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Wirte auf der Suche nach Lehrlingen

Die Personalnot im Gaststätten- und Hotelgewerbe ist groß. Aber nur wenige Betriebe bilden aus.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Für Gastwirte wird es immer schwerer, Personal zu finden. Manchmal gehen sie deshalb ungewöhnliche Wege. So wie Holger Eulitz. Er betreibt seit 28 Jahren das Café und Restaurant „Schwarz-Weiß“ in Stauchitz. Er ist damit der dienstälteste Gastwirt in dem Ort nach dem Krieg. Und für den 63-Jährigen ist lang noch nicht Schluss. Doch selten hatte er es so schwer wie heute. Nicht, dass Gaststätte und Pension schlecht laufen würden. Das Problem ist ein ganz anderes. Eulitz sucht händeringend Personal, findet aber keines. „Weder die Arbeitsagentur konnte mir helfen, noch brachten Stellenanzeigen Erfolge“, sagt der 63-Jährige. Deshalb hat er sich jetzt zu einer ungewöhnlichen Aktion entschlossen. Auf Plakaten, die er an Einkaufsmärkten in Stauchitz und Ostrau, aber auch an seinem Haus aufgehängt hat, sucht er einen Koch, eine Köchin oder eine Küchenhilfe. Doch nicht nur das: In seiner Verzweiflung hat er bei Einstellung öffentlich eine Prämie von 100 Euro ausgelobt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich mal in solch eine Situation kommen würde“, sagt er.

Annett und Torsten Koschinsky, die Inhaber des Hotels „Weiße Taube“, setzen auf die Ausbildung und Umschulung von Restaurantfachkräften. „Doch oft ist es so, dass die Auszubildenden nach der Lehre einen anderen Weg gehen oder sich anders orientieren“, sagte Anett Koschinsky. So zumindest seien die Erfahrungen aus den letzten Jahren. Im Hotel werden nicht nur Restaurantfachkräfte, sondern auch Mitarbeiter für den Zimmerservice benötigt. „Deshalb suchen wir ständig Personal. Das ist seit etwa drei Jahren so prekär geworden. Die Ursachen kann ich nicht erklären. Wir stecken da nicht drin“, sagt Annett Koschinsky. Für die jungen Leute, die einen Beruf in der Gastronomie erlernen, sei das eine große Herausforderung. „Sie müssen bei uns von manchmal Null auf 100 hochschalten und das acht Stunden hintereinander“, so die Hotelchefin. Zurzeit sei die „Weiße Taube“ zwar gut aufgestellt. Dafür habe man aber auch sehr lange gesucht. Für das kommende Lehrjahr habe es nicht eine Bewerbung für die Stelle als Restaurantfachkraft gegeben. Auch auf Studenten können die Döbelner Gastronomen, so wie in anderen Städten, kaum zurückgreifen. „Um Personal zu gewinnen, sind wir auch noch andere Wege als die Lehrausbildung gegangen. Wir haben Arbeitslose oder sogar Langzeitarbeitslose eingestellt und versucht, ihnen alles beizubringen, was besonders im Service benötigt wird. Das ist nicht immer einfach und kostet auch viel Kraft“, sagt Annett Koschinsky.

Das Landhotel „Zum Nicolaner“ in Obergoseln ist beim Servicepersonal gut aufgestellt. Nur ein Koch werde dringend gebraucht, so Kerstin Teichmann, Restaurantleiterin des Landhotels. „Jetzt wird im Gastronomiegewerbe nicht mehr so schlecht verdient. Viele Gastronomen sind bereit, etwas mehr zu zahlen, um gute Leute zu finden und zu halten.“ Sicher würden für junge Leute Arbeitszeiten am Abend und am Wochenende eine große Rolle spielen, ergänzte sie.

Zu solchen Maßnahmen wie der Wirt in Stauchitz mussten die Inhaber des Gasthofes „Zum Landstreicher“ Ute und Hagen In der Stroth in Simselwitz noch nicht greifen. „Wir sind ein Familienbetrieb mit einer festangestellten Mitarbeiterin sowie einem Stamm von Aushilfskräften“, sagte die Wirtin. Sie führt den Gasthof „Zum Landstreicher“ in Simselwitz. Ihr täten alle Gastronomen leid. Sie würde selbst diesen Weg, so wie er sich entwickelt hat, nicht wieder wählen. „Es gibt einfach zu viele Vorgaben und das nicht nur beim Personal. Wir führen auch eine Pension. Da sind für jedes Zimmer monatlich GEZ-Gebühren fällig, egal, ob belegt oder nicht“, sagte Ute In der Stroth. Bei diesen Rahmenbedingungen habe ie überleget, ob sie weitermache oder nicht. Sie sei froh, dass sie in zwei Jahren aufhören könne. Ute In der Stroth ist die Küchenchefin. Die Tochter unterstützt sie und der Schwiegersohn kümmert sich um das Management. Auch die zweite Tochter hilft manchmal in der Küche aus. „Unsere Servicekraft ist schon viele Jahre bei uns. Sie hat eine gute Entwicklung genommen und wie profitieren voneinander“, so Ute In der Stroht. (mit jm/SZ)