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Wirbel um Weggang des Grundschul-Chefs

Die Elternschaft der Grundschule-Süd schreibt einen offenen Brief. Und auch die Stadt ist richtig sauer über die Personalpolitik der Bildungsagentur.

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© Pawel Sosnowski

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Nun ist die Aufregung um die überraschende Abordnung des Leiters der Radeberger Grundschule-Süd nach Görlitz auch auf dem Tisch des Radeberger Oberbürgermeisters gelandet. Zunächst in Form eines siebenseitigen Briefes der Elternschaft der Schule; und nun auch noch einmal durch einen am gestrigen Donnerstag veröffentlichten offenen Brief der Elternvertreter. Allerdings ist die Stadtverwaltung für die Kritik an dieser Personalentscheidung der falsche Ansprechpartner: „Wir sind genauso sauer über die überraschende Abordnung; doch wir sind zwar als Stadt der Schulträger, aber nicht für das Lehrerpersonal zuständig“, macht OB Gerhard Lemm (SPD) deutlich. Die Stadt ist für die Personalien Hausmeister und Schulsekretärin verantwortlich, auch für die Ausstattung und das Gebäude – „aber das Thema Lehrer liegt einzig in den Händen des Kultusministeriums und der Bildungsagentur“, unterstreicht der OB. Den Unmut der Elternschaft, sagt er, könne er aber in jedem Fall absolut nachvollziehen. Und findet es auch absolut richtig, macht er klar, dass sich die Eltern mit ihrer Kritik nicht nur an die Stadt, „sondern auch an das Kultusministerium gewandt haben“. Zudem macht der OB auch aus seinem persönlichen Frust kein Geheimnis: „Ich finde es absolut unmöglich, dass uns als Schulträger die Abordnung des Schulleiters erst nach seinem Weggang mitgeteilt wurde!“

Die Eltern schreiben in ihrem offenen Brief gar von einem „emotionalen Schock“, als die Abordnung des Schulleiters bekannt geworden war. Die Kinder, so heißt es in dem Brief, beschreiben das Ganze wie folgt: „So wird die Schule zu einem alten, grauen Kasten, in den keiner mehr gern gehen mag …“

Der Leiter der Grundschule-Süd Thomas Grahle war bekanntlich kurzfristig an die Grundschule am Fischmarkt in Görlitz versetzt worden (die SZ berichtete). Eine Abordnung, die zunächst für ein Jahr gilt, wie die Sprecherin der zuständigen Bildungsagentur, Angela Ruscher, auf SZ-Nachfrage erklärt hatte. „Wir hatten einfach das Problem, dass wir an dieser großen Grundschule in Görlitz keinen Leiter und keine Stellvertretung hatten“, begründete sie den Schritt, auf Thomas Grahle zuzugehen. Für die Übergangszeit setzte die Bildungsagentur die Leiterin der Grundschule-Stadtmitte, Susanne Krohn, nun sozusagen als „Doppelchefin“ beider Grundschulen ein. Susanne Krohn muss nun quasi tageweise zwischen beiden Schulen pendeln. Eine Zwischenlösung, die aus Sicht der Bildungsagentur machbar ist, „weil es in beiden Schulen eine Stellvertretung gibt, so dass immer ein Verantwortlicher als Ansprechpartner vor Ort ist“, so Angela Ruscher.

Eine Sicht, die Radebergs Stadtoberhaupt Lemm hingegen so ganz und gar nicht teilt. „Ein Leiter für zwei solch große Grundschulen, das ist eigentlich nicht machbar“, ist der OB überzeugt. Das Ganze führe dann zwangsläufig zu Problemen, so Lemm. Nicht zuletzt, weil die Stadt bekanntlich demnächst vor hat, die Grundschule-Süd grundhaft zu sanieren. „Dafür war Herr Grahle für uns ein wichtiger Ansprechpartner“, macht Lemm deutlich. Die Personalpolitik der Bildungsagentur sei an dieser Stelle jedenfalls absolut nicht nachvollziehbar, findet der OB: „Den Leiter der größten Grundschule der Stadt abzuziehen, die Stelle nicht neu zu besetzen, sondern die Arbeit sozusagen im Nebenamt von der Leiterin der zweitgrößten Grundschule mit erledigen zu lassen, ist eigentlich nicht hinzunehmen – denn auch dort gibt es ja genug zu tun.“

In der nächsten Woche werde es jedenfalls ein Treffen zwischen Stadtverwaltung und Elternvertretern geben, um aufgetretene Probleme zu besprechen –  und auch nach möglichen Lösungen zu suchen. „Aber es bleibt dabei, fürs Personal sind leider nicht wir als Stadt zuständig, das ist Sache des Freistaats“, bedauert der OB.