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Wird Verein Grundstückseigentümer?

Das neue Gebäude auf dem Sportplatz ist bald fertig. Gebaut hat es die TSV. Platzeigentümer ist die Stadt. Ob das so bleibt, wird gerade diskutiert.

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© Arvid Müller

Von Sven Görner

Radeburg. Vor gut einem Jahr hat Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) in Radeburg den Fördermittelbescheid für das neue Mehrzweckgebäude auf dem Sportplatz an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Allee übergeben. Inzwischen ist der Neubau fast fertig. Wie René Eilke, der Vorsitzende der TSV 1862 Radeburg, auf SZ-Anfrage sagte, soll die Einweihung am 10. Juni gefeiert werden.

Bis dahin bleibt allerdings noch einiges zu tun. Nicht nur für die beauftragten Handwerker, sondern auch für die Vereinsmitglieder. Denn die TSV muss für das 2,4 Millionen Euro teure Projekt – 1,26 Millionen kommen dabei von der Stadt – neben 50 000 Euro auch 9 000 Stunden Eigenleistungen beisteuern. So unter anderem beim Malern und beim Gestalten der Außenanlagen. Bis Ende Mai müssen zudem die bisherigen Büroräume, das Vereinsarchiv und die Kegelbahn am Lindenplatz geräumt sein. Denn im Juni will der Discounter Lidl dort mit den Arbeiten für den Ersatzneubau seines Radeburger Markts beginnen.

Die moderne Musterfiliale wird zudem noch durch einen Drogeriemarkt ergänzt. Damit trotz dieser Erweiterung die Bäume am Lindenplatz stehen bleiben können, hatte der Stadtrat dem Abriss des städtischen Gebäudes mit der alten Zwei-Bahnen-Kegelanlage zugestimmt. Für die Kegler des TSV wurde dafür in dem neuen Mehrzweckgebäude auf dem Sportplatz eine moderne Wettkampfanlage mit vier Bahnen eingebaut.

Die Entscheidung der Räte hatte seinerzeit in der Stadt für viele Diskussionen gesorgt, weil die Kegler befürchtet hatten, möglicherweise über Monate ohne eigene Kegelbahn auskommen zu müssen. Wie sich jetzt zeigt, war diese Aufregung unnötig gewesen.

Aktuell wird gerade etwas anderes diskutiert. Allerdings weniger breit und emotional. Denn mit dem Abschluss der Bauarbeiten muss auch geklärt werden, wie das neue Haus und der Grund und Boden, auf dem es steht, zusammengeführt werden sollen. Denn während der Verein Bauherr und auch künftiger Betreiber ist, gehört der Sportplatz der Stadt. Diese will der TSV das Gelände über einen Erbbaupachtvertrag für 50 Jahre in Obhut geben. Der Verein soll dafür 900 Euro im Jahr zahlen. Eine Verfahrensweise, wie sie häufig bei kommunalen Grundstücken praktiziert wird, die für das Gemeinwohl von Interesse sind. So neben Sportanlagen auch Schulen oder Kitas in freier Trägerschaft.

Das Rathaus hatte bereits einen entsprechenden Beschluss für den Stadtrat vorbereitet. Zu einem Beschluss kam es dann aber überraschend nicht. Vielmehr wurde die Entscheidung vertagt. Den Grund dafür lieferte Andreas Hübler (ULR). Er stellte eine Alternative zum Erbbaupachtvertrag zur Diskussion: den Verkauf des Sportplatzes an den Verein.

Für die TSV würde das allerdings bedeuten, den Kaufpreis sofort auf den Tisch zu legen. Es sei denn, die Stadträte würden eine Stundung und Ratenzahlung beschließen. „Über die 50 Jahre gerechnet, würde der Verein allerdings Geld sparen“, sagt René Eilke. „Letztlich entscheidet darüber aber der Stadtrat“, so der Vereinsvorsitzende, der zugleich auch Stadtrat ist.

„Wir prüfen derzeit mit dem Anwalt und dem Steuerbüro die verschiedenen Optionen“, sagt Bürgermeisterin Michaela Ritter (parteilos). „In der Sondersitzung des Stadtrats am 10. Mai werden wir das Thema wieder auf die Tagesordnung nehmen.“

Die Rathauschefin macht allerdings keinen Hehl daraus, dass sie einen Erbbaupachtvertrag favorisiert. „Er bietet die beste Gewähr dafür, dass das Sportplatzgelände auch in Zukunft nicht zweckentfremdet genutzt werden kann.“ Aus Sicht der Bürgermeisterin sei es auch eine grundsätzliche Frage, wie die Stadt mit ihren Flächen umgehen will.