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„Wir wollen in der Region arbeiten“

Diese jungen Fachkräfte aus der Region haben ihre Ausbildung hinter sich und starten ihre berufliche Laufbahn – ganz bewusst in der Heimat.

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Von Romy Kühr und Erik-Holm Langhof

Region. Auch in diesem Jahr sind wieder Lehrstellen unbesetzt geblieben. Das zeigt: die Unternehmen und Betriebe suchen Nachwuchs, junge Leute haben auch in der Region Jobchancen. Deshalb werben Unternehmen schon jetzt um neue Azubis für das nächste Jahr. Diese drei jungen Fachkräfte aus der Region haben ihre Ausbildung jetzt hinter sich und starten nun ihre berufliche Laufbahn in der Heimat.

Danny Bartsch (26) aus Olbersdorf:  Nach der ersten Ausbildung in Druck-Medien entschied sich Danny Bartsch für eine Ausbildung bei Digades in Zittau im Beschaffungsmanagement. Diese hat er im Sommer erfolgreich beendet. Seitdem arbeitet er im selben Unte
Danny Bartsch (26) aus Olbersdorf: Nach der ersten Ausbildung in Druck-Medien entschied sich Danny Bartsch für eine Ausbildung bei Digades in Zittau im Beschaffungsmanagement. Diese hat er im Sommer erfolgreich beendet. Seitdem arbeitet er im selben Unte © M. Weber
Sebastian Springer (33) aus Neugersdorf:  Sebastian Springer hat im zweiten Anlauf Altenpfleger gelernt. Zuvor hat er eine Lehre als Steinmetz absolviert und in dem Beruf gearbeitet. Dieser Job war stark saisonabhängig, weshalb er nach einer neuen Perspek
Sebastian Springer (33) aus Neugersdorf: Sebastian Springer hat im zweiten Anlauf Altenpfleger gelernt. Zuvor hat er eine Lehre als Steinmetz absolviert und in dem Beruf gearbeitet. Dieser Job war stark saisonabhängig, weshalb er nach einer neuen Perspek © M. Weber
Sven Mokry (38) aus Neugersdorf:  Sven Mokry stammt aus Rheinland-Pfalz. Er kam mit seiner Frau, einer Oberlausitzerin, nach Neugersdorf. Der gelernte Dachdecker hätte für den Job wieder weggehen müssen. Er suchte deshalb seine berufliche Alternative in d
Sven Mokry (38) aus Neugersdorf: Sven Mokry stammt aus Rheinland-Pfalz. Er kam mit seiner Frau, einer Oberlausitzerin, nach Neugersdorf. Der gelernte Dachdecker hätte für den Job wieder weggehen müssen. Er suchte deshalb seine berufliche Alternative in d © M. Weber

Sebastian Springer hat seinen Traumberuf gefunden – in der Altenpflege. Ende August hat er im Pflegestift Oberland seine Lehre abgeschlossen und wie seine Kollegen Sven Mokry und Katja Kreutzmann eine Anstellung gefunden. Alle drei haben dieses Jahr im Pflegestift ihre Lehre beendet. Guter Nachwuchs in der Pflege ist gefragt, sagt ihr Chef Stephan Kothe, der die Pflegestifte in Ebersbach, Seifhennersdorf und Löbau leitet. „Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt bei 47 Jahren. Wir müssen uns Gedanken um die Zukunft machen.“ Kothe ist überzeugt: Das ist nicht nur in seiner Branche so. „Junge Leute müssen nicht wegziehen. Man kann auch in der Region einen Ausbildungsplatz mit Perspektive finden.“ SZ gibt einen Überblick, welche Branchen noch Nachwuchs suchen und wie die aktuelle Lage auf dem Lehrstellenmarkt ist.

