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„Wir wollen auch am Leipziger Platz sanieren“

Kommwohnen-Geschäftsführer Arne Myckert sagt im Interview, wie es jetzt in Görlitz mit den Häusern für Flüchtlinge weitergehen soll.

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© Pawel Sosnowski

Von Ingo Kramer

Görlitz. Kommwohnen-Geschäftsführer Arne Myckert sagt im Interview, wie es jetzt in Görlitz mit den Häusern für Flüchtlinge weitergehen soll.

Herr Myckert, wie wird es bei den sogenannten Hartz-IV-Häusern ...

Wir bei Kommwohnen verwenden den Begriff „Hartz-IV-Häuser“ nicht. Er stigmatisiert die Bewohner. Das ist nicht schön. Den Begriff haben die Medien geprägt. In der Tat sind es Häuser, die wir über die Flüchtlingsrichtlinie sanieren wollen.

Sie halten also an den Sanierungsplänen für alle drei Gebäude fest?

Natürlich. Wir erfahren von Stadträten und Verwaltung große Rückendeckung. Das zeigt ja auch der Stadtratsbeschluss. Die Baugenehmigungen für die Brautwiesenstraße 17/18 und Löbauer Straße 42 liegen vor, die Ausschreibungen laufen. Wir haben auch Zeitdruck: Ende 2018 müssen alle drei Häuser fertig saniert und abgerechnet sein. Im Übrigen wird der städtische Haushalt durch diese drei Häuser mit keinem einzigen Euro belastet. Der städtische Eigenanteil, der sonst bei Fördermitteln üblich ist, wird hier komplett durch Bundesmittel ersetzt.

Wer wird am Ende in die Häuser einziehen: Flüchtlinge oder Hartz-IV-Empfänger?

Das ist noch nicht entschieden. Am Ende kann sogar die Stadt die Zuweisungen zu den Wohnungen beeinflussen. Aber was die Hartz-IV-Empfänger angeht: Wir haben in anderen Häusern viele ordentliche, engagierte Hartz-IV-Mieter. Vielleicht ziehen in die drei Häuser auch ältere Hartz-IV-Empfänger ein. Und da die Gebäude auch Aufzüge erhalten, sind sie für diese Gruppe sehr gut geeignet.

Ursprünglich wollten Sie sechs Häuser über die Flüchtlingsrichtlinie sanieren. Was wird nun aus den anderen dreien?

Wir wollen auch am Leipziger Platz sanieren. Leider aber ist für die drei Gebäude Leipziger Straße 19, 20 und 20a die Förderung über die Flüchtlingsrichtlinie von Bund und Land abgelehnt worden. Dort müssen wir nun also einen anderen Weg finden. Aus eigener Kraft schaffen wir keine wirtschaftliche Sanierung, dafür ist der Zustand der Häuser zu schlecht. Also schauen wir derzeit wieder sehr aufmerksam nach geeigneten Förderprogrammen, die die Finanzierungslücke schließen. Das Thema altersgerechtes Wohnen mit Aufzug ist bei uns sehr präsent. Dafür ist die Nachfrage im Frauenburgkarree sehr hoch. Es wäre wünschenswert, dafür auch in der Innenstadt Angebote zu schaffen. Und diese Hoffnung ist derzeit nicht ganz unrealistisch.

Und bis Sie Fördermittel haben, verfallen die Häuser weiter?

Nein. Für die Leipziger Straße 20a sind knapp 150 000 Euro Fördermittel für die Sicherung zugesagt. Nach Abschluss der Fördervereinbarung werden wir Dach und oberste Geschossdecke unverzüglich erneuern. Eventuell muss zusätzlich eine weitere Geschossdecke zur Stabilisierung des Gebäudes ersetzt werden. Für die Leipziger Straße 19 wird ein Fördermittelantrag vorbereitet, der ebenfalls die Erneuerung von Dach und oberster Geschossdecke vorsieht. In der Leipziger Straße 20 sind keine Sicherungsarbeiten erforderlich.

Warum haben Sie an den Häusern so lange nichts gemacht und sie stattdessen erst verfallen lassen?

Wir haben die Häuser noch gar nicht lange in unserem Eigentum, sondern haben sie viele Jahre nur fremdverwaltet. Die privaten Eigentümer haben kein Geld investiert und uns als Fremdverwalter auch kein Budget zur Verfügung gestellt. Bei der Brautwiesenstraße 17/18 zum Beispiel wurde im Jahr 2000 Vorliegen von Privateigentum festgestellt, 2007 haben die Eigentümer ihren Verzicht erklärt, dann fielen die Häuser an die Stadt und wir haben sie 2012 von der Stadt erworben. Die Löbauer Straße 42 kam sogar erst 2013 in unser Eigentum. Da waren die Häuser schon völlig marode.