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„Wir haben unseren Traum erfüllt“

Zwei junge Leute gingen zu Fuß auf Weltreise. Nach dreieinhalb Jahren kamen sie zurück – zu dritt.

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© PR

Pirna/Riesa. Von Deutschland nach Russland, weiter nach Zentralasien, nach Pakistan, Indien, China und die Mongolei. Vorläufiger Stopp ist Lateinamerika, um genau zu sein: Mexiko. Von da aus weiter zu dritt mit Säugling nach Spanien und zurück nach Deutschland. Klingt nach einer ungewöhnlichen Reise. Gwendolin Weisser und Patrick Allgaier haben sie eigentlich zu zweit geplant – unterwegs aber dann einen kleinen Sohn bekommen. Dreieinhalb Jahre lang waren die 24-Jährige und der 33-Jährige unterwegs und touren nun durch Deutschland, um ihren dabei entstandenen Dokumentarfilm zu zeigen. In Dresden, Riesa und Meißen freuen sie sich auf Gespräche mit den Zuschauern. Die SZ konnte schon vorher mit der jungen Weltenbummlerin Gwendolin Weisser sprechen.

Frau Weisser, mitten auf einer Weltreise wurden Sie schwanger. Was hatte das für Folgen?

Wir mussten schneller nach Amerika, als wir es geplant hatten. Nachdem wir herausfanden, dass wir ein Kind bekommen, sind wir von Asien nach Mexiko gereist. Wir wussten, dass das der Geburtsort unseres Kindes werden sollte. Wir mussten dann recht schnell ein Containerschiff zum Übersetzen finden, solange ich noch nicht hochschwanger war. Unser Sohn Bruno wurde dann auch in Mexiko geboren und besitzt die mexikanische Staatsbürgerschaft.

Haben Sie unterwegs immer Windeln und Babynahrung für Ihren Sohn bekommen?

In der westlichen Kultur wird einem vorgegaukelt, dass man wahnsinnig viel Kitsch für ein Kind braucht. In Wirklichkeit benötigt man aber nicht so viel. Wir haben unterwegs immer alles bekommen, was wir für notwendig hielten. Ich habe auch lange gestillt. Das Stillen ist eine Sache, die alle Menschen in jeder Kultur verbindet.

Hatten Sie überhaupt einen Plan für die Reise?

Wir sind keine Menschen, die viel planen. Wir haben oft nach unserem Bauchgefühl entschieden. Patrick hatte allerdings schon seit längerer Zeit den Traum, so weit nach Osten zu gehen, bis wir aus dem Westen wieder nach Hause zurückkehren. Die ganze Reise wollten wir nur zu Fuß, per Anhalter oder auf einem Schiff zurücklegen und nicht per Flugzeug. Und genau diesen Traum haben wir uns erfüllt.

Normale Fernreisende fliegen. Warum wollten Sie unbedingt trampen?

Durch das Trampen war es uns möglich, am Alltag der Menschen teilzunehmen. Die Fahrer, die uns mitgenommen haben, waren meistens genauso neugierig auf uns wie wir auf sie. Während der Fahrten haben wir meistens interessante Gespräche geführt. Oft wurden wir danach sogar noch zum Abendessen eingeladen oder man hat uns angeboten, im Garten zu zelten. Man muss natürlich beim Trampen eine gewisse Wartezeit einkalkulieren, aber mit etwas Geduld vergeht die Zeit, und mitgenommen wurden wir immer.

Sie waren auch in Pakistan. Dieses Land gilt für Ausländer als gefährlich. Hatten Sie keine Angst?

Natürlich hatten wir Respekt vor diesem Land. Aber die Durchquerung der Gegend war die einzige Möglichkeit, über den Landweg nach Indien zu kommen. Schon als wir ankamen, begrüßten uns die Beamten an der Grenze sehr nett und wollten unbedingt ein Foto mit uns machen. Auch die Leute, denen wir begegneten, waren sehr freundliche, normale Menschen. Mit unserem Aufenthalt in diesem Land war es uns möglich, einige Vorurteile zu widerlegen. Und es hat uns dort so gut gefallen, dass wir anstatt drei bis vier Tage, fünf Wochen lang geblieben sind.

Würden Sie alles noch mal genauso machen?

Auf jeden Fall! Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht und wurden überall offen empfangen. Durch das Überlandreisen konnten wir uns Stück für Stück an alles herantasten. Auch von unseren Familien und Freunden haben wir nur Unterstützung erfahren. Nur die Länge unserer Reise von dreieinhalb Jahren haben die meisten etwas skeptisch betrachtet.

Und was kommt jetzt nach dieser Reise auf Sie zu?

Wir haben relativ bald nach der Reise angefangen, den Film zu schneiden und werden ihn das nächste halbe Jahr deutschlandweit zeigen. Was danach kommt, wissen wir noch nicht genau. Wir haben auf unserer Reise gelernt, dass man nicht alles planen kann. Momentan leben wir gemeinsam in einem Wohnwagen, aber ich könnte mir auch gut vorstellen, später in einer Wohngemeinschaft auf einem Dorf zu leben. Ein ganz normales Leben mit Reihenhaus und Vorgarten kommt für uns momentan auf jeden Fall nicht infrage.

Das Gespräch führte Jana Richter.

Ab Mittwoch, dem 10. Mai, läuft der Film in der Dresdner Schauburg

Am Sonntag, dem 14. Mai, um 17 Uhr wird der Film „WEIT. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“ im Filmpalast Capitol Riesa vorgeführt. Am Montag, dem 15. Mai, um 19 Uhr im Filmpalast Meißen.