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Neues Tempolimit in Lawalde?

Auf der Straße vor Familie Rudolfs Haus gilt Tempo 50. Das wollen sie ändern. Die Gemeinde stellt sich aber quer.

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© Bernd Gärtner

Von Marcus Scholz

Marcel Rudolf hat sich vor zwei Jahren den Traum vom eigenen Häuschen erfüllt. In der Lawalder Rudolf-Breitscheid-Siedlung haben er und seine Frau Caroline gebaut. Rudolf hat viel in Eigenleistung bewerkstelligt, während seine Frau Caroline auf die damals gerade erst geborene Tochter Leonie aufgepasst hat. Seitdem der Rudolf’sche Nachwuchs aber mit dem Laufen angefangen hat, sorgen sich die Eltern Marcel und Caroline mehr denn je um ihr Töchterchen. Das hat auch einen Grund. „Auf der Straße vor unserem Haus fahren die Autos viel zu schnell. Draußen zu spielen, ist hier für Kinder viel zu gefährlich“, sagt Marcel Rudolf.

Auf der Rudolf-Breitscheid-Siedlung in Lawalde darf schon immer Tempo 50 gefahren werden. Und das nicht nur im Bereich von Feuerwehr bis zur Kreuzung in Richtung Streitfeld und Oppach. Sondern auch dort, wo die Rudolfs ihr Haus gebaut haben. Das steht auf einem Nebenarm der Breitscheid-Siedlung und bleibt normalerweise vom täglichen Durchgangsverkehr verschont. Und jeder, der dort mit Tempo 50 unterwegs ist, macht verkehrsrechtlich gesehen nichts falsch. Das sieht auch Marcel Rudolf so, der die Temporegelung aber trotzdem gern ändern würde. „Viele Gebäude stehen extrem nah an der Straße. Wenn dann jemand mit 50 Sachen vorbeifährt und derweil ein Kind unachtsam auf die Straße läuft, haben beide keine Chance“, sagt der 28-Jährige, der sein Haus gern in einem verkehrsberuhigten Bereich stehen haben würde. Um das Projekt anzukurbeln, hat er sich bei seinen Nachbarn schlaugemacht, ein Schreiben aufgesetzt und Unterschriften gesammelt. „Fast alle haben unterschrieben“, sagt Rudolf.

Mit dem Ergebnis hat sich der junge Mann dann an die Lawalder Bürgermeisterin Nadja Kneschke (parteilos) gewendet. Die hat das Thema „Beratung und Beschlussfassung zum Antrag zur Errichtung eines verkehrsberuhigten Bereiches“ direkt auf die Tagesordnung einer Sitzung des Lawalder Gemeinderates gesetzt. Dort ist der Antrag von Familie Rudolf aber auf wenig Gegenliebe gestoßen. Von allein können die Gemeindevertreter sowieso keinen verkehrsberuhigten Bereich ausweisen, sondern lediglich Anregungen an die zuständigen Behörden weiterleiten. „Das muss mit Straßenverkehrsbehörde und Polizei abgestimmt werden“, sagte Bürgermeisterin Nadja Kneschke damals. Trotzdem ist darüber diskutiert worden. Und alle Lawalder Räte, die sich zu Wort gemeldet haben, sind einer Meinung gewesen. „Eine Änderung ist nicht notwendig. Das Verkehrsaufkommen ist dort nicht so hoch“, sagt André Jähne. Wenn einmal damit angefangen werden würde, auf Antrag beruhigte Zonen einzurichten, dann nehme das irgendwann kein Ende mehr, so Jähne. Amtskollegin Elke Meile pflichtet ihm bei. „Zu mehr als 80 Prozent wird die Straße von Anwohnern genutzt. Dort herrscht kein normaler Durchgangsverkehr“, ist ihre Meinung.

Das sieht auch der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Israel so. „Solche verkehrsberuhigten Zonen sind Blödsinn. Die Anwohner müssen sich zusammenschließen und das Problem selbst regeln“, sagt er. Also auf die Geschwindigkeit achten und andere darauf hinweisen, nicht zu schnell zu fahren. Am Ende haben die Lawalder Räte kollektiv gegen den Antrag gestimmt.

Rudolfs wollen sich damit nicht zufriedengeben. Marcel Rudolf hat nun vor anzuregen, dass wenigstens ein Schild „Achtung spielende Kinder“ aufgestellt oder für den betroffenen Bereich der Breitscheid-Siedlung Tempo 30 zur Maßgabe gemacht werden. „Daraus würde doch für niemanden ein Nachteil entstehen“, sagt er. Am wichtigsten sei doch, dass Kinder der Nachbarn und sein eigenes sorglos spielen können.