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Wo die Tonkabohne wächst

Eine Apothekerin stellt weihnachtliche Gewürze vor. Altbekannte – aber auch neue.

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© Daniel Schäfer

Von Uta Büttner

Coswig. Kardamom, Nelken, Zimt und Co – Gewürze der Weihnachtsbäckerei. Jeder kennt sie. Aber Tonkabohnen und Macis? All diese Kostbarkeiten aus dem Orient und Südamerika hat die Coswiger Apothekerin Gisela Thallemer zur Bürgerakademie in die Börse mitgebracht. Schön dekoriert auf einem Tisch können sich die etwa 40 Besucher des Vortrags „Weihnachtliche Gewürze aus der Apotheke“ die verschiedenen aromatischen Sorten vorab schon einmal betrachten. Ein neunjähriges Mädchen schaut neugierig auf die Beschriftungen. „Vanille und Sternanis“, die kennt sie. Und auch Piment, Muskat, Koriander oder Kardamom sind für die Erwachsenen natürlich keine Neuheiten. Doch einiges Interessantes und Überraschendes hat Gisela Thallemer in petto.

Gisela Thallemer von der Rathaus-Apotheke hält den Vortrag in der Börse.
Gisela Thallemer von der Rathaus-Apotheke hält den Vortrag in der Börse. © Daniel Schäfer
Tonkabohnen: Die kannte bis dato keiner der etwa 40 Zuhörer.
Tonkabohnen: Die kannte bis dato keiner der etwa 40 Zuhörer. © Daniel Schäfer

Beispielsweise sollen manche Leute eine Abneigung gegen Koriander haben: „Studien ergaben, dass diese genetisch bedingt ist.“ Und die frischen Blüten der Pflanze sollen nach Wanzen riechen. „Ich kann das nicht bestätigen“, sagt die Apothekerin und fügt schmunzelnd hinzu: „Ich weiß aber auch nicht, wie Wanzen riechen.“ Eine Frau möchte wissen, ob Ceylon-Zimt wirklich besser ist als Cassis-Zimt. Sie erfährt, dass Ersterer mehr ätherische Öle hat. Ist das Gewürz für Kinder gefährlich? „Ja, es ist leberschädigend, weshalb Vier- bis Fünfjährige nicht mehr als sieben bis zehn Zimtsterne pro Woche essen sollten“, meint die Apothekerin. Außerdem erfahren die Zuhörer, dass Sternanis nichts mit Anis zu tun hat und Ingwer bis vor Kurzem noch als etwas Exotisches galt.

Neben der Anwendung weihnachtlicher Gewürze erhalten die Besucher auch ein paar medizinische Tipps – kein Wunder bei einer Apothekerin. So empfiehlt sie frischen Ingwer mit heißem Wasser übergossen als wunderbaren Erkältungstee. Zudem helfe er gegen die Reisekrankheit. „Von Ingwer in Teebeuteln rate ich ab. Das ergibt keinen Sinn.“ Und fügt hinzu: „Obwohl wir ihn auch bei uns verkaufen.“

Auch die Mandel ist ein Thema. Unabdingbar für den Dresdner Stollen. „Wir verkaufen derzeit große Mengen. Aber die bitteren Mandeln.“ Denn die sind im Lebensmittelhandel nicht mehr so einfach zu erwerben, wegen der Blausäure, die sie enthalten. Aber ist sie denn nun so giftig, möchte jemand wissen. Gisela Thallemer sagt: „Bei Erwachsenen könnten 60 Stück und bei kleinen Kindern sechs bis zehn tödlich sein. Aber ich glaube nicht, dass Kinder freiwillig zehn von diesen Dingern essen.“

Eine Frau fragt, ob es stimmt, dass das Essen von ein paar süßen Mandeln gegen Hunger hilft. „Da bin ich überfragt. Bei mir ist es eher das Gegenteil, vor allem bei gesalzenen Mandeln“, antwortet Gisela Thallemer sehr zum Lachen der Zuhörer. Interessantes hat auch noch die Muskatnuss zu bieten. So waren die meisten erstaunt, dass die Nuss – der Samen der Frucht – ein rotes Netz umschließt, genannt Macis. Getrocknet und gemahlen ist es ein rötliches Pulver. Die Teilnehmer dürfen auch einmal kosten. „Es ist ein zarterer, blumigerer Geschmack als bei der Muskatnuss selbst“, sagt eine Frau. Die Apothekerin klärt auf: „Macis kommt auch in den Dresdner Stollen und in die Bayerische Weißwurst.“

Und auch beim Pfeffer sind noch einige Fragen offen. Zum Beispiel, ob es einen Unterschied zwischen weißem und schwarzem Pfeffer gebe. Den gibt es in der Tat. Der weiße wird geschält und schmeckt anders.

Bei einer Frage am Ende muss Gisela Thallemer dann passen. Annelie Zeeh, die Organisatorin der Bürgerakademie, möchte wissen: Was sind Tonkabohnen und woher kommen sie? Zwar hat die Apothekerin sie selbst mitgebracht, aber im Vortrag nicht erwähnt. Doch so viel kann sie sagen: „Es ist ein Mode-Gewürz, vor allem für Süßspeisen. Die Bohne riecht etwas nach Karamell und ist eine Alternative zu Vanille.“ Und, sie ist sehr teuer. Aber woher die Bohne kommt, diese Frage muss die Apothekerin offenlassen. Für eine Riechprobe wandert die Tonkabohne durch die Reihen und im allgemeinen Raunen ist zu hören: „Hmm, die riecht gut.“

Die Tonkabohne ist übrigens in Südamerika beheimatet. Und warum ging es eigentlich um Gewürze aus der Apotheke? Weil früher, als Gewürze noch edle, teure Kostbarkeiten waren, der Handel vor allem über die Apotheken lief.

Nächster Bürgerakademie-Vortrag: 7. Dezember, 15 Uhr, in Villa Teresa, zu Altertumsforscher Winckelmann, Eintritt frei, Spenden für das Forum für Baukultur Dresden erbeten