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„Wir Züchter fördern den Tourismus“

Michael Pech ist Chef des Kleintierzuchtvereins in Schönbach. Er erzählt, warum Gastwirte der Region den Verein mögen.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriela Lachnit

Rassegeflügelzuchtverein und Kaninchenzuchtverein Schönbach haben sich im April des Vorjahres zusammengeschlossen zum Kleintierzuchtverein Schönbach. Warum das eine gute Entscheidung war und das Vereinshaus häufig geöffnet ist, was die Vogelgrippe im letzten Jahr für die Züchter bedeutet hat und warum nicht nur Gastronomen dem Verein dankbar sind, erzählt Michael Pech, der Vorsitzende des Kleintierzuchtvereins Schönbach.

Herr Pech, warum ist aus zwei Schönbacher Vereinen einer geworden?

In beiden Vereinen gab es einen Mitgliederschwund. Mitglieder sind aus Altersgründen aus den Vereinen ausgeschieden, jüngere Leute haben nicht so viel Interesse für die Kleintierzucht, um im Verein mitzuarbeiten. Die Zahl der Mitstreiter in beiden Vereinen sank rapide. Und da haben wir aus der Not eine Tugend gemacht, uns zusammengeschlossen und die Kräfte gebündelt. Jetzt hat unser Kleintierzuchtverein 44 Mitglieder. Drei davon sind Jugendliche.

Derzeit haben Sie und die Vereinsmitglieder ja wieder viel zu tun ...

Genau. Wir bereiten schon seit einigen Tagen eine neue Ausstellung vor. Am Wochenende findet hier in Schönbach die Hauptsonderschau Deutscher Modeneser statt. Das ist eine spezielle Taubenrasse. 1 530 Tiere werden ausgestellt, die Züchter kommen aus ganz Deutschland. Vor wenigen Wochen erst hatten wir eine Hauptsonderschau für die Hühnerrasse Dresdener. Auch hier kamen die Züchter aus der ganzen Bundesrepublik. Und die Ausstellungssaison ist damit noch längst nicht zu Ende. Am letzten Novemberwochenende findet unsere Ortsschau statt, bei der die Vereinsmitglieder Geflügel und Kaninchen ausstellen. Zwei Wochen später ist die Kreisschau, wo Züchter aus allen 21 Rassegeflügelzuchtvereinen des Altkreises Löbau eingeladen sind. Und am letzten Januar-Wochenende haben wir mit der Oberlausitz-Schau den Höhepunkt im Ausstellungsjahr. Diese Schau veranstalten wir zum 22. Mal. Dann sind mehr als 2 600 Tiere zu sehen. Das ist übrigens sachsenweit die zweitgrößte Rassegeflügelschau.

Warum richtet der Verein denn so viele Ausstellungen aus?

Weil wir es können, könnte man scherzhaft sagen. Nein, das hat handfeste Gründe. Zum einen haben wir mit dem Vereinsheim hier in Schönbach eine ideale Veranstaltungsstätte für derlei Ausstellungen, wie es nicht mehr viele gibt. Große Säle oder Hallen, die für Kleintierschauen genutzt werden dürfen, sind seit der Wende rar geworden. Wir haben vor Jahren hier in Schönbach das Gebäude, ein ehemaliges Arbeiterwohnheim der Lautex, erworben und mithilfe von Fördermitteln umfangreich für unsere Zwecke umgebaut und saniert. Im Laufe der Zeit haben wir uns die entsprechende Ausrüstung für Ausstellungen gekauft – Ausstellungskäfige für die Kleintiere vor allem. Und es hat sich scheinbar herumgesprochen, dass wir die Schauen nicht nur gut organisieren, sondern auch schön gestalten können.

In der letzten Saison sind fast alle Ausstellungen wegen der Vogelgrippe ausgefallen. Welche Auswirkungen hatte das für den Verein und die Züchter?

