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Wirbel um Treff mit Heimatschutz

Es gibt Kritik an der Einladung von Meißens OB Olaf Raschke an die Mit-Initiatorin der rechtsextremen Gruppe.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Er wolle sich mit Vertretern der Initiative Heimatschutz, die in Meißen leben, für ein Gespräch treffen. So hatte es Meißens Oberbürgermeister Olaf Raschke (parteilos) in einem Interview mit der SZ formuliert. Kurze Zeit später meldete die Mit-Organisatorin der rechtsextremen Gruppe Nancy Kanzok über das Internet-Netzwerk Facebook: Raschke habe sie für Dienstag, 14 Uhr, zu einem Gespräch eingeladen. Alle Informationen darüber gebe es auf der Demonstration am 16. September. In der Folge wurde ebenfalls im Internet ein Facebook-Beitrag von Nancy Kanzok veröffentlicht, in dem diese ganz offen rechtsextremes und rassistisches Gedankengut propagiert. Im Originaltext heißt es mit unveränderter Rechtschreibung und Zeichensetzung: „Das deutsche Volk soll mit Zwangsansiedlung durch Moslems ausgelöscht werden. ... Frei gegeben von einer Regierung die wir mal frei gewählt haben, von der aber die meißten keine richtigen Deutschen sind (Frau Merkels Mutter war polnische Jüdin).“ Weiterhin ist vom „großen Schlachten“ die Rede, das der „mörderische Islam“ mitbringe.

Offener Brief

Auf Nachfrage der SZ schrieb Nancy Kanzok, dieser Text stamme ursprünglich nicht von ihr. Die selbst ernannte Heimatschützerin verbreitete ihn allerdings mit folgendem, in originaler Form wiedergegebenem Zusatz: „So mal Klartext. Einige wissen es und andere glauben nicht daran. Wer mich jetzt für völlig bekloppt erklärt, lasst Euch wissen, es ist mir egal!“ Auf die Frage, weshalb sie den Text mit diesem Vorspruch veröffentlicht habe, erhielt die SZ von Nancy Kanzok keine Antwort.

Die rassistischen Ausfälle der jungen Meißnerin haben mehrere Kommunalpolitiker veranlasst, OB Raschke zu einer Rücknahme seines Gesprächsangebots zu bewegen. Raschke seinerseits kündigte gestern an, sich heute zu äußern.

In einem Offenen Brief schrieb gestern der stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes Walter Hannot: Nach den öffentlich bekannt gewordenen Facebook-Einträgen aus dem Personenkreis der Initiative Heimatschutz sei allerdings davon auszugehen, dass es sich bei diesem Personenkreis nicht nur um beim Thema Flüchtlingspolitik „besorgte Bürger“ handele, sondern klar Positionen vertreten würden, welche nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Auf die „verfassungswidrige Orientierung der Initiative Heimatschutz“ wiesen zudem der Meißner SPD-Chef Matthias Rost und Linken-Stadtrat Andreas Graff hin. Alle drei Meißner Politiker fordern OB Raschke auf, keine Gespräche mit der Initiative zu führen.