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Wirbel um Trichterwolke über Riesa

Zu Phänomenen am Himmel gingen Dutzende Hinweise ein. Beobachter sollten sich vorsichtig verhalten.

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© Volkssternwarte Riesa/M. Franke

Von Christoph Scharf

Riesa. Das Phänomen selbst dauerte nur wenige Minuten – sorgt aber auch noch Tage später für Aufregung. Nach dem Bericht über eine Trichterwolke über Riesa und der Bitte um Zeugenhinweise stand bei der Volkssternwarte das Telefon nicht mehr still. „Bisher gehen Beobachtungen von Döbeln, Oschatz bis Zeithain und Liebschützberg bis Pahrenz bei uns ein“, sagt Sternwarten-Leiter Stefan Schwager. Zudem hätten sich zahlreiche Riesaer gemeldet, um ihre Sichtungen zu melden.

Die Trichterwolke war am Sonnabend deutlich über Pahrenz zu erkennen.
Die Trichterwolke war am Sonnabend deutlich über Pahrenz zu erkennen. © Volkssternwarte Riesa/M. Lieckfeldt
Ein Blick aus der Nähe der Außenstelle des Landratsamts in Riesa.
Ein Blick aus der Nähe der Außenstelle des Landratsamts in Riesa. © privat

Drei Wolken beobachtet

„Wir haben mittlerweile Dutzende Hinweise erhalten und teils sehr schöne Fotos und sehr detaillierte Beobachtungsdetails, mit denen man arbeiten kann“, sagt der Riesaer. Zwar würden noch immer Meldungen eingehen – eines könne man aber schon jetzt sagen: Es muss am Sonnabend, dem 11. Juni, in der Region zwischen Riesa und Hirschstein zu insgesamt drei Trichterwolken gekommen sein, von Fachleuten Funnelclouds genannt. „Einige Berichte sprechen von Sichtungen zwischen Riesa und Nickritz, andere wiederum von Sichtungen zwischen Prausitz und Mehltheuer.“ Weil das gänzlich unterschiedliche Perspektiven seien, könne man bereits von zwei Trichterwolken sprechen. Ein Beobachter aus Oschatz unterstütze diese Beobachtung. Der habe aber an der Wolke insgesamt sogar drei Funnel im wechselnden Werden und Vergehen verfolgen können.

Eins haben alle Meldungen gemeinsam: Die Beobachter konnten den Bodenkontakt nicht direkt sehen oder zumindest nicht bestätigen, sagt Stefan Schwager. „Aber alle sprechen von einem stumpfen Wolkenwirbel, welcher sich rasch aufbaute, zeitweise einige Luft- und Wolkenfetzen unter sich herumtrieb und sich nach drei bis fünf Minuten wieder auflöste.“ Demnach gab es nach derzeitigem Stand keinen Tornado – zum Glück. Trichterwolken werden dann zu Tornados, wenn sie mit dem Boden in Berührung kommen. „Diese Windhosen sind eine Gefahr für Natur und Mensch, da sie große Schäden anrichten können und gewaltige Energien am Boden entladen“, sagt der Sternwarten-Chef. Jede Funnelsichtung ohne Bodenkontakt sei eine Sichtung mit etwas Sicherheit für die Region. Eine Warnung gibt Stefan Schwager den Beobachtern dennoch mit: Vorsicht sei geboten, wenn diese Wolken dem Boden näher kommen. „Dann ist Sicherheit das oberste Gebot. Man sollte wegen Fotos und Aufnahmen nicht sein Leben oder das Leben anderer riskieren!“

Auf einer Karte hat Schwager die genauesten Beobachterangaben eingezeichnet. Damit lassen sich die Regionen eingrenzen, wo das Phänomen auftrat. Mit den Meldungen der Beobachter habe man das Ereignis vom Sonnabend sehr gut und umfangreich erfassen können. Zusammen mit meteorologischen Daten könnten die Beobachtungen einen kleinen Einblick in dieses Phänomen geben. Weitere Berichte und Bilder nimmt die Sternwarte gern entgegen, um sie sowohl selbst auszuwerten als auch an Wetterzentralen oder die deutsche Tornadoliste weiterzuleiten.

Anhand des Wirbels um die Sichtungen lasse sich sehen, wie viele Menschen sich für solche Phänomene interessieren, sagt Stefan Schwager. „Da sage mal einer, die Natur und die Dinge am Himmel interessieren keinen.“

Im Internet entsteht gerade eine Bildergalerie zu den eingesandten Fotos: www.sternenfreunde-riesa.de.