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Wird am Alberthafen bald gewohnt?

Dresden braucht Visionen, Studenten haben sie aufs Papier gebracht. Eine spannende Reise in die Zukunft.

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© Zeichnung: privat

Von Kay Haufe

Da, wo heute Schrott gesammelt und Sand auf Binnenschiffe verladen wird, könnte in einigen Jahren ein neues Wohnviertel entstehen. Der Alberthafen an der Magdeburger Straße hat enormes Potenzial, weiß Alexander Lux. „Er ist ein Herzstück in der Stadt, leider bisher vernachlässigt“, sagt der Architekturprofessor von der Hochschule für Wirtschaft und Technik. Deshalb hat er seine Studenten beauftragt, hier ein neues Stadtviertel zu entwickeln, das Wohnen, Arbeiten und Freizeit verbindet. Ganz unabhängig von jetzigen Besitzverhältnissen und Nutzungen. Der jetzige Hafen spielt darin gar keine Rolle mehr. Dies ist aber blanke Vision und nicht mit den Hafenverantwortlichen abgesprochen. „Wir entwickeln ausschließlich Ideen“, sagt Lux. Doch damit die nicht einfach verpuffen, hat er zur Präsentation seiner Studenten auch das Stadtplanungsamt eingeladen sowie den Projektleiter der Zukunftsstadt Dresden, Norbert Rost. Die zeigten großes Interesse an den Entwürfen für Wohnhäuser, Bürobauten und einen großen Marktplatz vor der Wasserfläche. „Es ist äußerst spannend, was hier entstanden ist“, sagte Rost zur Präsentation.

Aus Lux’ Aufgabenstellung ergab sich, dass die Studenten nicht nur Wohn- und Bürogebäude entwickeln sollten, sondern auch ein Zentrum zur Versorgung des neuen Viertels mit Supermarkt und Ärztehaus. Durch die Nähe zur Dresdner Messe sollten auch Kongressbereiche und ein Hotel geplant werden. „Dieses kann durchaus die Höhe der benachbarten Mühle erreichen und somit ein Hochhaus werden“, sagt Lux. Ob und wann das später Realität wird, kann heute niemand sagen. „Doch die Bedingungen im Areal sind gut. Es liegt nah am Stadtzentrum, wohin man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und über den Elberadweg gelangt. Und überflutet war die Fläche auch nicht, lediglich Weißeritzwasser floss 2002 ins Hafenbecken. Doch der Fluss wird derzeit ausgebaut, “, so Lux.

Corinna Nieke ist eine der Masterstudenten, deren Ideen der Architekturprofessor lobt. Das große Bild zeigt ihren Entwurf der zentralen Markthalle. Sie bildet das Herzstück des gesamten Viertels und ist eine Kombination von zwei Ladenzeilen und einer großzügigen Dachkonstruktion. „Sie öffnet sich sowohl zum Marktlatz als auch zum Wasser und verlängert das Hafenbecken optisch“, sagt Alexander Lux. Niekes Materialien Ziegel und Stahl sind eine Reminiszenz an den Hafen und seine Kräne. „Ich wollte keine statische, sondern eine leicht veränderbare Situation“, sagt die Studentin. So können die Räume innerhalb der Ladenzeilen verändert und auch vor und neben der Dachkonstruktion Möbel für Restaurants und Cafés aufgebaut werden. In der Mitte des Gebäudes ist Platz für Marktstände. Zwei Terrassen über dem Hafenbecken beziehen die Wasserfläche mit ein. Zudem gibt es eine Möglichkeit, dass Wassertaxis aus dem Stadtzentrum im Hafen anlegen können. „Die Verbindung zum Wasser ist gut gelungen“, schätzt der Professor ein.

Eine ganz andere Perspektive zeigt der städtebauliche Entwurf von Julia Hensche, der in der Grafik zu sehen ist. Hier wird sichtbar, wie umfangreich das Gebiet planerisch bearbeitet wurde. Südlich vom Hafenbecken sind die Bürogebäude angeordnet, die versetzt zueinander stehen. Junge Start-ups könnten hier kleine oder größere Räume mieten. Damit Arbeiten auch Spaß macht, gibt es überall Dachterrassen mit Blick auf das Hafenbecken. Zwischen den Häusern ist viel Grün vorgesehen. Das zieht sich durch den ganzen Plan von Julia Hensche. Die 23-Jährige baut mehrere Brücken über das Wasser zu den Wohnungen im nördlichen Teil. Die fünf Wohnquartiere sind nicht als Zeile geplant, sondern als Punkthäuser. . „Kinder haben hier wirklich Platz zum Spielen“, sagt Hensche. Ihr Professor lobt die Durchlässigkeit. „Durch die Anordnung könnten unterschiedliche Büros die einzelnen Quartiere planen, sodass keine einheitliche Bauträgerarchitektur entsteht, sondern ein Mix verschiedener Stile“, sagt er.

Die Entwürfe der Studenten sehen zwischen 900 bis 1 200 Wohnungen in den vier- bis fünfgeschossigen Häusern vor. Erreicht werden sie über die bereits vorhandene Straße im nördlichen Teil, die als Sackgasse in einer Tiefgarage mündet. Zwischen den Gebäuden gibt es lediglich Spielstraßen, nur Anlieferverkehr ist dort erlaubt. Um den grünen Charakter des Wohnviertels weiter zu unterstreichen, hat Julia Hensche ein Holzponton an der Seite des Hafenbeckens vorgesehen, das die Quartiere bis zum Wasser verlängert. Ob es die Bewohner mit Stegen versehen oder ob sie anders gestalten, bleibt ihnen überlassen. „Das Individuelle in Hensches Entwurf schätze ich sehr“, sagt Lux.

Um sich für das Projekt inspirieren zu lassen, haben alle beteiligten Studenten das Areal zu verschiedenen Zeiten besucht. „Obwohl ich Dresdnerin bin, kannte ich das Gebiet kaum. Es bietet viele Möglichkeiten“, sagt Corinna Nieke.