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„Wir sind der Insolvenz zuvorgekommen“

Das plötzliche Aus der Projektschmiede stößt auf große Kritik. Nun äußert sich der Gesellschafter zu den Gründen.

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© Archiv/Marion Gröning

Von Annechristin Bonss und Julia Vollmer

Kurz vor Weihnachten kam das Aus. Die Projektschmiede, jahrelang ein wichtiger Akteur in der Dresdner Kultur- und Integrationsarbeit, hat ihre Arbeit beendet. Die Internetseite ist seitdem tot. Auch auf Facebook gibt es keinen Auftritt mehr der gemeinnützigen GmbH. Die 15 Mitarbeiter wurden entlassen. Ein offener Brief der Betroffenen hatte zum Jahresbeginn darauf aufmerksam gemacht. Seitdem sind die Diskussionen groß. Auch im sozialen Netzwerk Facebook wurde debattiert. Vor allem die Frage nach dem Warum für das plötzliche und scheinbar heimliche Ende der Projektschmiede beschäftigt viele Partner und Wegbegleiter. Im Fokus der Kritik steht das Kulturbüro Dresden. Der Verein hatte erst 2016 die Rolle des Gesellschafters für die Projektschmiede übernommen. Und jetzt das Aus beschlossen. „Ich kann die Enttäuschung verstehen“, sagt Melanie Hörenz, Geschäftsführerin im Kulturbüro. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Wir sind damit aber einer Insolvenz zuvorgekommen.“ Ohne den Beschluss für die Schließung wäre die Projektschmiede in den kommenden drei Monaten zahlungsunfähig gewesen. „Der Haushalt war höchst defizitär“, fügt sie hinzu.

Nun versuchen Melanie Hörenz und ihre Kollegen, möglichst viele der Projekte zu erhalten. Die Kinderstadt Kitrazza und die Beratungsplattform House of Ressources werden vom Kulturbüro übernommen samt der zwei Mitarbeiterstellen, die daran hängen. Die Verträge der anderen 13 Mitarbeiter waren befristet und seien Ende 2017 ausgelaufen, sagt Melanie Hörenz. Bei einigen Projekten lagen die Fördermittelbescheide vor. „Für das Kulturjahr „Sucht“ laufen Gespräche über einen Trägerwechsel, für die Band Banda Internationale und die Kreativworkshops „Vision Integration“ gibt es noch keine Bescheide. Die Förderung sei in Aussicht gestellt worden.

Was bleibt, ist Enttäuschung. Grünen-Stadtrat Torsten Schulze ist verärgert. „Die Projektschmiede war ein verlässlicher Partner“, sagt er. An die finanziellen Probleme glaubt er nicht. Der Umgang mit den langjährigen Mitarbeitern sei menschlich und moralisch schwer nachvollziehbar. Und dass weder Stadt noch langjährige Partner nicht in die Entscheidung zur Schließung einbezogen wurden und es dazu keine Gespräche gab, sei enttäuschend. Die Stadt muss nun neue Träger für ihre Projekte finden. Darunter ist auch das Handlungsprogramm für Demokratie. Während der Ausschreibung kann kein Geld mehr fließen.