Nachwuchsprobleme: Lehrstellen sind frei geblieben

Die allgemeine Bilanz nach dem Ausbildungsstart in diesem Jahr zeigt: Nicht alle ausbildungswilligen Firmen haben geeignete Bewerber gefunden. Olaf Riedel vom Firmen-Ausbildungsverbund Oberlausitz hat dieses Jahr hauptsächlich Lehrlinge als Fachangestellte für Bäderbetriebe für Firmen in der Region gesucht. Zwei Stellen blieben unbesetzt. Beide Betriebe haben die Lehrlingssuche auf nächstes Jahr verschoben. Diesen Trend beobachtet Olaf Riedel immer öfter: „Die Firmen nehmen nicht auf Biegen und Brechen jemanden. Wenn sich niemand eignet, versuchen sie es im nächsten Jahr wieder.“ Beim Lehrstellenkontaktpunkt in Löbau, den er betreibt, hat er dieses Jahr 99 Ausbildungsangebote ausschreiben können. Davon sind 76 betriebliche Ausbildungen gewesen. Etwa 50  konnten bisher besetzt werden. Dass sich nicht für alle Lehrstellen Azubis finden, bestätigt auch Kerstin Müller vom Firmenausbildungsring Oberland. Der Verein aus Neugersdorf fungiert als Netzwerk klein- und mittelständischer Unternehmen und hilft unter anderem bei der Vermittlung von Lehrlingen. Der Ausbildungsring bietet bereits Lehrstellen für 2017 an. Nächste Woche veranstaltet er gemeinsam mit der Zittauer Bildungsgesellschaft Zibi einen Berufepark in Neugersdorf. Späteinsteiger haben aber auch dieses Jahr noch Chancen. Wie Olaf Riedel vom Ausbildungsverbund sagt, stellen die Firmen bis Ende Oktober geeignete Azubis ein. Auch die IHK Sachsen rät, sich trotz bereits begonnenem Ausbildungsjahr weiter zu informieren und nach einem sofortigen Lehrbeginn zu fragen.

Perspektiven: Firmen bilden eigenen Nachwuchs aus

Bei den meisten Unternehmen gilt die Ausbildungsstrategie, dass der eigene Nachwuchs nach Bedarf selbst ausgebildet wird. Stephan Kothe vom Pflegestift sagt: „Gerade in unserem Beruf ist es wichtig, dass die Leute wissen, worauf sie sich einlassen, und auch wir die Bewerber vorher gut kennen. Es muss passen.“ Die Pflege-Azubis müssen deshalb erst ein längeres Praktikum oder freiwilliges soziales Jahr im Pflegestift absolvieren. Stephan Kothe hat immer öfter auch Bewerber, die schon älter sind und bereits die zweite Ausbildung absolvieren. Das findet er nicht nachteilig. „Sie haben schon Lebenserfahrung und wissen genau, dass sie das auch wirklich wollen.“

Auch nach der Erfahrung von Kerstin Müller vom Firmenausbildungsring bilden die Betriebe nur nach Bedarf aus. „Sie gehen davon aus, dass die jungen Bewerber in der Region bleiben wollen.“ Junge Menschen hier zu halten, war auch das erklärte Ziel, als sich der Ausbildungsring 1999 gründete.

Zukuftschancen: Einige Branchen brauchen dringend Nachwuchs

Branchen, in denen immer wieder Nachwuchs gesucht wird und sich demzufolge in der Region Karriere machen lässt, sind laut Kerstin Müller vom Firmenausbildungsring die Metallbranche, der Textilbereich und die Gastronomie. Die IHK nennt zusätzlich die Elektroindustrie und den Handel als Branchen, in denen hauptsächlich Azubis eingestellt werden. Auch die Pflege braucht künftig mehr Nachwuchs. Einen erfreulichen Trend beobachtet Heimleiter Stephan Kothe dabei bereits: Immer mehr Männer wollen in der Pflege arbeiten. „Das ist gut, denn der Pflegeberuf ist körperlich schwer. Und es tut dem Betriebsklima gut, wenn beide Geschlechter vertreten sind.“

Tag der regionalen Berufsausbildung: 22. Oktober, 9.30 Uhr bis 14 Uhr, im Bildungszentrum Oberland, Hauptstraße 59, Neugersdorf