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Wittichenau im Faschingstaumel

Rund 1 000 Karnevalisten nahmen am Rosenmontag am Umzug teil. Zehnmal so viele Gäste schauten begeistert zu.

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© Gernot Menzel

Von Anja Wallner

Pünktlich um halb zwei kam sogar zaghaft die Sonne durch die Wolken. Nein, wegen des Wetters hatte sich in Wittichenau keiner Sorgen gemacht, dass es, anders als in westdeutschen Karnevals-Hochburgen, keinen Rosenmontagsumzug geben würde. Der Wind blies zwar recht kräftig, aber die Wagen, Fußgruppen und Reiter beim Umzug hielten ihm stand. Und zumindest bei der ersten Umzugsrunde bleiben alle trocken. „Das Wetter war bei uns immer gut, das haben wir so bestellt“, ließ Moderator Gerold Kochta von der Umzugskommission wissen. Zirka 100 Bilder waren beim Wittichenauer Umzug zu bewundern, dazu rund 1 000 teilnehmende Karnevalisten und sicher gut zehnmal so viele Zuschauer säumten die Straßen. Unbegrenzte Narrenfreiheit gibt es übrigens nicht.

Die Naußlitzer fuhren mit diesem imposanten Schiff in Wittichenau vor. Sie widmeten sich dem Thema Tier-Partnersuche auf der Arche, äh… auf dem „Paarship“.
Die Naußlitzer fuhren mit diesem imposanten Schiff in Wittichenau vor. Sie widmeten sich dem Thema Tier-Partnersuche auf der Arche, äh… auf dem „Paarship“. © Gernot Menzel
Bejubelt wurde das Prinzenpaar „Seine Tollität Prinz Torsten, Einziger von Fujiyama“ und „Seine Allerliebstlichkeit Prinzessin Sanni von der Korn-Ecke“.
Bejubelt wurde das Prinzenpaar „Seine Tollität Prinz Torsten, Einziger von Fujiyama“ und „Seine Allerliebstlichkeit Prinzessin Sanni von der Korn-Ecke“. © Gernot Menzel

Die 20 Festwagen mussten vor dem Umzug zur Abnahme. Das hat nichts mit dem TÜV zu tun; die Umzugskommission schaut vielmehr auf die Wagenthemen und die geplanten Sprüche. Was wird beanstandet? Dinge unter der Gürtellinie und „Schweinisches“, so Gerold Kochta. Auch dieses Jahr mussten allzu forsche Narren da Abstriche machen…

Konfetti- und Bonbonregen

Traditionell wurde die große Politik ein wenig aufs Korn genommen, es dominierten aber die lokalen Themen. Zwischen Konfetti- und Bonbonregen sowie reichlich Qualm aus Nebelmaschinen ging es um die Burg Mortka („Ziehst du Zähne und Wurzeln wie ein Blitz, hast du bald eine Burg in deinem Besitz“), um Dörgenhausener Fußball („Die Elsterbrasilianer machen sich breit, der Henkelpott ist nur noch ne Frage der Zeit“) oder den Klimawandel „in der keulschen Bucht“. Den Keulaer Wagen zierte ein trauriger Riesenschneemann – dafür war die Stimmung auf dem Gefährt umso besser. Topaktuell wie immer die Wagenbauer aus Koblenz, die sich über Greenpeace als mögliche Vattenfall-Käufer lustig machten. Dazu drehte sich ein Förderband aus Wittichenauer Bierkästen… Kinder freuten sich sicher über den Wagen aus Cunnewitz/Schönau: Darauf tanzten gelb-blaue Minions. Und zwischen den Wagen: die schon am Sonnabend beim Weiberfaschingsumzug bewunderten Frauengruppen, Standarten, Garden, Herolde, Reiter, Prinzenpaare – Höhepunkt natürlich der Wagen des Prinzenpaars „Seine Tollität Prinz Torsten, Einziger von Fujiyama“ und „Seine Allerliebstlichkeit Prinzessin Sanni von der Korn-Ecke“ im türkisfarbenen Kleid mit vielen aufgenähten Rosenblüten sowie Hofmarschall Toffi. „Die Prinzessin hat diesmal das Wort“, meinte Gerold Kochta über das Prinzenpaar der aktuellen 310. Saison. „Sanni ist für die Bühne geboren.“ Der „japanische“ Prinz hingegen kam mit eigenem Schlachtruf daher, den die Zuschauer vor Umzugsbeginn auch kräftig übten: „Fuji-Yama!“