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Wird die neue B 178 erst 2020 fertig?

Der Freistaat rollt das Planverfahren für den Abschnitt von Zittau bis Oderwitz wieder auf. Das könnte viele Jahre dauern.

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Von Thomas Mielke

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hat Michael Hiltscher jetzt auf die letzten knapp 17 Jahre organisierten Kampf für den Bau der neuen B 178 zurückgeblickt. Am 2. Mai 1996 wurde die Interessengruppe B 178 gegründet, dessen Sprecher er ist. Seit dem erheben die darin zusammengeschlossenen Politiker, Unternehmer und einfachen Bürger immer wieder die Stimme für einen zügigen Neubau der Straße. Inzwischen haben sie sich zu ihrer 100. Sitzung getroffen.

Ein lachendes Auge hatte Hiltscher gleich aus zwei Gründen. Zum einen bekam er während der Sitzung im Zittauer Rathaus von allen Seiten Dank für seinen Einsatz als Vorkämpfer. Zum anderen konnte er konstatieren: „Wir haben drei Viertel des Weges geschafft.“ Immerhin ist die Straße von Nostitz bis Obercunnersdorf und die Ortsumgehung Zittau – die Abschnitte 1.2, 2, 3.1 und 4 – fertig. Abschnitt 3.2 von Obercunnersdorf bis Oderwitz ist in Arbeit. Der 5. ist fast fertig und wird mit der Neißebrücke freigegeben.

Das weinende Auge hängt mit dem restlichen Viertel zusammen: Die Fertigstellung der Straße ist wieder ein Stück weiter weggerückt. Zwar betonte Staatssekretär Roland Werner (FDP) vom Wirtschaftsministerium während des Treffens noch mal, dass die B 178 nach der Autobahn 72 von Chemnitz nach Leipzig das wichtigste Straßenbauprojekt in Sachsen ist. Allerdings musste er auch sagen: Abschnitt 3.3 wird noch Jahre bis zur Fertigstellung brauchen. Dies hat ein IG-Mitglied zu einem Vergleich umgerechnet: Wenn die Chinesen ihre Mauer in diesem Tempo gebaut hätten, wie der Staat die neue B 178, dann stände sie heute noch nicht – sondern erst in 16 800 Jahren. So ist der Stand im Einzelnen:

Abschnitt 1.1 wird als nächster

und vorletzter gebaut

Gegen die Trasse von Nostitz zur A 4 gab es im Planverfahren über 100 Einsprüche. Trotzdem wird sie nicht geändert. Stattdessen ist nachgebessert worden. „Die Planungen wurden zügig überarbeitet“, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Immer noch besteht Hoffnung, dass der Plan 2013 festgestellt und so Baurecht geschaffen wird. Allerdings rechnet die IG mit Klagen. Bei der bisherigen Spruchpraxis der Gerichte würde eine Entscheidung 2014 fallen. So könnte im Herbst nächsten Jahres Spatenstich sein und ab 2015 gebaut werden.

Abschnitt 3.2 liegt im Plan

und wird Ende des Jahres fertig

Trotz des langen Winters liegen die Arbeiten am 10,2 Kilometer langen Teilstück von Obercunnersdorf bis Großhennersdorf/Oderwitz im Zeitplan. „In diesem Jahr wird der längste Bauabschnitt, die Ortsumgehung Herrnhut, für den Verkehr freigegeben“, betonte Werner. Er hofft, dass es im Oktober soweit ist.

Abschnitt 3.3 steckt auf

viele Jahre im Planverfahren fest

Das Planverfahren für den Abschnitt 3.3 wird aufgrund der Vielzahl von Widersprüchen wieder aufgerollt – und eine neue Trasse untersucht. „Die bisherige Linie hat unter naturschutz- und baurechtlichen Rahmenbedingungen keine Aussicht auf einen bestandskräftigen Beschluss“, teilte das Wirtschaftsministerium mit. „Eine mögliche neue Trassenführung im Bereich des Pferdeberges wird der Freistaat mit dem Bund in Kürze abstimmen.“ Welche Verzögerungen das bedeutet, sagten weder Werner noch das Ministerium. Die IG rechnet damit, dass sich das Planverfahren weitere drei bis vier Jahre hinzieht. Bis der Abschnitt fertig ist, können gut und gern noch sechs, sieben Jahre ins Land gehen – inklusive einer Klage gegen die Pläne. Dann würde die Straße 2020 fertig. „Damit werden wir uns nicht zufriedengeben“, sagte Hiltscher.

Abschnitt 5 und die Neißebrücke werden bald eingeweiht

Der kurze Abschnitt 5 von der B 99 bei Zittau bis zur Neiße-Brücke war die längste Zeit fertig, aber ungenutzt. Bis Ende Mai wollen die Polen die Brücke fertig haben. Wann sie freigegeben wird, hängt von den Baubehörden im Nachbarland ab. Es kann sich aber nur um Wochen handeln. Zuvor soll am 1. Juni ein Brückenfest gefeiert werden. Dass ein Verkehrschaos auf Herrnhut zukommt, glauben IG und Werner nicht. Zwischen Brückenfreigabe und Fertigstellung der Ortsumgehung Herrnhut vergehen höchstens ein paar Monate. Der internationale Schwerlastverkehr braucht aber seine Zeit, bis er auf die neue Strecke aufmerksam wird. Wichtiger aber ist: Die Tschechen werden mit ihrem Stück kaum eher fertig als die Ortsumgehung.

Tschechischer Abschnitt wird wohl

in diesem Jahr nicht mehr fertig

Die letzten reichlich zwei Kilometer zwischen der Schnellstraße nach Liberec und Hradek können weiter nicht gebaut werden. Zwar ist die Eigentümerin, die das benötigte Grundstück nicht herausgeben wollte, enteignet. Nun klagt sie aber. Wann das Urteil fällt, ist ungewiss. Nur, wenn die Arbeiten noch vor Ende Mai starten, wird der Abschnitt 2013 fertig. Auf ein Wort