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Wir hatten eine wunderbare Kindheit

In Hartha haben sich alte Sandkastenfreunde getroffen. Die haben vor 50 Jahren in den Häusern der Textilwerke gewohnt.

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© Dietmar Thomas

Von Claudia Erbert

Hartha. Klassentreffen gibt es regelmäßig, Sandkastentreffen wohl eher selten, oft verliert man sich aus den Augen. Christina Döring hat sich Mühe gegeben und vor zwölf Jahren fast alle ehemaligen Spielfreunde aus den „Textilwerkehäusern“ zusammengetrommelt. Dieses Wochenende haben sie sich erneut getroffen.

1953 sind die Häuser der Nordstraße 14-18 in Hartha bezogen worden. Damals hieß die Straße wie heute, dazwischen Ernst-Thälmann-Straße. Dahinter, wo heute das Neubaugebiet Hartha Nord steht, waren Felder und Teiche. „Dort haben wir als Kinder gespielt, sind geräubert, haben viel Blödsinn gemacht“, erinnern sich die ehemaligen Kinder dieser Zeit. Die älteste beim Treffen der Kinder, die in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren dort gewohnt haben, ist heute 72, der jüngste 53. Auch zwei Muttis sind gekommen, eine ist 91.

Im Jahr 2005 sind sie zum ersten Mal alle wieder zusammengekommen und haben in Erinnerungen geschwelgt. Gefragt nach Ereignissen, an die sie sich besonders gern erinnern, sind die Sandkastenfreunde kaum zu bremsen. „Wir haben in der Bodenkammer Theater gespielt, sind die Nordstraße mit den Schlitten runtergefahren, sodass die Autos in den Schneewehen steckengeblieben sind. Wenn einer einen Roller hatte, gehörte der allen, wir haben Klingelputze gemacht und uns mit den Kindern aus der Leisniger Straße bekriegt. Wir haben so viel Blödsinn gemacht, das kann man gar nicht schreiben. Und wir haben im Keller Fasching gefeiert. Der war mal Kosmonaut.“ Dabei zeigen sie auf Gerhard Dörner, der auch dort gewohnt hat und einer von denen ist, die noch in Hartha wohnen. Viele erinnern sich an sein Kostüm mit Schneeanzug, Helm und Badewannenschlauch.

Aus Erfurt, Weimar und Crimmitschau sind die ehemaligen Freunde angereist, doch viele sind in der näheren Umgebung geblieben. „Einige, die als Kinder in den Häusern gewohnt haben und dann weggezogen sind, wohnen jetzt als Rentner wieder drin“, erklärt Christina Döring.

Einig sind sich alle, dass sie eine schöne Kindheit hatten: „Heute können sich viele gar nicht vorstellen, dass wir eine so große Gruppe waren, die sich gestritten und vertragen hat und eigentlich fast immer nur draußen war. Fast keine Autos auf der Straße, Felder und Wiesen und eine Freundschaft, die bis heute hält.“ Da macht es auch nichts, wenn nicht jeder jeden gleich wieder erkennt.

Da alle nicht jünger werden, wollen sie bis zum nächsten Treffen nicht ganz so viel Zeit vergehen lassen und nutzen den Abend auch, um Handynummern zu sammeln. Denn auch, wenn die meisten Rentner und Großeltern sind – modern genug für Whatsapp sind fast alle.