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Suche nach Flüchtlingsunterkünften

Die Gemeinde Cunewalde hat viele Objekte auf ihre Eignung geprüft. Und die Ergebnisse jetzt den Einwohnern vorgestellt.

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© Uwe Soeder

Katja Schäfer

Cunewalde. Das gab es in Cunewalde noch nie: Über 300 Leute drängten sich im großen Saal der Blauen Kugel, als die Gemeinde jetzt zur Einwohnerversammlung eingeladen hatte. Thema war die Unterbringung von Flüchtlingen. Bürgermeister Thomas Martolock (CDU) stellte alle Objekte vor, die die Gemeinde darauf hin geprüft hat, ob sie dem Landratsamt als mögliche Unterkünfte gemeldet werden können. Dazu hat der Landrat alle Städte und Gemeinden noch einmal dringend aufgefordert. Denn nach neuesten Schätzungen muss der Kreis ab Ende Januar nächsten Jahres rund 380 Flüchtlinge pro Woche unterbringen.

Nur wenige Objekte können kurzfristig belegt werden

Große leere Gebäude, die sich für die Einrichtung von Asylbewerberheimen eignen, gibt es in Cunewalde nicht. Aber einige Objekte, die Wohnraum für einzelne Asylbewerber bieten könnten. Dazu gehört das ehemalige Gemeindeamt an der Hauptstraße 124. Das untere Geschoss ist an Gewerbetreibende vermietet. „In den Obergeschossen könnten innerhalb von zwei bis drei Monaten vier Wohnungen mit ungefähr 24 Plätzen hergerichtet werden“, sagte Thomas Martolock.

Ein über 100 Jahre altes Wohnhaus an der Hauptstraße 172 sei als Übergangsquartier für sechs Personen denkbar. Das Gebäude war bis vor einem Jahr bewohnt. Die Gemeinde hat es gekauft und will es abreißen, um Platz für Straßenbau zu schaffen. „Den Abbruch könnten wir verschieben“, äußerte der Cunewalder Bürgermeister. Für geeignet hält die Gemeinde auch das Haus mit der Adresse Neue Sorge 8, das ihr aber nicht gehört. Bei der mehrfach angesetzten Zwangsversteigerung fand sich kein Bieter dafür.

In der Albert-Schweitzer-Siedlung in Weigsdorf-Köblitz – einem aus Blöcken bestehenden Wohngebiet – stehen derzeit vier kommunale Wohnungen leer. Die will die Gemeinde dem Landkreis als Flüchtlingsunterkünfte anbieten. Zudem könnte dort ein privater Eigentümer fünf seiner Wohnungen kurzfristig bereitstellen und fünf weitere Anfang nächsten Jahres.

Etliche leerstehende Gebäude sind nicht geeignet

In Cunewalde gibt es noch etliche weitere ungenutzte Räume. Doch die Gemeinde hält sie nicht für geeignet, weil es unwirtschaftlich wäre, sie herzurichten. Bei der ehemaligen Schule in Schönberg ist zwar das Dach saniert und das Erdgeschoss wird als Dorftreff genutzt. Doch das Haus hat keine Heizung. Das Obergeschoss ist in sehr schlechtem Zustand, das Dachgeschoss nicht ausgebaut.

Im Feuerwehrgerätehaus in Weigsdorf-Köblitz ließen sich nur mit viel Aufwand ein bis zwei Wohnungen einrichten. Auch der Kopfbau des Fabrikgebäudes, in dem sich das Oberlausitzer Einkaufszentrum befindet, müsste erst umfangreich saniert werden, bevor er bezogen werden kann. Als nicht für Wohnzwecke herrichtbar eingeschätzt werden das seit der Wende ungenutzte Ferienlager Sachsenhöhe, die Fabrik, in der sich einst eine Pfennigfuchser-Filiale befand, und die seit über 30 Jahren leere alte Kirchschule. Das ehemalige Bergschlösschen steht zwar zum Verkauf, eigne sich aber nicht, weil die Eigentümer in Süditalien leben und sich aus der Ferne nicht darum kümmern können. Ein unsaniertes kommunales Gebäude am Weigsdorfer Berg 11 benötigt die Gemeinde selbst, um Cunewalder unterzubringen, die sonst auf der Straße stünden. Derzeit ist dort nur eine Wohnung nicht belegt.

Flächen für Neubauten hat die Gemeinde nicht

Ingesamt etwa 60 Plätze will Cunewalde melden, die vom Landkreis angestrebte Selbstverpflichtungserklärung zur Flüchtlingsunterbringung aber nicht unterschreiben. Das soll der Gemeinderat heute beschließen. „Denn die geforderte Quote können wir nicht erfüllen“, begründete Martolock. Die einzige Lösung, um alle aufzunehmenden Asylsuchenden unterbringen zu können, sieht er darin, dass der Kreis eine sehr große zentrale Aufnahme-Einrichtung mit professioneller Betreuung schafft. In Cunewalde seien aber keine Flächen vorhanden, auch nicht für das Aufstellen von Containern. – Laut der ersten Rechnung soll Cunewalde bis Ende 2016 rund 120 Asylsuchende aufnehmen. Inzwischen gehe man von der Verdopplung bis Vervierfachung der Zahlen aus, sagte der Leiter des Kreis-Ausländeramtes, Lars Eibisch. „Wir wollen hier aber keine Flüchtlinge“, äußerten in der Diskussion einige Einwohner und bekamen viel Beifall. Beklatscht wurde auch die Forderung, die Grenzen Deutschlands dichtzumachen.