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„Wir brauchen ein Tanklöschfahrzeug“

Oybins Feuerwehr-Chef Wolfgang Rücker spricht über Einsätze 2017 sowie Sorgen und Erwartungen an den neuen Bürgermeister.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Oybin. Wie viele Feuerwehren im Landkreis haben auch die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Oybin den Jahresanfang genutzt, um auf das vergangene Jahr zurückzublicken und Bilanz zu ziehen. Im SZ-Gespräch sagt der Oybiner Gemeindewehrleiter Wolfgang Rücker, wie das vergangene Jahr gelaufen ist und wo die Feuerwehr in Oybin, Hain und Lückendorf der Schuh drückt.

Herr Rücker, welches Fazit ziehen Sie als Gemeindewehrleiter zu 2017?

Zusammenfassend war es ein erfolgreiches Jahr für unsere Gesamtfeuerwehr. Wir konnten unter anderem das Gerätehaus Lückendorf weiter sanieren, außerdem konnten fünf junge Kameraden ihren Grundlehrgang und Funklehrgang im Landkreis absolvieren. All diese Dinge waren und sind keine Selbstverständlichkeit.

Zu wie vielen Einsätzen ist die Feuerwehr im vorigen Jahr ausgerückt?

Im vergangenen Jahr hatten wir zwölf Einsätze und zwei Einsatzübungen, darunter fünf Brandeinsätze und acht technische Hilfeleistungen.

Gab es auch große Einsätze?

Ja, gleich bei unserem zweiten Einsatz wurden wir im April zum Brand eines Wohnhauses am Jonsberg in Jonsdorf gerufen. Schon während der Anfahrt konnten wir eine dicke schwarze Rauchsäule im oberen Waldstück über dem Bahnhof Jonsdorf sehen. Somit war klar, dass es sich nicht um eine Übung handeln konnte. Die Ortsfeuerwehr Oybin wurde als Erstes damit beauftragt, eine stabile Wasserversorgung vom Jonsdorfer Kurparkteich zur Einsatzstelle aufzubauen. Danach haben wir die Brandbekämpfung unterstützt, da ein gravierender Mangel an Atemschutzgeräteträgern an der Einsatzstelle vorlag. Doch es war schnell klar, dass das Haus nicht gehalten werden konnte.

Mit welchen Problemen hatte die Oybiner Feuerwehr im vorigen Jahr zu tun?

Problematisch ist für uns gewesen, dass wir keine Lehrgänge an der Landesfeuerwehschule belegen konnten. Gerade die für uns wichtigen Lehrgänge, wie technische Hilfeleistung, sind leider Mangelware. Nur etwa 15 Prozent der geforderten Lehrgangsplätze stehen im Jahr in Sachsen für die freiwilligen Feuerwehren zur Verfügung.

Plagen die Feuerwehr derzeit Sorgen?

Im Moment beschäftigt uns vor allem das Thema der Funkmeldeempfänger. Seit Anfang dieses Jahres können fast alle unserer Kameraden auf ihren Meldern nicht mehr lesen, um welche Art von Einsatz es sich handelt. Grund dafür ist ein neu eingeführtes Verschlüsselungssystem. Das trifft uns, weil wir unsere jetzigen Melder erst vor wenigen Jahren gekauft wurden und die Folgekosten jetzt die Gemeinde tragen muss. Zum Glück müssen wir aber unsere Melder nur an eine Firma schicken, damit diese umprogrammiert werden. Schlimmer trifft es andere Feuerwehren, für die neue Melder gekauft werden müssen.

Auch die Situation der Löschwasserversorgung in der Gemeinde ist nicht zufriedenstellend. Was soll da passieren?

Nachdem wir es 2016 geschafft haben, den Brandschutzbedarfsplan für die Gemeinde Oybin zu aktualisieren, folgte im letzten Jahr auch dank einiger Gemeinderäte die Erarbeitung einer Grundschutzanalyse für die Gemeinde. In dieser ist festgeschrieben, wie es um die Löschwasserversorgung im Gemeindegebiet aussieht. Und darin steht eindeutig, dass die Löschwasserversorgung über das Hydrantennetz in Lückendorf überhaupt nicht möglich ist und in Oybin nur sehr bedingt. Auch fehlen im gesamten Gemeindegebiet zahlreiche unabhängige Entnahmestellen, wie Brunnen, Zisternen oder ähnliche Behälter mit mindestens 100 Kubikmetern Wasservorrat. Und das gilt ebenso drastisch für die Bergbauden. Wir kommen also nicht um den Kauf eines Tanklöschfahrzeuges herum, um im Gemeindegebiet für den Erstangriff ausreichend gewappnet zu sein. Diese und weitere Investitionen stehen aus unserer Sicht in den kommenden fünf Jahren an. Wir sind sicherlich technisch auf einem guten Stand, aber man darf nicht vergessen, dass das Löschfahrzeug in Oybin 22 Jahre alt wird und der Mannschaftstransportwagen 15 Jahre. Wir sollten also bald mit der Gemeinde zusammen einen Investitionsplan aufstellen, um in den nächsten Jahren die notwendigen Mittel einplanen zu können.

Werden Sie dafür Unterstützung bei der Gemeinde finden?

Bis jetzt konnten wir uns nie beschweren, wenn es um wichtige Beschaffungen ging und finanzielle Mittel bereitgestellt werden mussten. So konnten alle geplanten Sanierungen in den Gerätehäusern durchgeführt werden. Auch die Ersatzbeschaffung des Kommandowagens für unsere Feuerwehr konnte im vergangenen Jahr erfolgreich abgeschlossen werden. So ist dieses Fahrzeug für unsere speziellen Belange seit einigen Monaten nun einsatzbereit und unser neuestes Fahrzeug in den Garagen.

In Oybin wird im April ein neuer Bürgermeister gewählt. Der bisherige Bürgermeister Hans-Jürgen Goth tritt dabei nicht wieder zur Wahl an. Welchen Anteil hat er an der Entwicklung der Freiwilligen Feuerwehr in der Gemeinde?

Hans-Jürgen Goth ist seit 21 Jahren Bürgermeister in Oybin. Betrachtet man diese lange Zeit, so geht fast alles bei der Entwicklung der Feuerwehr in Nachwendezeiten auf seine Kappe. Egal, ob es der Neubau des Gerätehauses in Lückendorf ist, die Komplettsanierung des Gerätehauses in Oybin oder die technische Ausstattung unserer Wehr: Hans-Jürgen Goth hat daran einen großen Anteil. Dafür danke ich ihm.

Was erwarten Sie vom neuen Oybiner Bürgermeister?

Ich erwarte und wünsche eine Fortführung der guten Zusammenarbeit, die konkret auf die nächsten Jahre abgestimmt ist. Bei den jetzigen drei Kandidaten sehe ich darin kein Problem, da ich alle persönlich kenne und wir schon lange zusammenarbeiten und gut miteinander umgehen können.