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Wird an der Waldschlößchenbrücke ein Sportpark gebaut?

Neustädter Architekten wollen die triste Fläche unter der Brücke gestalten. Ein sicheres Dach ist schon vorhanden. Die Stadt prüft den Plan.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Während Autos über die Waldschlößchenbrücke brausen, üben Skater darunter kühne Sprünge. Wo jetzt noch tristes Pflastergrau dominiert, herrscht quirliges Leben. Das ist die Vision von Benjamin Grill. Der Neustädter Architekt hat einen Entwurf vorgelegt, wie das gelingen kann. „Funsport unter der Waldschlößchenbrücke“ heißt das Konzept seines Büros G.N.b.h. Architekten. Vorgesehen ist ein Basket- und Streetballplatz auf der Johannstädter Seite und eine Skateboard- und BMX-Anlage am anderen Elbufer. Die Kosten für die Sportanlagen berechnet Architekt Grill derzeit.

Der 47-Jährige ist kein glühender Verfechter der Waldschlößchenbrücke. Im Gegenteil, er hätte einen Tunnel an dieser Stelle besser gefunden. Mit seiner Idee sieht Grill jedoch die Chance, einstige Gegner des Großprojekts mit einzubeziehen. Schließlich sollten Brücken verbinden.

„Da ich in der Neustadt wohne, komme ich dort regelmäßig vorbei“, sagt er. Mit dem grauen Pflaster sehe es unter der Brücke recht trist aus. Dem pflichtet auch sein Büropartner Hendrik Neumann bei. „Wenn man dem eine frische Aura geben würde, wäre das für alle ein Gewinn“, sagt er. Grills neunjähriger Sohn ist Skater und übt oft an der Lingnerallee. Er wäre wie viele Neustädter Jugendliche dankbar, wenn in der Nähe eine Anlage entstehen würde.

Im Mai hat Grill den Entwurf beim Stadtplanungsamt eingereicht. Im Bau der Plätze sieht er kein großes Problem. Dabei müsste nur das Pflaster beseitigt und ein ordentlicher Untergrund für die Anlagen geschaffen werden. „Das würde aber die Stabilität der Brücke nicht beeinträchtigen“, versichert der Architekt. Der Weg für Baufahrzeuge könnte auch freigehalten werden. Der ist unter anderem nötig, um die Lager der Brückenpfeiler zu reinigen und zu überprüfen. Derartige Arbeiten sind nach jedem größeren Hochwasser nötig. Schon allein wegen der Lager, auf denen die insgesamt neun Brückenpfeiler, die sogenannten V-Stützen, stehen. Vor Wasser sind sie nämlich nicht geschützt.

Viele Hürden vor dem Bau

Die Stadt sucht ohnehin nach mehr und besseren Möglichkeiten, besonders für Skater. „Daher werden wir den Vorschlag sehr gern prüfen“, erklärt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne). Allerdings könne derzeit noch nicht eingeschätzt werden, ob die Spiel- und Sportanlagen genehmigt werden können.

Jähnigen listet eine ganze Reihe von Hürden auf. So wären eine Bau- und eine wasserrechtliche Genehmigung nötig. Zu beachten sei zudem die Lage im Trinkwasserschutz- und Überschwemmungsgebiet sowie im Flora-Fauna-Habitat (FFH). Außerdem müsste geprüft werden, ob die Genehmigung für die Waldschlößchenbrücke, der sogenannte Planfeststellungsbeschluss, geändert werden muss. Zu beachten sei auch, ob es Probleme wegen der Zweckbindung der Fördermittel für die Waldschlößchenbrücke gebe. „Nicht zuletzt ist eine Realisierung auch abhängig von den Finanzierungsmöglichkeiten“, nennt sie einen
weiteren Punkt.

„Uns ist es bewusst, dass viel Überzeugungsarbeit nötig ist, damit es durch die Gremien kommt“, sagt Architekt Grill. Er sieht jedoch keinen wesentlichen Grund, warum die Idee nicht verwirklicht werden kann. Im Stadtrat hat Grill bereits Verbündete, allen voran Thomas Löser, baupolitischer Sprecher der Grünen. „Ich finde, es ist ein toller Vorschlag“, sagt er begeistert. Löser war entschiedener Gegner der Waldschlößchenbrücke. Mit der habe die Stadt für 182 Millionen Euro das teuerste Dach Dresdens gebaut.

Die Fläche darunter würden Kinder und Jugendliche derzeit nur nutzen, um auf die
V-förmigen Pfeiler zu klettern. Hier für Skater eine neue Trainingsmöglichkeit zu schaffen, wäre auch aus einem anderen Grund gut. Der Neustädter Fußgängertunnel wird in Kürze zugeschüttet. Dafür hatten auch die Grünen gestimmt. Die Rampen hätten Skater schon seit DDR-Zeiten genutzt. Doch damit ist es seit der Flut 2013 vorbei. Deshalb wäre es sinnvoll, wenn auf der Neustädter Seite eine Alternative geschaffen würde.

Auch Lösers Bauausschuss-Kollege Gunter Thiele von der CDU kann sich gut vorstellen, dass dort solche Freizeitanlagen geschaffen werden. Sicher müsste zuvor unter anderem noch geklärt werden, ob derartige Eingriffe im FFH-Gebiet möglich sind. Zudem müsste geschaut werden, wo die Stadt das Geld dafür auftreibt. „Ich hätte aber kein Argument, das dagegen sprechen würde“, resümiert der Stadtrat.