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Wird das Weiße Roß Pirnas zentrale Kulturstätte?

Der Stadtrat soll über die Vision des OB entscheiden, den Saal zu reanimieren. Das Haus könnte eine große Lücke schließen.

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© Archiv/SZ

Von Thomas Möckel

Pirna. Zunächst war es nur eine Idee des Wahlkämpfers Klaus-Peter Hanke: Pirna könnte doch, so seine Idee im vergangenen Jahr, das Gasthaus „Weißes Roß“ und allen voran den großen Saal ertüchtigen, um dort eine zentrale Kulturstätte zu etablieren. Im Januar als Oberbürgermeister wiedergewählt, legte er inzwischen nach. 2020, so sein Wunsch, könnte im Saal wieder getanzt werden. Der Pirnaer Stadtrat soll nun in der nächsten Sitzung am 29. August beschließen, ob er in der Angelegenheit Weißes Roß mittanzen und nach dem vielfach beklagten Aus des einstigen Kreiskulturhauses „Tanne“ die Alternative zur Kulturstätte machen will. Die SZ fasst den aktuellen Stand zusammen.

Was halten Sie, liebe Leser, von der Idee? Soll das Weiße Roß künftig zentrale Kulturstätte in Pirna werden? Schreiben Sie uns Ihre Meinung über [email protected]

Der Stand des Weißen Roß

Warum muss ein Grundsatzbeschluss zum Weißen Roß her?

Der Grundsatzbeschluss sieht vor, das Weiße Roß zu sanieren und fortan als multifunktionales Zentrum zu nutzen. Das Vorhaben soll gefördert werden. Dieser Vorschlag basiert auf folgender Grundlage: Für bereits bestehende Fördergebiete des Programms „Stadtumbau“ besteht seit Kurzem die Möglichkeit, sowohl den möglichen Förderzeitraum zu verlängern als auch die Fördersumme aufzustocken. Bis Mitte September müssen die Anträge nebst konkreten Vorhaben, voraussichtlichen Kosten und Nutzungskonzeption abgegeben werden. Das Objekt Königsteiner Straße 3, das Weiße Roß, ist seit Beginn Bestandteil des laufenden Stadtumbau-Fördergebietes „Königsteiner Straße/Clara-Zetkin-Straße“. Pirna sieht nun die Möglichkeit, das betreffende Objekt mit zusätzlichen Mitteln zu sanieren, damit es langfristig genutzt werden kann. Daher soll der Stadtrat nun seinerseits entscheiden, ob er angesichts der neuen Entwicklung ein solches Projekt angehen, vorbereiten und umsetzen will.

Braucht Pirna überhaupt eine zentrale Kulturstätte?

Die Stadt, viele Stadträte und viele Pirnaer sagen: ja. Laut des Rathauses legen auch mehrere Konzepte, die dem Rat schon zum Beschluss vorlagen, nahe, dass Pirna ein multifunktionales Zentrum braucht. Benötigt wird daher eine Kulturstätte für Veranstaltungen bis 1000 Besucher – Feste, Konzerte, Bälle, Kongresse und Tagungen – die auch als kulturelle Begegnungsstätte und offener Kommunikationsort mit moderner informationstechnischer Ausstattung genutzt werden kann. Darüber hinaus sollten Raumangebote für mittlere und kleinere Formate – Kleinkunst, Familienfeste, Bildungsangebote – möglich sein.

Gibt es in Pirna Alternativen zum Weißen Roß?

Mit anderen Möglichkeiten, in Pirna eine Kulturstätte zu etablieren, sieht es eher mau aus. Das einstige Kreiskulturhaus Tanne, lange Zeit Wiederbelebungs-Favorit der Stadträte, hat endgültig als Veranstaltungsort ausgedient. Der jetzige Eigentümer lässt das Objekt zu Wohnungen umbauen. Zuvor war ein Dresdner Gastronom daran gescheitert, der Tanne wieder kulturelles Leben einzuhauchen. Auch das Hotel „Schwarzer Adler“ scheidet nach Auskunft der Stadt als Kultur-Alternative aus. Zwar gibt es in dem Haus auch einen Saal, er ist aber zu klein für Großveranstaltungen. Auch in der ehemaligen Fensterbau-Firma Hengst, die das Unternehmen Ventar Immobilien zu Wohnungen umbauen will, soll es keinen Veranstaltungsraum geben. Und in der Herderhalle können wegen unzureichenden Lärmschutzes beispielsweise keine Großveranstaltungen wie Diskos stattfinden. Der Neubau einer separaten Veranstaltungsstätte scheidet wohl aus Kostengründen aus.

Was spricht für das Weiße Roß als Kulturstätte?

Das Weiße Roß beherbergt eine eingerichtete Gaststube, eine wettkampftaugliche Kegelbahn, Gesellschaftszimmer, Büros, Ferienwohnungen und einen Saal, in den bestuhlt etwa 400 Gäste passen, unbestuhlt wesentlich mehr. Es wohnen auch nicht allzu viele Menschen in unmittelbarer Nähe, zudem liegt das Objekt an der B172. Das Ensemble ist derzeit geschlossen, Inhaber Klemens Kosok war Anfang Mai in Rente gegangen. Laut Hanke müsse das gesamte Objekt grundlegend saniert werden, laut Kosok dürften die Kosten aber beherrschbar bleiben, weil Haus und Saal keine gravierenden Mängel anhaften.

Wie ist die Stimmungslage im zuständigen Ausschuss?

Der Ausschuss für Ordnungs-, Kultur- und Bürgerschaftsangelegenheiten hat auf seiner Sitzung am 10. August den Grundsatzbeschluss zunächst abgelehnt. Das Ergebnis war aber knapp: drei Ausschussmitglieder votierten für, drei gegen den Beschluss. Und sie kamen überein: die abschließende Entscheidung trifft der Stadtrat. Als nachteilig empfanden es Ausschussmitglieder, dass die Informationen – beispielsweise für ein Konzept – unzureichend seien. Auch wurde dafür votiert, vielmehr eine größere Kulturstätte zu finden oder zu schaffen, die auch Busse anfahren können. Generell hielt aber der Ausschuss den Vorschlag der Verwaltung für nachdenkenswert, da der Saal Tradition habe und die Sanierungsmöglichkeit untersucht werden sollte.

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