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„Wir wollen in Bautzen weitermachen“

Sein Lausitzer Druckhaus muss Robert Czyzowski aufgeben. Doch er hat neue Pläne – und einen Partner an seiner Seite.

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© Uwe Soeder

Bautzen. Erst war von wirtschaftlichen Problemen die Rede, dann von einem Insolvenzverfahren. Seit einer Woche ist klar: Das Lausitzer Druckhaus ist pleite. Erstmals spricht Chef Robert Czyzowski über die letzten Monate. Und er ist nicht allein. Gemeinsam mit Heinrich Schleppers, Betriebsleiter der Digitaldruckerei Schleppers, erklärt er, wie die 400-jährige Tradition des gedruckten Wortes in Bautzen doch noch weitergeführt werden kann.

Herr Czyzowski, der schlimmste Fall ist eingetreten. Ihre 50 Mitarbeiter mussten gehen. Wie schwer war es für Sie, diese Nachricht zu überbringen?

Czyzowski: Sehr schwer. – Ich habe bisher im Leben viel Glück gehabt und zum Beispiel keinen engen Angehörigen verloren. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war der schlimmste Tag in meinem Leben.

Schleppers: Wenn eine Tür im Leben zugeht, dann öffnet sich eine andere.

Czyzowski: Ja, es kommen auch wieder bessere Zeiten. Mit solchen Floskeln versuche ich mich, über den Tag zu retten.

Wann wussten Sie, dass es für das Bautzener Traditionsunternehmen keine Hoffnung mehr gibt?

Czyzowski: Ich habe bis zuletzt daran geglaubt, dass ich die Firma retten kann. Nicht ich, sondern der Insolvenzverwalter hat entschieden, dass es zu Ende ist. Er hat nicht an unsere Zukunftsvisionen geglaubt. Einen Tag, bevor die Öffentlichkeit informiert wurde, habe ich vom Entschluss erfahren. Eingreifen konnte ich da nicht mehr. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als diese Entscheidung zu akzeptieren.

Dass es nicht gut um das Druckhaus stand, muss Ihnen klar gewesen sein. Immerhin waren Sie es, der den Insolvenzantrag gestellt hat.

Czyzowski: In einem Unternehmen gibt es immer Höhen und Tiefen. Aber wenn einem Tiefpunkt der nächste folgt, muss man handeln. Ich habe mich für eine Insolvenz in Eigenverwaltung entschieden, weil ich die Zügel noch in der Hand halten, die Firma selbst sanieren wollte. Zweieinhalb Monate haben wir alles getan, damit das Unternehmen weiter existieren kann.

Was genau wollten Sie verändern?

Czyzowski: Ziel war es, Kosten zu sparen. Wir haben geschaut, von welcher Technik wir uns trennen können. Ich wollte, dass sich das Druckhaus stärker spezialisiert. Natürlich wäre das nicht ohne Einsparungen beim Personal gegangen. Mit 25 Mitarbeitern, denke ich, hätte es funktioniert.

Aber wenn Sie tatsächlich so gute Pläne hatten, warum konnten Sie den Insolvenzverwalter nicht überzeugen?

Czyzowski: Das Druckgeschäft unterliegt starken saisonalen Schwankungen. In den Sommerferien ist es schwächer. In den ersten vier Ferienwochen lief es ganz gut, doch die letzten zwei Ferienwochen lagen wir hinter unserer Umsatzplanung. Ich denke, dass die Umsätze zum Jahresende hin spürbar gestiegen wären. Doch der Insolvenzverwalter glaubte nicht daran.

Sie haben 2014 das Görlitzer Druckhaus Maxroi übernommen, eine Firma mit wirtschaftlichen Problemen. Ein Jahr später war Ihre Tochterfirma pleite. War das der Anfang vom Ende?

Czyzowski: Das spielt eine Rolle. Wir haben dabei Verluste gemacht. Ich bin mir sicher, dass wir diese hätten ausgleichen können. Doch da beginnt eine Spirale, in der es nur noch abwärts geht. Die Banken setzen einen unter Druck und je länger die Notsituation dauert, desto kleiner werden die eigenen Handlungsmöglichkeiten. Bekannte, die mal in so einer Situation waren, haben zu mir gesagt: Wenn so etwas ins Rollen kommt, ist es nicht mehr aufzuhalten.

Investiert haben Sie auch in die Firma Issitec in Bischofswerda. Dessen einstiger Besitzer und jetziger Betriebsleiter möchte Issitec zurückkaufen. Geht das?

Czyzowski: Das ist nicht mehr meine Baustelle. Die Befugnisse liegen jetzt allein beim Insolvenzverwalter.

Nun sind Sie beide Experten, wenn es um das Druckwesen geht. Warum läuft dieses Geschäft nicht mehr so gut?

Schleppers: Durch die Online-Druckereien gibt es einen Preiskampf, man könnte auch von Preisverfall sprechen. Versucht man aber den Online-Druckereien Konkurrenz zu machen und Dumpingpreise anzubieten, hat man eigentlich schon verloren.

Czyzowski: Beim Druckhaus war ich auf einheimische Kunden angewiesen. Doch die Zahl der regionalen Auftraggeber ging immer mehr zurück. Sogar der Landkreis Bautzen hat Aufträge abgezogen und lässt diese teilweise überregional produzieren.

Und doch wollen Sie beide im DruckGeschäft weitermachen. Wie das?

Schleppers: Schon vor vier Jahren sahen wir die Krise kommen. Wir hatten beide eine Firma in Bautzen mit demselben Angebot. Weil uns klar war, dass zwei Druckereien nicht nebeneinander existieren können, haben wir die Arbeit aufgeteilt. Das Druckhaus übernahm den Offset-Druck. Ich habe damals meine Firma aufgegeben und gemeinsam mit Herrn Czyzowski ein neues Unternehmen gegründet, das sich auf den Digitaldruck spezialisiert.

Die Digitaldruckerei Schleppers ist also nicht von der Pleite betroffen, weil sie nie zum Druckhaus gehörte?

Schleppers: Genau. Das wollen wir den Kunden deutlich sagen. Das Unternehmen wird weiterhin existieren, und wir wollen es breiter aufstellen. Fünf Mitarbeiter gehörten zum Team, sieben haben sich zudem vom Druckhaus beworben. Im besten Fall merken die Kunden gar nicht, dass es das Lausitzer Druckhaus nicht mehr gibt.

Einige haben aber schon gewechselt, die Sorbische Zeitung zum Beispiel.

Czyzowski: Das bedauern wir sehr. Wir hatten uns schon nach Technik umgeschaut, mit der wir weiter Zeitungen drucken können. Aber ohne diesen Großkunden wollen wir von dieser Investition die Finger lassen.

Und wie geht es sonst weiter. Dürfen Sie im Haus an der Töpferstraße bleiben?

Schleppers: Momentan sind wir Untermieter beim Insolvenzverwalter. Wir planen aber schon den Umzug. Noch steht nicht genau fest, wo wir unterkommen werden. Wir bleiben aber auf jeden Fall in Bautzen.

Gespräch: Marleen Hollenbach