Merken

Wittgendorferin schaffte Rodel-Sensation

Die Lehrerin Ilse Geisler wurde 1962 in Polen Weltmeisterin im Rennrodeln der Damen. Mit dem WM-Titel hatten wohl nicht einmal ihre Trainer gerechnet.

Teilen
Folgen
© SZ-Archiv

Von Bernd Dreßler

Wittgendorf. Mit Tatjana Hüfner aus Friedrichroda schaffte es 2017 wieder eine deutsche Rennrodlerin bei den Weltmeisterschaften in Innsbruck-Igls aufs höchste Treppchen. Wie fast immer bei den Welt-Titelkämpfen im Damen-Rennrodeln in den zurückliegenden Jahrzehnten. Vor 55 Jahren allerdings war ein Sieg bei Weltmeisterschaften noch eine Sensation.

Ilse Geisler hieß die damals 21-jährige Frau, die im Februar 1962 in Krynica Zdroj in den polnischen Beskiden Gold gewann. In Kunnersdorf bei Görlitz hatte sie ihr Sportlehrer Bernfried Baron entdeckt, der sich auch als Sportreporter beim DDR-Fernsehen einen Namen machte. Mit dem WM-Titel hatten wohl nicht einmal ihre Trainer gerechnet, denn die für den SC Traktor Oberwiesenthal startende Sportlerin war nach einer langwierigen Sturzverletzung erst wieder in die DDR-Nationalmannschaft zurückgekehrt.

Die Freude über den WM-Sieg war besonders im Altkreis Zittau groß, denn Ilse Geisler unterrichtete an der damaligen Oberschule Wittgendorf eine vierte Klasse. Ihre Schüler hatten nun eine Weltmeisterin als Klassenlehrerin. Bei einem Empfang des Rates des Kreises Zittau wurde die „hervorragende Verfassung“ hervorgehoben, mit der Ilse Geisler auf der schnellen Bahn die „großen, sieggewohnten Rodelnationen Österreich, Polen, Schweiz und Westdeutschland“ hinter sich ließ.

Von da an gehörte Ilse Geisler zur Weltspitze. Sie verteidigte ihren Titel bei der WM 1963 im österreichischen Imst, gewann 1963 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck Silber und wurde 1965 bei der WM in Davos noch mal Dritte. 1967, bei der WM im schwedischen Hammarstrand, verpasste sie als Vierte knapp das Podest. Nach dem Ende ihrer Sportlerkarriere arbeitete Ilse Geisler als Pädagogin in Stralsund und fand in Mecklenburg eine neue Wahlheimat.