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„Wir müssen wieder mehr Tugenden vermitteln“

Der SC Riesa hält sich im „Club der 1 000“ weit oben. Damit das so bleibt, schaut der Verein ins Jahr 2025.

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© Lutz Weidler

Riesa. Mit rund 2 500 Mitgliedern gehört der SC Riesa immer noch zu den größten Sportvereinen in Sachsen. Im „Club der 1000“, eine Liste, in der der Landessportbund Vereine mit mehr als 1 000 Mitgliedern führt, hält sich der SC wacker auf Platz zwölf. Mit Ausnahme vom FC Erzgebirge Aue (Platz zwei) ist der SC der erste „Kleinstadtverein“ in der Rangfolge. Die Sächsische Zeitung sprach mit SC-Sprecher Sebastian Lohse und Vereinspräsident Karl Walluzsek über Tugenden des Sports, den Tag der Sachsen 2019 in Riesa und die neue Nutzung des Sportinternats.

SC-Präsident Karl Walluszek (links) und Vereinssprecher Sebastian Lohse im SZ-Gespräch
SC-Präsident Karl Walluszek (links) und Vereinssprecher Sebastian Lohse im SZ-Gespräch © Sebastian Schultz

Letztes Jahr haben Sie sich vorgenommen, den Verein auf das Jahr 2025 ausrichten. Was heißt das konkret?

Walluszek: Nichts weiter, als dass sich jedes Mitglied Gedanken über folgende Frage machen soll: Wie und wo will ich in Zukunft Sport treiben? Ich als Zukunftsapostel bin der Meinung, dass wir die Digitalisierung besser nutzen müssen. Das Vereinsleben müsste interaktiver sein. Ein Trainer muss nicht mehr zwangsläufig neben seinen Schützlingen stehen. Trainingspläne lassen sich bequem übers Smartphone verschicken. Auf diesem Weg kann der Trainer auch Ergebnisse und Trainingserfolge analysieren und bewerten. Das sendet auch das richtige Signal an die Jugend.

Sie sind skeptisch, Herr Lohse?

Lohse: So weit sind wir technisch nicht.

Walluszek: Das sind Visionen. Aber genau darauf kommt es an, wenn wir uns für 2025 fit machen wollen. Natürlich müssen wir als Verein auch wieder mehr Grundtugenden des Sports vermitteln. Das bedeutet: Pünktlichkeit, Fairness, Leistungswillen. Ich merke, dass das verloren geht.

Lohse: Wir müssen das Vereinsleben erhalten. Da kann man den Ehrenamtlichen gar nicht genug danken. Was die Mitgliederanzahl betrifft, ist der Verein stabil. Das muss auch so bleiben. Wenn man einen Blick in die Statistik wirft, ist das keine Selbstverständlichkeit.

Wieso?

Lohse: Die Hälfte unsere Mitglieder ist über 50 Jahre alt. Wir müssen die mittlere Altersgruppe, die 19- bis 49-Jährigen, besser einbinden. Dafür haben wir ein paar Pläne entwickelt.

Wie sehen die aus?

Lohse: Wir wollen zum Beispiel eine neue Vortragsreihe etablieren. Für die erste Veranstaltung Mitte März haben wir den Mental-Coach Oliver Vogelhuber eingeladen. Es spricht über mentale Stärke im Sport. Ein Nebeneffekt dieser Veranstaltungen soll sein, dass wir uns über den Sport hinaus öfter begegnen und diskutieren. Außerdem wollen wir unsere Übungsleiter fördern. Bislang zahlen die ihre Lizenzen meist selbst. Dahinter steckt die Überlegung, dass ein Übungsleiter den Verein im Grunde verlassen kann, sobald er oder sie den Schein hat. Aber das ist der falsche Ansatz. Wir müssen als Verein dafür sorgen, den finanziellen und zeitlichen Aufwand und das persönliche Risiko der ehrenamtlichen Übungsleiter so gering wie möglich zu halten. Das Geld für die Lizenzen soll aus einem neuen Fond kommen.

Der sich aus welchen Quellen speist?

Walluszek: Da werden wir auf Sponsoren und Spender zurückgreifen müssen. Eventuell können wir zusätzlich noch Förderungen der Verbände bekommen.

Themenwechsel: 2017 haben Sie das Sportinternat geschlossen. Welche Auswirkungen hatte das in der Rückschau?

Lohse: Dazu muss ich zunächst noch mal sagen, dass dieser Schritt notwendig war, weil die Stadt das Gebäude zurückgefordert hat. Dass die Pläne, das Obdachlosenheim an der Freitaler Straße zu etablieren, geplatzt sind, war zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar. Im Moment ist es so, dass vier Sportler im ehemaligen Internat leben. Eine 24-Stunden-Betreuung gibt es nicht mehr. Aber es ist immer ein Ansprechpartner in greifbarer Nähe.

Ist es nicht ganz schön teuer, das Gebäude für vier Sportler bereitzuhalten?

Lohse: Seitdem es das Internat nicht mehr gibt, vermieten wir möblierte Zimmer an Studenten und Lehrlinge. Das Angebot wird angenommen. Ansonsten hatte die Schließung keine nennenswerten Auswirkungen. Der Hort mit 60 Kindern im gleichen Block läuft nach wie vor gut und die Einrichtung wird auch dort bleiben.

Die unrühmliche Epoche der Ex-Geschäftsführerin Peggy Freytag beschäftigt Sie noch immer. Letztes Jahr hieß es, die Strafanzeige befinde sich in der Prüfung der Ermittlungsbehörden.

Lohse: Wir würden den Fall gern endlich abschließen. Aber an dem Sachstand hat sich leider immer noch nichts geändert. Wir warten. Mehr können und wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt dazu nicht sagen.

Riesa wird Austragungsort des Tags der Sachsen 2019. Was bedeutet das für Sie?

Lohse: Wir waren mit anderen Riesaer Vereinen an der Auftaktveranstaltung der Stadt Riesa beteiligt. Jetzt beginnt die Ideensammlung für den Tag der Sachsen.

Wie bewertet der Verein, dass Riesa den Zuschlag für Sachsens größtes Volksfest bekommen hat?

Walluszek: Ganz klar positiv. Der Tag der Sachsen bietet uns eine weitere Chance, uns als Verein zu präsentieren.

Was wird den SC 2018 beschäftigen?

Lohse: Eine Herausforderung wird sein, der neuen Datenschutzverordnung gerecht zu werden. Sie sorgt für einen höheren Schutz personenbezogener Daten. Dazu gehört auch, dass wir im Verein künftig einen Datenschutzbeauftragten haben müssen.

Und sonst?

Walluszek: Das Kanuheim wird fertig.

Lohse: Und im April 2018 werden drei Riesaer Paare nach Antwerpen zur WM der Sportakrobatik fahren.

Das Gespräch führte Britta Veltzke.