfiliale des VEB RFT Industrievertrieb Rundfunk und Fernsehen in Zittau am 13. März 1979 wiedereröffnet werden. Nun umrahmte in beiden Verkaufsetagen ein künstlerischer Fries die Einrichtung. Das Wichtigste für die Kunden jedoch war die Verdreifachung der Ausstellungsfläche. Während früher nur zwölf spielbereite Fernsehgeräte vorgeführt werden konnten, waren es nunmehr 42 Geräte, stand in der Sächsischen Zeitung. Die Gesamtkosten betrugen 250 000 Mark. Zudem gab es Werkstätten in Zittau – hier zuerst auf der Baderstraße, dann auf der Uhreninsel und zuletzt auf der Zeichenstraße – und in Seifhennersdorf.

Die Filiale Innere Weberstraße 31 wurde zwischenzeitlich als Verkaufstelle für Fahrräder und Zubehör genutzt. Das Haus steht seit Jahren leer. Zur Versteigerung wurde das Grundstück mit allen Einbauten für 1000 Euro aufgerufen und schließlich an einen ausländischen Investor verkauft. 1984 musste Heinke krankheitsbedingt die Leitung der Filiale aufgeben. Der 86-Jährige musste den Niedergang beider Handelsobjekte erleben.