Merken

Ärger um Schloss Hermsdorf

Die Ehrenamtlichen, die in den alten Gemäuern regelmäßig werkeln, sind entsetzt über die derzeitigen Diskussionen. Sie wehren sich gegen den Vorwurf der Schwarzarbeit.

Teilen
Folgen
© René Plaul

Von Nadine Steinmann

Ottendorf-Okrilla. Die derzeitigen Diskussionen um die Zukunft des Schlosses Hermsdorf, einen eventuellen Verkauf, die Aussagen einiger Gemeinderäte sowie der in der Sächsischen Zeitung erschienene Leserbrief eines Ottendorfer Bürgers haben bei den Ehrenamtlichen, die seit mehreren Jahren das Schloss mit Leben erfüllen, für heftige Bauchschmerzen und Unmut gesorgt. Denn bereits seit November 2013 engagieren sich die Interessengemeinschaft sowie die Betreibergesellschaft für die Erhaltung und Nutzbarmachung des alten Objektes. „Es wurden von uns zahlreiche Reparatur-, Erhaltungs- und Wiederherstellungsarbeiten am Schloss und im Gelände in über 6 000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit ausgeführt“, heißt es in einem Schreiben, dass die Ehrenamtlichen gemeinsam mit dem Ortschaftsrat von Hermsdorf aufgesetzt haben. Das öffentliche Interesse an dem Objekt sei seit Beginn ihrer Arbeit deutlich gestiegen, was auch mit Besucherzahlen belegbar sei.

Arbeit wurde zunichte gemacht

Und vor allem haben die Ehrenamtlichen mit ihrer Arbeit kulturelles Leben in die Großgemeinde gebracht. „Welche anderen Kulturobjekte gibt es denn in Ottendorf-Okrilla?“, fragt Monika Klink, die regelmäßig Führungen im Schloss anbietet. Neben ihrer Arbeit organisieren auch die Betreibergesellschaft Events und Feierlichkeiten aller Art. Die Schlossparkgesellschaft nutzt das Objekt zudem für viele kulturelle Veranstaltungen. Erst am vergangenen Sonnabend war die Band Soulmama & Friends zu Gast. Des Weiteren werden durch die Gemeinde Trauungen in dem historischen Gemäuer angeboten. Die Termine für 2016 sind bis auf sehr wenige Ausnahmen ausgebucht und für das kommende Jahr schon sehr stark nachgefragt.

„Die nun aufgekommene Diskussion stellt unsere Arbeit der vergangenen Jahre infrage und macht sie zunichte. Wir hätten gern gewusst, wie wir nach solchen Aussagen weitere Bürger gewinnen können, die kostenlos und freiwillig Woche für Woche an der Schlosserhaltung und somit für die Gemeinde Ottendorf-Okrilla arbeiten wollen“, fragen die Ehrenamtlichen in ihrem Schreiben, dass der Sächsischen Zeitung vorliegt. Außerdem fragen sie, wie sie weiterhin Bürger und Betriebe dazu bewegen sollen, Geld oder Sachmittel für die Erhaltung des Schlosses zu spenden. Immerhin haben die Ehrenamtlichen seit 2013 über 30 000 Euro erzielt, die auf das Gemeindekonto eingezahlt wurden. „Wer spendet schon noch, wenn das Schloss vielleicht in ein paar Jahren verkauft wird“, stellt Volker Dreßler von der Interessengemeinschaft verärgert fest.

Doch besonders verärgert sind die fleißigen Arbeiter über den Vorwurf der Schwarzarbeit, den ein Ottendorfer Bürger in einem Leserbrief geäußert hat. „Alle Arbeiten, die wir am Schloss durchführen, sind vorher mit der Gemeindeverwaltung abgestimmt, bei der Denkmalbehörde eingereicht und genehmigt worden. So viel zu der uns vorgeworfenen Kungelei mit dem Bürgermeister zulasten der Gemeinde und unserer angeblichen Schwarzarbeit“, so die Ehrenamtlichen.

Einem eventuellen Verkauf des Schlosses, der bei der letzten Sitzung des Gemeinderates angesprochen wurde, können die Mitglieder der Interessengemeinschaft, des Ortschaftsrates und der Betreibergesellschaft nichts Positives abgewinnen: „Soll es im gleichen Desaster enden wie bei vielen anderen Schlössern auch, die nur als Spekulationsobjekt herhalten mussten und jahrelang nur dem Verfall preisgegeben wurden?“ Die Ehrenamtlichen befürchten, dass durch einen Verkauf die nächste große Ruine im Ottendorfer Ortsbild entsteht. „Wir wollen nicht wie Schloss Wachau enden.“

Dachsanierung in zwei Schritten

Genau aus diesem Grund ist für die Gruppen, die das Schloss erhalten, nicht verständlich, warum im Gemeinderat die Fördermittel des Freistaates Sachsen abgelehnt wurden. „Auf Anraten der Denkmalbehörde haben wir den Fördermittelantrag für die Erneuerung des Schlossdaches mit der Gemeindeverwaltung auf den Weg gebracht. Natürlich ist es schade, dass die Bundesmittel nicht bewilligt wurden“, so Volker Dreßler. Für die Gemeinde Ottendorf-Okrilla hätte das einen Mehraufwand der Eigenmittel von 84 600 Euro bedeutet. Geld, das die Gemeinde nicht hat, weswegen sich der Gemeinderat entschied, die Dachsanierung zu verschieben und auf die Fördermittel des Freistaates zu verzichten. Doch nach Ansicht von Volker Dreßler hätte man den Fördermittelantrag nicht komplett zerreden müssen, ohne mit dem Land Sachsen über Möglichkeiten zu sprechen, wenigstens die vom Land zugesagten Mittel zur Erneuerung der ersten Dachhälfte zu nutzen und weitere Fördermittel für das restliche Dach im nächsten Jahr zu beantragen. „Man muss aber den Willen dazu haben“, so die Ehrenamtlichen. Und genau diesen Anspruch stellen sie an eine verantwortungsbewusste Arbeit von Gemeindevertretern.