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Wird die alte Wache Kreativzentrum?

Künstler können sich ihre Ateliers nicht mehr leisten, weil die Mieten steigen. Der Verein Kultur Aktiv will etwas ändern und liebäugelt mit der alten Feuerwehrwache in der Katharinenstraße.

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© Eric Münch

Von Ulrike Kirsten

Immer mehr Menschen wollen in der Neustadt kreativ arbeiten. Derzeit sind es etwa 2.000, die in Dresden in künstlerischen Branchen wie beispielsweise der Musik- und Filmwirtschaft, als Werbetexter, freie Journalisten, Designer oder Architekten tätig sind. Doch an günstigen Mieträumen für die Freiberufler herrscht seit Jahren Mangel in der Landeshauptstadt. Immer mehr nutzbare Flächen verschwinden und werden zu Eigentumswohnungen umgebaut. Zuletzt wurden dem Neustädter Verein Kultur Aktiv die Büroflächen in der Bautzner Straße gekündigt. Die Suche nach neuen Räumen blieb erfolglos.

Nun haben die Mitglieder ein Konzept entwickelt, wie die ehemalige Feuerwache in der Katharinenstraße doch als Kultur- und Kreativwirtschaftliches Zentrum genutzt werden könnte. Seit knapp zehn Jahren steht das Gebäude leer, verfällt zusehends. Die Stadt hatte eine Nutzung durch Kreative bisher abgelehnt, weil sie selbst an dem Gebäude interessiert war und einen Teil der Verwaltung dort unterbringen wollte. Das war aber nicht möglich, weil das Gebäude nicht den Anforderungen des Brandschutzes entspricht und nicht barrierefrei ist. Die Stadt untersuchte aber, ob Künstler die alte Feuerwache nutzen könnten. Die müssten dort weniger strikte Auflagen erfüllen, so Rathaussprecher Karl Schuricht. Das Ergebnis: Ein Umbau ist dennoch unbedingt nötig. Der ist der Stadt aber immer zu teuer gewesen.

Der zweite Vorsitzende des Vereins Kultur Aktiv, Mirko Sennewald, hat sich auch darum Gedanken gemacht. Das Gebäude könnte eine branchennahe Betreibergesellschaft verwalten. „Umbauten, die nötig sind, übernimmt dann diese Gesellschaft. Für die Stadt würden so keine Kosten anfallen“, sagt Sennewald. Ein Erbpachtvertrag mit der Stadt soll die dauerhafte Nutzung sichern. Um die Finanzierung für das Projekt Alte Feuerwache langfristig zu sichern, sollen etablierte Kulturvereine, kleine Unternehmen und erfolgreiche Existenzgründer in das Zentrum einziehen.

Für das Konzept hat der Verein vergleichbare Erfolgsmodelle aus Leipzig, Erfurt oder Weimar untersucht. „Es wäre doch schade, wenn das Gebäude nicht mehr genutzt wird. Die Flächen im Haupt- und Hinterhaus bieten sich geradezu an, um sie in Büros und Ateliers umzubauen“, sagt Mirko Sennewald. Kreative seien ein wichtiges Standbein der Neustadt. Diese müssten unbedingt unterstützt werden, so Sennewald. „Es sind vor allem Künstler und Vereine, die das besondere Lebensgefühl des Stadtteils mitprägen.“

Auf 973 Quadratmetern könnten in der alten Feuerwache künftig Büros und Ateliers untergebracht werden. Der Verein Kultur Aktiv würde 200 Quadratmeter anmieten. Interesse haben auch Künstler angemeldet, die noch auf dem Drewag-Areal an der Lößnitzstraße Lager- und Atelierräume haben. Die Blaue Fabrik sucht ebenfalls nach Räumen. Derzeit kann sie einen Teil ihres Vereinssitzes an der Prießnitzstraße nicht nutzen, weil die Kultureinrichtung gegen Auflagen der Bauordnung verstößt und die Stadt das Objekt gesperrt hat.

Bis Februar will der Stadtrat über das Konzept und die Ausschreibung des Objektes entscheiden. Kulturbürgermeister Ralf Lunau (parteilos) unterstützt die Initiative des Vereins aber schon vorab. Eine entsprechende Umnutzung der Immobilie befürwortet er vorbehaltlos. „Das Raumangebot für Künstler und Kreative würde sich so um einiges verbessern. In der Neustadt besteht ohne Zweifel diesbezüglich ein besonderer Handlungsbedarf.“