Ziemlich große. Unser Verein hatte keine Einnahmen, weil die Behörden alle Geflügelausstellungen verboten hatten. Unsere Ausgaben sind aber geblieben, unter anderem für die Betriebskosten des Vereinsheims. Für die Züchter hat das bedeutet, dass sie ihre Tiere nicht ins Freie lassen konnten. Damit sank die Lebensqualität des Geflügels, die Tiere wurden krankheitsanfälliger und die Legeleistung ließ nach. Für die Brutsaison brachte das Eingesperrtsein der Tiere schlechte Befruchtungen der Bruteier und damit weniger Geflügelnachwuchs. Züchterisch hat das viele Rassegeflügelhalter zurückgeworfen. Für jede Rasse gibt es spezielle Richtlinien zu Aussehen und Gestalt der Tiere. Je kleiner die Auswahl an Zuchttieren ist, desto weniger oft wird das ideale Tier erreicht. Und darum geht es nun mal in der Rassegeflügelzucht.

Wer außer den Vereinen und Züchtern profitiert von der Fülle der Ausstellungen in Schönbach?

Zum einen sind es die Besucher aus der ganzen Region, die sich die Rassetiere bei einem Wochenendausflug anschauen können. Zum anderen sind es die Züchter, die sich hier treffen, um ihre eigenen Zuchterfolge zu feiern und mit Gleichgesinnten ins Gespräch oder auch in den Austausch von Tieren zu kommen.Was man keinesfalls unterschätzen sollte, ist die Steigerung des Bekanntheitsgrades von Schönbach und dem Oberland. Zu den Sonderschauen kommen Züchter aus der ganzen Bundesrepublik. Naturgemäß bleiben sie ein paar Tage. Wer zum Beispiel von der Nordseeküste kommt, schafft Hin- und Rückfahrt nicht an einem Tag. Die Züchter mieten sich in Hotels und Pensionen im Oberland ein. Wer hier nicht rechtzeitig ein Zimmer reserviert, muss weitere Wege in der Region in Kauf nehmen. Die Züchter sind meist mit Ehepartnern da, für die bei den Sonderschauen von den Sondervereinen Ausflugsprogramme organisiert werden, wenn die Züchter ihre Fachtagung abhalten.Das Schönbacher Busunternehmen Sperlich zum Beispiel ist da schon aktiv gewesen. Und ich habe schon viele Zuchtfreunde getroffen, die so begeistert von der schönen Landschaft, den Umgebindehäusern und den Menschen waren, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zum Urlaub da waren. Insofern betreiben wir als Verein auch Tourismusförderung, indem wir Leute herholen, die sich ansonsten wohl kaum für die Oberlausitz interessiert hätten. Von den Rassegeflügelfreunden profitieren nicht nur Gastronomie und Hotelerie im Oberland, sondern auch viele andere in der Region, wie zum Beispiel Geschäfte und Ausflugsziele.

Wird dieses Engagement in irgendeiner Weise von den Profiteuren der Veranstaltungen gewürdigt?

Ich denke schon. Zwar bekommen wir keine Dankschreiben von Gaststätten und Hotels, aber sie mögen, was wir tun. Das wissen wir. Von kommunaler Seite erhalten wir viel Unterstützung. Der Schönbacher Bürgermeister Uwe Petruttis setzt sich seit Jahren sehr für uns ein und war sehr behilflich, als es seinerzeit um Fördermittel für das Vereinsheim ging. Er lässt es sich meist nicht nehmen, die Ausstellungen mit zu eröffnen und die Gäste aus ganz Deutschland sowie viele aus Polen und Tschechien zu begrüßen. Für sein Engagement ist er übrigens vor einiger Zeit vom sächsischen Landesverband der Rassegeflügelzüchter ausgezeichnet worden. Auch die Landräte Bernd Lange aus Görlitz und Michael Harig aus Bautzen, der selbst Geflügelzüchter ist, waren schon mehrfach da. Das ist für uns immer wieder eine Bestätigung, dass unser Hobby gesellschaftlich anerkannt ist.

Die Ausstellung ist am Sonnabend, 9 bis 17 Uhr, und am Sonntag, 9 bis 13 Uhr, geöffnet. Der Eintritt kostet drei Euro. Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt.