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Wird der Wolf zum Problemfall?

Der Ottendorfer Jäger Manfred Friedrich sieht regelmäßig Wölfe. Und macht sich so seine Gedanken.

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© dpa

Von Jens Fritzsche

Ottendorf-Okrilla. Als kurz vor Weihnachten auf der Autobahn zwischen Ottendorf und Hermsdorf früh morgens ein Transporter mit einem Wolf zusammengestoßen war, hatte das für reichlich Aufsehen gesorgt. Wie auch kurz zuvor die Schlagzeile, dass ein Jogger im Radeberger Hüttertal einen Wolf gesehen hatte. Also quasi fast mitten in der Stadt. Das sei keine Überraschung, „die Wölfe sind doch längst hier“, sagt der Ottendorfer Jagdpächter Manfred Friedrich.

Schon vor gut zweieinhalb Jahren hatte der Ottendorfer Jäger im Schnee erste Wolfs-Spuren gesehen – wahrscheinlich waren es Wölfe gewesen, die aus dem Rudel in der nahen Königsbrücker Heide bis weit hinter Ottendorf unterwegs waren. Zwischenzeitlich hat sich auch in der Laußnitzer Heide ein Rudel niedergelassen und vor einem Jahr auch erste Welpen bekommen. „Längst sehe ich auch nicht mehr nur Spuren, sondern regelmäßig auch Wölfe“, beschreibt der Ottendorfer Jäger. Gerade in den vergangenen Tagen, als der Mond voller und damit die Nächte heller geworden waren, „sind wir nachts auf Jagd gewesen, um die enorme Wildschwein-Population in den Griff zu bekommen“, so Manfred Friedrich. Da war ihm – und auch seinem Sohn Karel – immer wieder ein starker Wolfsrüde über den Weg gelaufen. „Im wortwörtlichen Sinn, er lief tatsächlich vor uns über den Weg“, beschreibt er. „Und das war auch nicht das erste Mal, dass ich Wölfe hier bei uns gesehen habe.“

Wobei die Wölfe von Manfred Friedrich nichts zu befürchten haben. „Es ist verboten, sie zu jagen – und daran halte ich mich natürlich auch“, stellt der Ottendorfer klar. Dabei hatte er auch schon die Erfahrungen sammeln können, wie schnell ein Jäger in Verruf gerät. Vor einem Jahr hatte ein Unbekannter einen Wolf erschossen – in Hermsdorf war das gewesen. Allerdings in Hermsdorf bei Hoyerswerda im nördlichen Teil des Landkreises Bautzen. Radiosender hatten versehentlich nun allerdings vom Hermsdorf bei Ottendorf-Okrilla berichtet. Und so hatte Manfred Friedrich tagelang mit empörten Anrufern zu kämpfen.

Rehbestand massiv geschrumpft

Der Ottendorfer hat kein Problem mit dem Wolf, sagt er. Wobei es deutliche Signale gibt, die langsam nachdenklich stimmen sollten, fügt er allerdings an. „Es gibt kaum noch Rehwild bei uns – da ist die Rückkehr der Wölfe schon deutlich zu spüren“, ist Manfred Friedrich überzeugt. Ein Wolf, sagt er, reiße im Durchschnitt jährlich 65 Rehe, acht Stück Rotwild und acht Wildschweine. „Aber natürlich sucht sich ein Wolf sein Futter auch immer dort, wo er es am einfachsten bekommt“, weiß der Ottendorfer. Deshalb komme es regelmäßig zu Wolfsangriffen auf Schafherden. Wie erst diesen Sommer in Wachau. Auch in Lomnitz schlugen Wölfe in letzter Zeit immer wieder mal zu.

„Aber auch beim Thema Wildschwein merken wir den Einfluss des Wolfs deutlich“, macht Manfred Friedrich deutlich. Um den Wölfen besser Paroli bieten zu können, rotten sich Wildschweinhorden zu immer größeren Gruppen zusammen. „Das sorgt dann natürlich auch für noch größere Schäden in der Landwirtschaft, wenn diese großen Horden zuschlagen“, gibt der Ottendorfer zu bedenken. Und auch für die Jäger mache es die Sache nicht wirklich leichter, der Wildschweinplage Herr zu werden.

Tollwutgefahr nicht unterschätzen

Wobei Manfred Friedrich auch noch eine weitere Gefahr sieht, die mit dem Wolf in die hiesigen Wälder zurückkehren könnte. Wölfe legen auf ihren Wanderungen durchaus sehr weite Strecken zurück. Immer wieder kommt es deshalb vor, dass einzelne Tiere aus Ost-Europa bis nach Sachsen vordringen. „Und im Osten Europas ist die Tollwut noch nicht wie hierzulande ausgerottet – dieses Thema sollten wir wirklich nicht unterschätzen“, findet Manfred Friedrich.

Angst will der Ottendorfer vorm Wolf allerdings nicht verbreiten, stellt er klar. Und Angst, da sind sich auch alle Experten einig, müssen Menschen vor dem Wolf auch nicht haben. Wölfe gehen dem Menschen so weit es geht aus dem Weg. Bisher gibt es auch keinerlei entsprechende Probleme, seit die Wölfe nach Sachsen zurückgekehrt sind. Allerdings sieht Manfred Friedrich auch hier eine schleichende Gefahr. „Eine Gefahr, wie wir sie beim Waschbären gut beobachten können“, vergleicht er. Die Leute, beschreibt er dann, fanden die Tiere anfangs niedlich, haben sie gefüttert, angelockt, so verloren die Waschbären die Scheu vorm Menschen – und sind nun zur Plage geworden. In Niedersachsen, hat Manfred Friedrich gelesen, gebe es ein Wolfsrudel, das Probleme bereitet. Dort, so wird vermutet, haben Menschen die Welpen gefüttert, die nun die Scheu vorm Menschen abgelegt haben könnten … „Hinzu kommt das Problem der Abfälle, die Wildtiere zunehmend in die Orte locken“. so der Ottendorfer.