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„Wir bleiben Sachsen trotzdem treu“

Der Schaustellerfamilie Hörmann aus Bayern wurde in Lampertswalde ein Anhänger gestohlen. An ihrer Liebe zu den Sachsen ändert das nichts.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Jörg Richter

Lampertswalde. Am Donnerstag war Mike Hörmann in Lampertswalde zu Besuch. Der Bayer, der seit 22 Jahren mit seiner Familie durch Sachsen tingelt, um Federbetten zu reinigen, ist gern hier. Schließlich hat er hier Freunde fürs Leben gefunden.

Dieser Wohnwagen ist in der Zeit von Montag 20 Uhr bis Dienstag 0.30 Uhr auf der Bahnhofstraße in Lampertswalde gestohlen worden. Hinweise nimmt die Polizei unter  0351 – 483 2233 entgegen.
Dieser Wohnwagen ist in der Zeit von Montag 20 Uhr bis Dienstag 0.30 Uhr auf der Bahnhofstraße in Lampertswalde gestohlen worden. Hinweise nimmt die Polizei unter 0351 – 483 2233 entgegen. © PD Dresden

Familie Taubenheim, die ihr Grundstück gleich neben dem Parkplatz am Lampertswalder Gemeindeamt hat, war ihm von Anfang an sympathisch. Hier stehen die Hörmanns einmal im Jahr mit ihrem Sattelauflieger und bieten ihre Dienste an. Vier Tage im Mai stehen sie meistens hier. Im Laufe der Jahre ist zu den Taubenheims aus der Nachbarschaft auf Zeit eine tiefe Freundschaft entstanden. „Ich bin sogar der Patenonkel von Max, dem Sohn“, sagt Mike Hörmann stolz. Nicht nur, wenn Hörmanns beruflich in Lampertswalde sind, besuchen sie die Taubenheims. „Nein, wir haben auch unterm Jahr Kontakt zueinander“, erzählt Mike Hörmann.

Am Donnerstag hatte Max Geburtstag. Mike Hörmann reiste extra aus Pirna an, wo seine Familie derzeit mit ihrem Bettenreinigungs-Truck Station macht. Ursprünglich wollte er bei dieser Gelegenheit seinen silbergrauen Wohnwagen abholen, den er auf dem Grundstück der Taubenheims abgestellt hatte. Doch der wurde am Montagabend gestohlen.

„So was haut einen Bayern so schnell nicht um“, sagt Mike Hörmann. „Davon geht die Welt nicht unter.“ Auch wenn er den Verlust scheinbar mit weiß-blauem Humor nimmt, ganz ohne ist der Diebstahl dann doch nicht für ihn. Immerhin hatte er den Wohnwagen ein Jahr lang selbst aufgebaut. Dusche, Küche, Doppelstockbett, Fernseher und ein Fahrrad sind drin. „Allein die silbergraue Lackierung hat mich einen Haufen Geld gekostet“, erzählt er.

Dabei ist der Wohnwagen gar nicht für Familie Hörmann selbst gedacht, sondern für einen rumänischen Mitarbeiter. Er reist meistens mit und verteilt die Werbezettel. „Deutsche findet man leider für diese Arbeit überhaupt nicht mehr“, sagt Jasmin Hörmann.

Ihr rumänischer Mitarbeiter ist zurzeit im Urlaub in seiner Heimat. Deshalb war der Wohnwagen auch in Lampertswalde geparkt. In dieser Woche sollte der Rumäne wieder ins Geschäft einsteigen. Doch daraus wird nun nichts. Denn er hat ja keine Unterkunft. „Und ihn auf Dauer im Hotel übernachten zu lassen, ist für uns Schausteller einfach zu teuer“, sagt Mike Hörmann. „Jetzt müssen wir sehen, wie es auch ohne ihn weitergeht“, ergänzt seine Frau Jasmin. Betten reinigen und zusätzlich Werbung verteilen, sind schon eine enorme Belastung für die kleine Familie, zu der auch Tochter Jeanette gehört. Ab nächster Woche muss sie wie alle anderen 15-Jährigen in Sachsen wieder zur Schule gehen, auch wenn sie aus Bayern stammt. Denn den größten Teil des Jahres sind die Hörmanns in Sachsen unterwegs.

„Und wir bleiben Sachsen auch treu“, sagt Mike Hörmann. „So ein Diebstahl kann schließlich überall passieren.“ Nichtsdestotrotz hat er für das Auffinden seines Wohnwagens eine Belohnung von 1000 Euro ausgesetzt. Immerhin kostet er das Siebenfache. „Und spätestens in vier Wochen muss ich wieder einen haben“, sagt Hörmann, der aus einer Dillinger Schausteller-Dynastie stammt, die in ganz Deutschland mit ihrem Bettenreinigungsservice unterwegs ist.

Wenn der Wohnwagen nicht gefunden wird, müssen Hörmanns wohl oder übel einen neuen kaufen. Das reißt ein großes Loch in den Sparstrumpf des kleinen Familienunternehmens. „Wir wollten eigentlich nächstes Jahr mal wieder Urlaub machen, aber daraus wird dann wohl nichts“, sagt Jasmin Hörmann. Wenigstens bleiben ihnen die Freunde in Sachsen. Und wie hatte Mike Hörmann gesagt? Einen Bayern haut das so schnell nicht um.