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Wirt muss Erbgericht schließen

Fast fünf Jahre führte Tilo Hamann das Lokal in Eulowitz. Doch nun ist er insolvent und sieht dafür mehrere Gründe.

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© Carmen Schumann

Carmen Schumann

Eulowitz. Eine Tafel vor dem Erbgericht Eulowitz weist darauf hin, dass das Lokal geschlossen ist. Dem Wirt Tilo Hamann bleibt jetzt nur noch, seine Möbel aus der kleinen Einliegerwohnung auszuräumen, die er nutzte, wenn es wieder einmal einen sehr späten Feierabend gab. Das Inventar der Gaststätte darf er nicht ausräumen, obwohl es ihm gehört. Denn er musste Privatinsolvenz anmelden und das Mobiliar fällt unter die Insolvenzmasse. Das ist ein herber Schlag für den Gastronomen. Am 15. August 2011 hatte er das Restaurant an der Bundesstraße 96 übernommen. „Ich setzte auf die regionale, saisonale Küche“, sagt er. Seine Lieferanten seien aus dem engsten Umkreis gekommen. Damit habe er auch die regionalen Wirtschaftskreisläufe gestärkt. So habe er beispielsweise viele Produkte vom Bauernhof Domanja aus Wittichenau bezogen.

Obwohl er mit dem Alltagsgeschäft im Restaurant und der Pension durchaus zufrieden sein konnte, habe es unterm Strich nicht funktioniert. Nicht nur das Restaurant sei gut gelaufen, sondern auch die kleine Pension im Obergeschoss des Erbgerichtes sei mit einer durchschnittlichen Auslastung von 70 Prozent gut genutzt worden. „An den Wochenenden war fast immer ausgebucht und in der Woche nutzten Firmenvertreter und Monteure die Zimmer“, sagt Tilo Hamann.

Catering von anderden Firmen bestellt

Der Wirt sieht den Grund für sein Scheitern vor allem in der für ihn äußerst unbefriedigenden Situation mit dem angrenzenden Saal. Der gehört, wie das gesamte Objekt, der Gemeinde Großpostwitz. Vor allem in der wärmeren Jahreszeit werde der Saal äußerst rege genutzt, fast an jedem Wochenende sei da was los gewesen. Doch das Problem dabei: Viele der Saal-Nutzer bestellten das Catering nicht bei ihm, sondern ließen es sich von anderswo kommen. Oftmals sei dann aber die Qualität des Essens nicht zufriedenstellend gewesen. Da aber nicht alle Gäste mitbekommen hatten, dass das Catering von außerhalb kam, sei eine schlechte Bewertung der Speisen dann auf ihn zurückgefallen, nach dem Motto: „Im Erbgericht schmeckt es nicht, da brauchst du gar nicht erst hinzugehen!“ Das sei teilweise regelrecht rufschädigend für ihn gewesen.

Trotz des bitteren Endes sieht der mit zahlreichen Auszeichnungen dekorierte Gastronom das Ganze nicht als einen Fehlschlag an. Letztlich habe ihm die Übernahme der „Grünen Tanne“ in Putzkau das Genick gebrochen. „Dieses Restaurant hatte ich gepachtet im Hinblick darauf, mich aus dem Erbgericht Eulowitz wegen der unbefriedigenden Situation mit dem Saal zurückzuziehen“, sagt Tilo Hamann. Die „Grüne Tanne“ hatte er im November 2014 übernommen. Doch dort sei es extrem schwer angelaufen, weil kurz zuvor der Koch weggegangen war. Dies führte dazu, dass die Gäste wegblieben. Das Weihnachtsgeschäft lief daher schlecht und die nachfolgenden Monate Januar und Februar sind in der Gastronomie ohnehin eine Saure-Gurken-Zeit. „Die daraus entstandenen Verluste konnten wir letztlich nicht mehr ausgleichen“, bedauert Tilo Hamann.

Beschäftigte wieder vermittelt

Im Januar 2016 habe er aber noch weitergemacht, um in Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter eine Lösung für die jeweils fünf Beschäftigten in Eulowitz und Putzkau zu finden. „Die meisten von ihnen sind nun mittlerweile bereits wieder in Arbeit“, sagt er.

Tilo Hamann selbst sieht das Scheitern auch als Chance. „Man muss immer nach vorn schauen und positiv denken“, sagt er. Obwohl der Koch, der seit 2013 Mitglied von Euro-Toques Deutschland, der europäischen Union der Köche ist, durchaus Angebote, zum Beispiel aus Dresden erhalten hatte, möchte er auf jeden Fall in der Oberlausitz bleiben. Eines steht für ihn bereits fest: „Zum Valentinstag werde ich im Bierbrauhaus in Obergurig kochen“, sagt er.

Der Großpostwitzer Bürgermeister Frank Lehmann bestätigt, dass der langfristige Mietvertrag von Tilo Hamann durch den Insolvenzverwalter zum 31. Mai gekündigt wurde. Gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter werde er nun nach Lösungen für den Weiterbetrieb der Gaststätte suchen. Der Großpostwitzer Gemeindesaal stünde in jedem Fall weiterhin in gewohnter Weise für Feierlichkeiten aller Art zur Verfügung.