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Wo bleiben nur die kleinen Meisen?

Die Knirpse der Schönfelder Kita nahmen am Freitag zum ersten Mal an der „Stunde der Wintervögel“ teil.

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© Kristin Richter

Von Manfred Müller

Schönfeld. Wo sind nur all die Vögel hin, die sich sonst immer rund ums Futterhäuschen tummeln? Eifrig schauen die Zwerge der Schönfelder Kita „Sonnenschein“ durchs Fenster im Treppenhaus nach draußen. Aber im Moment lässt sich einfach keiner blicken. Dabei haben die Kinder die beiden Vogelhäuser doch gerade mit allerlei Leckerbissen bestückt: Sonnenblumenkerne, Meisenknödel und Apfelstücke. Und sie haben sogar zur Gitarrenbegleitung noch das Liedchen von der kleinen Meise gesungen. Aber weder die mit dem blauen noch die mit dem schwarzen Köpfchen lässt sich blicken.

Tessa , Luise und Malte (von links nach rechts) bei der Vogelfütterung.
Tessa , Luise und Malte (von links nach rechts) bei der Vogelfütterung. © Kristin Richter
Florentine kommt noch nicht an das grüne Vogelhaus heran und braucht daher die Hilfe von Jana Hoyer.
Florentine kommt noch nicht an das grüne Vogelhaus heran und braucht daher die Hilfe von Jana Hoyer. © Kristin Richter

Auch nicht die Rotkehlchen und Rotschwänzchen, die sonst regelmäßig vorbeikommen. Und nicht mal die Dauergäste, die Amseln, die so gern an den Apfelscheiben herumpicken, haben heute Lust auf ein fruchtiges Frühstück. Vielleicht ist es ja der Vorführeffekt. Oder die frühe Stunde. Oder die Tatsache, dass sich die Kindertagesstätte zum ersten Mal an der Wintervogelzählung beteiligt.

Wissenschaftlichen Mitmachaktion

Jedes Jahr Anfang Januar ruft der Naturschutzbund (Nabu) bundesweit dazu auf, eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zu zählen. Von einem ruhigen Beobachtungsplätzchen aus wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die im Laufe dieser 60 Minuten gleichzeitig zu beobachten ist. Das pure Interesse und die Freude an der Vogelwelt reichen zur Teilnahme aus, eine besondere Qualifikation ist für die Wintervogelzählung – der größten wissenschaftlichen Mitmachaktion Deutschlands – nicht nötig. Die Beobachtungen können dann im Internet (siehe Link) bis zum 16. Januar gemeldet werden. Die Ergebnisse werden vom Nabu dann ausgewertet. 2017 hatten an der „Stunde der Wintervögel“ deutschlandweit erstmals mehr als 100 000 Vogelfreunde teilgenommen.

Nach einer vogellosen Viertelstunde lässt die Aufmerksamkeit von Johann, Florentine, Malte, Tessa und den anderen Kindern schon ein bisschen nach. Dann ein kollektiver Aufschrei. „Da! Da oben!“ Eine Amsel hat sich in der Krone der Birke neben dem Futterhäuschen niedergelassen. Misstrauisch äugt sie nach unten. Kurz darauf kommen noch zwei Artgenossen angeflattert. Auch sie nehmen zunächst im Geäst Platz.

Sicher haben sie die vor Aufregung herumzappelnden Dreikäsehochs im Treppenhaus längst erspäht. Jetzt beginnt auch noch die Vogeluhr im Kita-Vorraum zu schlagen – neunmal ruft der Eisvogel. Die Amseln hingegen bleiben in luftiger Höhe. Immerhin Gelegenheit, mal im Bestimmungsbuch nachzuschlagen und den Kleinen eine aus der Nähe zu zeigen. Und auch mal aufs Knöpfchen im Buch zu drücken und ihrer Stimme zu lauschen.

Die Amsel ging im vorigen Jahr als einer der Gewinner aus der Wintervogel-Zählaktion hervor. Sie ist in unseren Breiten ein sogenannter Standvogel – bleibt also das ganze Jahr über in ihrem Revier. Allerdings bekommen viele Vogelarten, die hier ansässig sind, im Winter noch Besuch von Artgenossen aus kälteren Breiten. Im vorigen Jahr seien diese – darunter auch die Meisen – wegen des milden Winters ziemlich zugfaul gewesen. Deshalb ließen sich insgesamt auffallend wenige Vögel in den Gärten und Parks blicken.

Waldvögel auf Nahrungssuche

Dieses Jahr sieht es ganz anders aus, denn Buchen und andere Waldbäume tragen nur mäßig Früchte. Schon seit Oktober kommen viele Waldvögel auf Nahrungssuche in die Siedlungen. An diesem Freitagvormittag allerdings nicht in den Schönfelder Kindergarten. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Vielleicht steht ja auf einem der Nachbargrundstücke ein besonders üppig ausgestattetes Futterhäuschen. Oder es schleichen gerade viele Katzen um die Kita herum. Oder drüben in den Fichten hat sich ein Falke versteckt.

Wäre über den Jahreswechsel Schnee gefallen und liegengeblieben, würden sicher mehr hungrige Gäste ums Futterhaus flattern. Enttäuscht sind die kleinen Vogelfreunde aus Schönfeld trotzdem nicht. In drei Wochen wollen sie beim Tag der offenen Tür in ihrer Kindertagesstätte die „Vogelhochzeit“ aufführen. Da verwandeln sie sich dann selbst in die gefiederten Gäste, die bei der „Stunde der Wintervögel“ ausgeblieben sind.

www.stundederwintervoegel.de