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„Wir haben Angst um unsere Kinder“

Am Dieraer Weg sind Autofahrer oft zu schnell. Tiere sind bereits überfahren worden. Anwohner fordern zeitnah Veränderungen.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Beinahe im Sekundentakt rauschen Pkws, Transporter und schwere Brummis am Dieraer Weg kurz vor dem Meißner Ortsein bzw. -ausgang vorbei. Sowohl stadteinwärts als auch in Richtung Tierheim Winkwitz/Proschwitz brettern Autos an den direkt an der Straße liegenden Häusern entlang. Zwar liegt die Geschwindigkeitsbegrenzung innerorts bei den üblichen 50 km/h.

„Aber es halten sich ganz einfach viele nicht daran. Das macht uns Sorge“, sagt Anwohnerin Ute Thiel vom Dieraer Weg 65. „Und nicht erst seit heute.“ Damit spielt die 64-Jährige darauf an, dass sich bereits im Mai 2014 mehrere Anwohner öffentlich über die Zustände am Dieraer Weg/S 88 beschwert hatten und die Stadt aufforderten, etwas zu unternehmen. „Bis heut hat sich aber nichts getan“, sagt die Rentnerin. Während vor ihrem Grundstück am frühen Vormittag Autos vorbeisausen, haben sich im Garten von Frau Thiel weitere Anwohner zusammengefunden. So spricht sich auch Dirk Flade, Bewohner der Hausnummer 57 deutlich für schnelle Maßnahmen aus. „Im letzten Jahr ist mein Hund überfahren worden, zuvor schon mehrere Katzen. Würden die Autofahrer die 50 km/h einhalten, hätte das vielleicht glimpflicher ausgehen können.“ Er zählt einige Möglichkeiten auf, die die Stadt hätte, um die Gefahren zu mindern.

„Recht schnell machbar wären etwa Bodenschwellen, um die Autofahrer zum Abbremsen zu bewegen. Ich kenne aus anderen Ländern auch Asphalt-Huckel, die angelegt worden und ihren Nutzen prima erfüllen. Auch eine Geschwindigkeitsanzeige mit Display am Ortseingang kann er sich gut vorstellen. Warum das in Meißen nicht gehen soll, könne er sich nicht erklären.

„Wir haben Angst um unsere Kinder“, wird Nachbar Daniel Winkler deutlich. Der Meißner wohnt mit seiner Familie inklusive seinem zwei und vier Jahre alten Nachwuchs ebenfalls in der Nachbarschaft. Insgesamt leben in den nur zehn Häusern am Ende des Dieraer Weges momentan zehn Kinder. „Alleine lässt man sie an dieser Straße nicht gerne los gehen, macht sich ständig Sorgen“, erzählt Winkler. Wenn er mit seinen Kindern im Garten Ball spiele, überkomme ihn häufig ein ungutes Gefühl. Was, wenn ein Ball auf die Straße fällt und eines der Kinder ihm hinterher rennt?

Günter Röthig, Bewohner des Hauses Nummer 63, lebt erst seit April 2017 am Dieraer Weg. Sind seine beiden Enkel zu Besuch, hat auch er Befürchtungen, dass etwas passieren könnte. Er glaubt, dass das Tempo 80-Schild kurz vor dem Ortseingang gegen ein Tempo 50-Schild ausgetauscht werden müsste. „Damit Pkws und Lkws ihre Geschwindigkeit schon vor dem Wohngebiet drosseln.

In regem Austausch mit den Bewohnern ist FDP-Stadtrat Martin Bahrmann. Er hatte in der Sitzung des Gremiums vergangene Woche die Probleme erneut angesprochen, sich bei Bürgermeister Markus Renner nach einer kurzfristig machbaren Lösung erkundigt. „Zwar handelt es sich bei der S 88 Richtung Diera um eine Staatsstraße. Aber in diesem Bereich ist die Stadt für den Verkehr verantwortlich.“ Er hofft auf eine zeitnahe Reaktion der Verwaltung, will sich weiter für die Anwohner am Dieraer Weg stark machen. „Zumal sich wegen der Sperrung der Elbtalstraße am Knorrefelsen noch mehr Verkehr auf die S 88 verlagern wird“, so Bahrmann. „Die zuständige Verkehrsbehörde ist in diesem Fall die Stadt Meißen“, bestätigt auch Holger Wohsmann, Niederlassungsleiter der hiesigen Zweigstelle des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv). Nur in bestimmten, vorwiegend baulichen Angelegenheiten sei eine Abstimmung mit dem Lasuv notwendig. Er wisse aber von Plänen zur Erneuerung und einem Ausbau der Fahrbahn und der Gehwege. Die Stadt Meißen bestätigt das.

Im zweiten Halbjahr 2017 sollen die Arbeiten tatsächlich beginnen. „Während der Planung wurden verschiedene Varianten zur Geschwindigkeitsbegrenzung geprüft. Vorgesehen ist jetzt eine Schleuse vor dem Ortseingang. Dadurch sollen Fahrzeuge bereits auf der freien Strecke zunächst auf 70 km/h und anschließend – noch vor dem Ortseingang – auf 50 km/h abgebremst werden“, so eine Sprecherin.