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„Wir setzen fürs Land Richtfunk ein“

In der Region wird zurzeit viel getan, um schneller surfen zu können. Die SZ sprach darüber mit IT-Spezialist Thomas Witt.

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© Patrick Seeger/dpa

Herr Witt, Sie starten jetzt ein Pilotprojekt mit Strehla. Was wird dabei gemacht?

Dr. Thomas Witt ist Geschäftsführer der NU Informationssysteme GmbH Riesa. Das Unternehmen ist seit 16Jahren im Kreis aktiv.
Dr. Thomas Witt ist Geschäftsführer der NU Informationssysteme GmbH Riesa. Das Unternehmen ist seit 16Jahren im Kreis aktiv. © privat

Wir begleiten die Kommune bei straßenbaulichen Maßnahmen, um Glasfaser in die Straße zu bringen, wenn sie offen ist – also grundhaft saniert wird. Keine so einfache Aufgabe, wie man zunächst denken mag. Für die Anlieger sind danach aber die Bandbreitenprobleme für Jahrzehnte vom Tisch. Glasfaser gilt zwar oft als teuer, ist es aber nur dann, wenn man die letzten 20 Jahre Versäumnis in einer Hauruckaktion nachholen will.

Sind bereits ähnliche Projekte mit anderen Städten und Gemeinden geplant?

Wir sind mit weiteren Kommunen im Gespräch.

Wie schnell kann man mit den bisherigen Lösungen surfen?

Die Anschlussbandbreiten unserer Versorgungsbereiche reichen von 10 bis 200 Mbits. Tiefbau ist immer dann nötig, wenn wir Netzsegmente koppeln, und ist in der Tat oft das Hemmnis, in der Breite auch mit VDSL auszubauen. Für kleine ländliche Ortslagen – geradezu typisch für den Raum Meißen – setzen wir seit Jahren vorrangig Richtfunk ein, um das Signal heranzuführen. Verteilt werden die Datenraten dann beim Ortsfunk mit bis zu 12 Mbits, per VDSL-Netz bis 100 Mbits und per Kabelnetz bis 200 Mbits.

Sind solche großen Übertragungsraten überhaupt nötig?

Technisch betrachtet muss man sich als Nutzer wirklich anstrengen, wenn man zurzeit 50 Mbits ständig ausreizen will. Youtube rangiert mit 2 Mbits pro HD-Video, Amazone Prime bietet HD-Videos nach eigenen Angaben ab 3,5 Mbits. Zu empfehlen sind sicher 6 oder 8 Mbits. Doch diese Betrachtung gilt nur für heute. Es gibt bereits erste Kandidaten für kommende Bandbreiten- und Datenvolumenkiller: zum Beispiel stereoskopische 360° live gerenderte Virtual-Reality-Filme mit 16K und 120fps. Klingt kryptisch. Wer aber schon mal in eine solche künstliche Welt eingetaucht ist, weiß das Potenzial zu schätzen. Leider sind diese Killeranwendungen weder mit 50 Mbits noch mit 100 Mbits zufrieden. Würden Sie heute für 50 Mbits ausbauen, wenn Sie wissen, dass dies morgen vielleicht schon nicht mehr genügt?

Das Elbe-Röder-Dreieck erstellt gerade für Zehntausende Euro Breitband-Analysen, was wiederum die Grundlage für Fördermittel für jene Kommunen wäre, die selbst beim Thema Breitband aktiv werden wollen. Ist das notwendig?

Den 50 000-Euro-Gutschein vom Bund – der heißt wirklich so – kann jede Kommune dafür verwenden, entweder eigene nachhaltige Netze zu planen oder sich den nächsten Berater zu schnappen, um eine weitere Studie anzufertigen. Notwendig ist wohl nur die erste Variante.

In der Region sind zurzeit viele Unternehmen mit dem Breitbandausbau beschäftigt. In Nünchritz arbeiten sogar zwei Firmen parallel daran. In anderen Dörfern wie Leckwitz oder Roda will die Gemeinde eventuell selbst aktiv werden.

Ich finde jede Initiative sinnvoll, die das Angebot bunter und besser werden lässt. Zudem sind im Fall Nünchritz regionale Akteure tätig, wovon ich geradezu begeistert bin. Denn in den letzten sieben Jahren war die Breitbandversorgung eher ein Heimspiel für den Bund mit seinen Fördergeldern, die vorrangig seinem Tochterunternehmen zugute kamen. Das macht es schwer, als regional agierendes Unternehmen wahrgenommen zu werden. Dass die Kommunen erneut Initiative ergreifen, ist diesmal besonders spannend, denn der Bund öffnet seine Fördergelder erstmalig auch für Planungsvorhaben.

Wie sieht es denn aktuell in Dörfern wie Leckwitz und Roda mit dem Surfen aus?

In Leckwitz und Roda bieten wir Ortsfunk der vierten Generation mit Bandbreiten bis 12 Mbits an. Interessenten können sich bei uns telefonisch melden und registrieren.

Wo kann man im Riesaer Raum sonst noch mit NU Informationssysteme surfen?

Im Landkreis Meißen sind wir in über hundert Ortslagen vertreten. Sollten wir eine bestimmte Lage noch nicht versorgen, bieten wir seit neun Jahren an, Ortsfunksektoren ab zehn Interessenten auf unsere Kosten auszubauen. Sollte die Gemeinde uns bei Stromanschlüssen und kurzen Tiefbaustrecken unter die Arme greifen, auch gern VDSL mit bis zu 100 Mbits.

Das Gespräch führte Antje Steglich.