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„Wir sind solchen Einsätzen gewachsen“

Zwei Großbrände binnen zwei Wochen haben der Gröditzer Wehr ein bewegtes Jahresende beschert. Zeit für eine Bilanz.

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© FFW Frauenhain

Herr Engl, erst der Großbrand in der Bäckerei, wenig später der im Fahrradladen. Gab es so etwas schon mal?

Rolf Engl (37) ist seit Jahresanfang Stadtwehrleiter von Gröditz. Er hat die letzten beiden großen Einsätze geleitet.
Rolf Engl (37) ist seit Jahresanfang Stadtwehrleiter von Gröditz. Er hat die letzten beiden großen Einsätze geleitet. © Eric Weser

Nicht, dass ich wüsste. Wenn man auf die vergangenen 15, 20 Jahre zurückblickt, jedenfalls nicht. Zwei solche Einsätze binnen weniger Tage, das war schon sehr außergewöhnlich.

Ist die Gröditzer Wehr Einsätzen dieser Größenordnung gewachsen?

Grundsätzlich schon. Wir verfügen über 35 einsatzfähige Kameraden und ordentliche Technik. Wie andere Wehren haben auch wir das Problem, zu bestimmten Zeiten nicht genügend Kräfte aufbieten zu können. Gerade tagsüber. Viele der Kameraden arbeiten auswärts, manche haben einen Arbeitsplatz, von dem sie nicht einfach wegkönnen.

Mussten deshalb bei den letzten beiden Großbränden viele Nachbarwehren hinzu alarmiert werden?

Bei Bränden dieser Größe braucht man immer Zusatz-Kräfte. Vor allem Atemschutzgeräte-Träger. Da haben wir schon seit Längerem eine Zusammenarbeit mit den Wehren der Röderaue und Wülknitz.

Wie hat diese bei den letzten beiden Bränden funktioniert?

Gut, finde ich. Beim Fahrradladen haben zum Beispiel die Wehren aus der Röderaue und Wülknitz einen eigenen Brandabschnitt betreut. Beim Brand im Bäckerei-Lager haben die Wülknitzer beispielsweise für die Ausleuchtung gesorgt.

Welcher der Einsätze war schwieriger?

Das kann man so nicht sagen. Beide hatten ihre Tücken. Beim Fahrradhändler war es die beengte Lage. Das betroffene Gebäude ist so breit wie das Grundstück, rundherum stehen weitere Häuser. Da musste man von den zwei Seiten ran. In der Bäckerei-Halle hatten wir mit einer enormen Rauchentwicklung zu kämpfen, durch die der Brandherd schwer zu finden war.

Um Ihnen die Arbeit in solche Situationen zu erleichtern, hat ja jetzt auch die Stadt reagiert ...

Sie meinen die Wärmebildkamera. Über den Kauf haben wir mit der Stadt seit 2014 gesprochen, und er war mittelfristig auch schon im Haushalt eingeplant. Die Schwere und Häufigkeit unserer letzten Einsätze hat die Anschaffung jetzt offenbar beschleunigt. Das freut uns. Aber wir kennen natürlich auch die Haushaltslage der Stadt und wissen, dass das eine Ausnahme ist und nicht jeder Wunsch sofort erfüllt werden kann.

Welchen hätten Sie denn gern als Nächstes erfüllt?

Laut Plan steht neue Einsatzkleidung an. Unsere jetzige ist jetzt etwa zehn Jahre alt und hat schon viele Einsätze hinter sich.

Von vielen Feuerwehren hört man Klagen über fehlenden Nachwuchs. Wie sieht es in Gröditz aus?

Erfreulich muss man sagen. Dieses Jahr haben wir viele junge Leute hinzugewinnen können. Die Jugendwehr besteht jetzt aus 18 Mitgliedern, darunter vier Mädchen. Es ist schön zu sehen, dass die Gruppe sehr aktiv ist. Bei den Diensten fehlt nur selten jemand. Wir hoffen, dass alle dabei bleiben und uns in Zukunft verstärken.

Gibt es Quereinsteiger in der Wehr?

Das ist sehr, sehr selten. Unsere Einsatzkräfte stammen im Grunde komplett aus unserem eigenen Nachwuchs.

Wir haben anfangs über die beiden Großeinsätze der vergangenen Tage gesprochen – wie lief das Einsatzjahr insgesamt?

Zwei Tage vor Weihnachten verzeichnen wir 32 Einsätze, davon waren 13 Brände und 17 technische Hilfeleistungen. Das liegt im Schnitt der vergangenen Jahre. Dieses Jahr gab es im Sommer mal eine Phase, da gab es acht Wochen lang keinen Alarm. Aber die Einsätze sind ja nicht alles, die Kameraden haben mehr als 1 600 Stunden Dienste geleistet und sich weitergebildet, alles ehrenamtlich.

Muss man als Bürger eigentlich Kosten fürchten, wenn man Sie ruft?

Nein, solange man sich keinen böswilligen Spaß daraus macht. Wir wollen die Gröditzer ermuntern, uns zu rufen. Lieber ein Anruf mehr als einer zu wenig. Und lieber stellt sich heraus, dass es ein Fehlalarm war, als dass wir zu spät kommen.

Klingt, als hätten Sie schlechte Erfahrungen gemacht ...

Wir haben schon erlebt, dass wir gerufen wurden und vor Ort nach der Brandstelle suchen mussten. Als die Leitstelle versucht hat, den Anrufer für eine Rückfrage zu erreichen, hat er nicht mehr abgenommen. Wohl aus Angst, er könnte belangt werden. Aber das ist wie gesagt nicht der Fall.

Weihnachten und das neue Jahr stehen kurz bevor – haben Sie einen Wunsch für Ihre Wehr im Jahr 2017?

Ja, dass alle Kameraden gesund und unbeschadet von ihren Einsätzen heimkehren.

Das Gespräch führte Eric Weser.