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„Wir brauchen kein zweites Gymnasium in Prohlis“

Cornelia Hiller leitet seit 1992 das Hülße-Gymnasium in Reick. Mit der SZ spricht sie über die Forderung nach einem weiteren Gymnasium im Ortsamtsgebiet.

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© Symbolfoto: dpa

Frau Hiller, an Ihrem Gymnasium haben sich für das kommende Schuljahr 95 Schüler angemeldet. Am Gymnasium Bürgerwiese wollen 222 Fünftklässler lernen. Woran liegt das?

Cornelia Hiller, Leiterin des Hülße-Gymnasiums, kennt die Vorbehalte von Eltern zum Schulstandort Prohlis.
Cornelia Hiller, Leiterin des Hülße-Gymnasiums, kennt die Vorbehalte von Eltern zum Schulstandort Prohlis. © Christian Juppe

Wir sind mit 920 Schülern eines der größten Gymnasien in Dresden. Bei Gesprächen mit Eltern höre ich oft, dass unser Schulgebäude zwar sehr schön ist, aber die Nähe zum sozialen Brennpunkt Prohlis und die Lage eher am Stadtrand stört.

Wie bewerten Sie dann die Forderung, dass in der Boxberger Straße in Prohlis ein weiteres Gymnasium eröffnen soll?

Ich halte das für absolut unnötig. Wie die aktuellen Anmeldungen zeigen, reicht unser Standort völlig aus, um das Einzugsgebiet abzudecken. Wer seine Kinder jetzt nicht bei uns anmeldet, wird sie auch nicht in der Boxberger Straße anmelden. Dazu kommt, dass uns aufgrund des neuen Gymnasiums in Tolkewitz die Schüler aus dem Ortsamtsgebiet Leuben schon im kommenden Schuljahr und auch künftig fehlen. Das wird anhand der Grundschulbezirke, aus denen die Kinder kommen, deutlich.

Die Stadtverwaltung lehnt ein Gymnasium Prohlis ebenfalls ab, weil es für das Schuljahr 2015/16 nur neun Anmeldungen gab. Befürworter sagen, dass das nur am alten Schulhaus liegt. Nun soll das Gebäude aber saniert werden.

Auch unser Schulhaus wurde 2004 saniert, die Turnhalle ist neu gebaut, wir haben ein sehr gutes Konzept. Dennoch gibt es nicht mehr Anmeldungen. Allein am baulichen Zustand kann es also nicht liegen.

Die Gymnasien im Stadtzentrum sind nach wie vor beliebt. Auf das Marie-Curie-Gymnasium wollen 200 Schüler, am Vitzthum-Gymnasium haben sich 172 angemeldet. Wie kann es gelingen, mehr Eltern für die anderen Schulen zu begeistern?

Das ist schwer, denn es gibt einen regelrechten Hype um die Gymnasien im Zentrum. Diese Schulen haben in Dresden einen guten Ruf. Die anderen Gymnasien haben aber gleichwertige Bedingungen. Wir sind am Hülße-Gymnasium ebenfalls gut ausgestattet und bereiten die Schüler mit speziellen Angeboten nicht nur auf ein Studium, sondern auch auf eine Berufsausbildung vor. Ich wünsche mir, dass sich mehr Eltern ein Bild von den Gymnasien außerhalb des Zentrums machen.

Das Gespräch führte Nora Domschke.