Merken

„Wir haben auch etwas für die Region getan“

In Oybin findet zum letzten Mal ein Hausärztetag statt. Chef-Organisator Dr. Gottfried Hanzl ist am Ende sehr zufrieden.

Teilen
Folgen
© M. Weber

Von Mario Sefrin

Gottfried Hanzl arbeitet als Facharzt für Allgemeinmedizin in Oderwitz, vermittelt akademische Lehrpraxis an der Technischen Universität Dresden und ist Ansprechpartner der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsens in der Oberlausitz. Einmal im Jahr ist Dr. Gottfried Hanzl aber auch ein erfolgreicher Veranstalter: Seit 25 Jahren organisiert der Arzt mit seiner Familie, seinem Praxisteam und Freunden den Sächsischen Hausärztetag. An diesem Wochenende findet die Veranstaltung, zu der in jedem Jahr circa 700 Ärzte, Schwestern und Pharmavertreter, begrüßt werden konnten, zum letzten Mal in Oybin statt – was Oybins Bürgermeister Hans-Jürgen Goth (Die Linke) im jüngsten Gemeinderat mit Bedauern quittierte. Schließlich hat die dreitägige Veranstaltung in jedem Jahr für zusätzliche Auslastung der Hotelzimmer in der Gebirgsgemeinde gesorgt.

Die SZ hat mit Gottfried Hanzl über Vergangenheit und Zukunft des Sächsischen Hausärztetages gesprochen und darüber, warum sogar die Bundespolizei zu der Veranstaltung hinzugezogen wurde.

Herr Dr. Hanzl, Sie haben 25 Jahre den Sächsischen Hausärztetag in Oybin organisiert. Wie schwer fällt es Ihnen, diese Organisation aus der Hand zu geben?

Dr. Gottfried Hanzl: Überhaupt nicht schwer. Ich habe bereits im vergangenen Jahr gesagt, dass ich in diesem Jahr zum letzten Mal den Hausärztetag organisiere. Es war also genug Zeit für eine Neuorganisation. Und der Tag hat ja eine Zukunft: Ab dem nächsten Jahr findet der Sächsische Hausärztetag in Radebeul statt. Für die Nachfolge ist also gesorgt.

Wie ist der Hausärztetag eigentlich entstanden?

Hanzl: Die Geschichte des Hausärztetages reicht eigentlich zurück bis in DDR-Zeiten. Schon in den 1970er Jahren hatte die Bezirksgesellschaft Dresden für Allgemeinmedizin eine jährliche Fortbildungswoche in Lückendorf organisiert. Ende der 1980er Jahre habe ich dafür den Vorsitz übernommen. Mit der Wende und dem Umstand, dass sich viele Ärzte selbstständig niedergelassen haben, stand die Lückendorfer Fortbildungswoche der Ärzte zur Diskussion. Doch die Veranstaltung hatte damals überlebt, auch wenn aus einer Fortbildungswoche ein Fortbildungswochenende wurde.

Wie kam es zum Umzug nach Oybin?

Hanzl: Gleich beim ersten Hausärztetag in Lückendorf gab es einen so großen Zuspruch, dass wir uns nach einem neuen Veranstaltungsort umsehen mussten. Mit dem Hotel „Haus Hubertus“ in Oybin hatten wir diesen Ort gefunden und ab dem Folgejahr fand die Veranstaltung dort statt. Doch schnell wurde auch das „Haus Hubertus“ zu klein, weshalb mit den Jahren immer mehr Veranstaltungsorte in Oybin für den Hausärztetag hinzukamen. Und auch die Teilnehmer haben in den vergangenen Jahren längst nicht mehr nur in Oybin übernachtet, sondern auch in Olbersdorf, Jonsdorf und Bertsdorf-Hörnitz.

Hat das Ihr kleines Organisationsteam alles stemmen können?

Hanzl: Allein hätten wir das nicht geschafft. Doch wir haben in all den Jahren immer viel Unterstützung erfahren. Vor allem der DRK-Kreisverband Zittau hat uns bei Organisation und Durchführung des Hausärztetages geholfen. Helfer hatten wir auch immer für das umfangreiche Begleitprogramm. Und selbst die Bundespolizei hatte ein offenes Ohr für uns, wenn ich darum gebeten habe, ein paar Runden mehr durch Oybin zu drehen und die Autos der Teilnehmer im Blick zu behalten. Als wir mal einen schweren Wintereinbruch hatten, war sofort der Forst zur Stelle und hat geholfen. Und auch in den beteiligten Hotels waren die Mitarbeiter immer sehr bemüht.

Wie hat sich der Hausärztetag inhaltlich entwickelt?

Hanzl: Der Schwerpunkt des Hausärztetages lag schon immer bei den Vorträgen zur gesamten Bandbreite der Volkskrankheiten, wie Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes und Demenz. Später kamen dann Themen wie Osteoperose und psychische Erkrankungen hinzu, außerdem neue Erkenntnisse aus der Forschung, unter anderem zur Schmerztherapie und der Palliativmedizin, also der Betreuung von Patienten mit einer schweren Erkrankung. In den letzten Jahren hat sich aber die Situation der Pharmaindustrie finanziell verschärft. Eigentlich hätten wir bereits den diesjährigen Hausärztetag gar nicht mehr in gewohnter Form durchführen können. Anlässlich des 25. Jubiläums ist es uns aber gelungen, diesen Tag noch einmal in bekannter Größe zu veranstalten, das heißt mit 50 Ausstellern aus der Pharmaindustrie. Viele Kollegen aus Deutschland, aber auch aus dem Kreis Liberec, haben den Hausärztetag dazu genutzt, andere Ärzte zu treffen, ihr Wissen zu vertiefen und neue Sachen kennenzulernen, die sie dann in ihrem Praxisalltag anwenden konnten. Ich kann sagen: Aus Ärztesicht hat der Hausärztetag in jedem Jahr etwas gebracht. Und davon haben am Ende die Patienten profitiert.

Wie lautet ihr Fazit zu 25 Jahren Hausärztetag in Oybin?

Hanzl: Mein Fazit lautet: Sehr gelungen! Ich denke, wir haben damit auch etwas für die Region getan. Wir haben die Teilnehmer in jedem Jahr eingeladen, als Touristen hierher zurückzukommen. Viele haben das später auch gemacht, wie ich aus Rückmeldungen weiß. Das macht uns stolz.