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Wird Burg Hohnstein zu einer Schreiberburg?

Rainer Schneider aus Hohnstein möchte das erste Schreibmuseum in Deutschland gründen. Das könnte jetzt sogar klappen.

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© Dirk Zschiedrich

Von Anja Weber

Hohnstein. Familie Schneider hat in den letzten Jahren so einiges durchgemacht. Ihr Haus in Stadt Wehlen ist gleich mehrmals den Elbefluten zum Opfer gefallen. Zuletzt 2013, als Rainer Schneider gerade einen Raum für sein Schreibmuseum fertig eingerichtet hatte. In einer Nachtaktion konnte die Familie alle Exponate retten.

Ihr Favorit wäre die Burg Hohnstein. Genügend Exponate hat Rainer Schneider schon gesammelt.
Ihr Favorit wäre die Burg Hohnstein. Genügend Exponate hat Rainer Schneider schon gesammelt. © Dirk Zschiedrich

Die Idee, das erste deutsche Schreibmuseum einzurichten, hat Rainer Schneider nie losgelassen. Jetzt hat er vielleicht sogar den passenden Ort für sein Vorhaben gefunden. „In Stadt Wehlen konnten und wollten wir nicht mehr bleiben“, sagt seine Frau Gabriele. Noch heute berührt sie die Erinnerung an das große Haus an der Elbe schmerzlich. Auch, weil ihr Mann seinen Traum dort nicht verwirklichen konnte. Doch die Schneiders gaben nicht auf, sie fingen praktisch bei Null wieder an. Inzwischen sind sie im Hohnsteiner Ortsteil Ehrenberg heimisch. Nach der kräftezehrenden Sanierung ihres jetzigen Hauses schöpft Rainer Schneider neuen Mut, seine Ideen in Hohnstein verwirklichen zu können. Er will in der Gemeinde das deutschlandweit erste Schreibmuseum einrichten.

Sein Wunschstandort ist die Burg Hohnstein. „Die Burg wäre bestens geeignet dafür, weil sie doch über 300 Jahre Amtssitz war“, sagt er. Erste Absprachen hat es bereits gegeben, sagt Rainer Schneider, entschieden ist aber noch nichts. Vielleicht kommt das Museum auch in einen anderen Ortsteil, zum Beispiel wäre auch das Schloss in Ulbersdorf dafür geeignet. Egal wo: Eingerichtet wird das Museum auf jeden Fall, ist sich Rainer Schneider sicher.

Wissenschaftlich fundiert

Die Idee mit der Schreibstube trägt der Archivar schon lange mit sich herum. Über Jahrzehnte hat er gesammelt. Aufzeichnungen, Tintenfässer, Federn und Mobiliar. Die Exponate sollen die Veränderungen in der Geschichte von der ersten Schreibstube im spätantiken Kloster bis zum 19. Jahrhundert zeigen. „Ich will keine Heimatstube einrichten. Ich stelle eine wissenschaftlich fundierte museale Sammlung zur deutschen Schreibkultur zur Verfügung“, erläutert er. Er will den komplexen Zusammenhang zwischen den Weltschriften und der deutschen Schreibkultur zeigen. Und er weiß auch schon, wie seine Ausstellung gegliedert sein soll.

Rainer Schneider möchte die verschiedenen Epochen der Schreibkultur bis hin zur Gegenwart zeigen, ebenso die Entwicklung der Schrift und ihrer verschiedenen Formen. Er wird sich den unterschiedlichen Schrifttypen widmen von der eher bäuerlichen bis hin zur kurfürstlichen Schrift. Und er möchte die Schulgeschichte und die damit ebenfalls verbundene Schriftentwicklung demonstrieren.

Der Ehrenberger denkt auch an die jüngeren Besucher. Denn seine Ausstellung soll für die ganze Familie geeignet sein und auch von Schülergruppen genutzt werden. Um dem jüngeren Publikum die Entwicklung der Schrift nahe zu bringen, soll eine kleine Kreativwerkstatt eingerichtet werden. „Dort können Kinder zum Beispiel mit Tinte und Feder schreiben oder auch Buchstaben drucken“, sagt Rainer Schneider. Noch ist es nicht soweit. Doch ein Schritt ist getan. Seine Idee findet in der Machbarkeitsstudie zur Zukunft der Burg Hohnstein Beachtung.