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Winzer machen Feuer im Weinberg

Der warme Rauch soll die Eisnebel im Elbland vertreiben. Besonders gefährdet sind die Reben in den niederen Hanglagen.

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© Symbolfoto: dpa

Von Peter Redlich

Radebeul/Meißen. Die Winter von vor drei und fünf Jahren haben die Winzer im Elbland noch gut in Erinnerung. Damals erfroren im Eisnebel reihenweise die Rebstöcke. Jetzt ist die Gefahr fast noch größer, weil die Blüte inzwischen an den Stöcken draußen ist. Erfrieren diese Blüten, wächst dort kein Wein.

Deshalb melden die Winzer vom Staatsweingut Schloss Wackerbarth und vom Weingut Schuh in Sörnewitz, dass sie in den nächsten Nächten Feuer zwischen den Rebstöcken entfachen. Martin Junge von Wackerbarth: „Um Rebstöcke vor dem Frost zu schützen, entfachen die Winzer vom 18. bis zum 21. April jede Nacht etwa 200 kleine Feuer auf insgesamt acht Lagen in Diesbar-Seußlitz und Radebeul.“ In den kommenden Nächten leuchten die Weinbergfeuer auf rund 19 Hektar Rebfläche, darunter auf 5,5 Hektar Junganlagen der Rebsorten Müller-Thurgau und Bacchus auf der Seußlitzer Heinrichsburg.

Späte Frostperioden bedrohen vor allem die Knospen der Rebstöcke, die durch die plötzliche Kälte braun werden und abfallen. Gefährdet sind die Rebstöcke auf solchen Weinbergen, auf denen die Kälte nicht abfließen kann. Schloss Wackerbarth bittet alle Anlieger der betroffenen Rebflächen um Verständnis.

Wegen des angekündigten Frostes von bis zu minus vier Grad wird das Weingut Schuh erstmals ungewöhnliche Schutzmaßnahmen ergreifen. „Wir wollen mit Feuern versuchen, Schäden an den Rebstöcken zu verhindern“, sagt Matthias Schuh. Das ist allerdings nur auf einer begrenzten Fläche praktikabel. „Wir werden deshalb vor allem den bereits am weitesten ausgetriebenen Dunkelfelder auf unserer Lage Meißner Klausenberg zu schützen versuchen.“ Bei dieser Rotweinsorte sind auch die sogenannten Beiaugen an den Knospen bereits so weit entwickelt, dass bei Frostschäden ein Komplettausfall droht, der sich auf Jahre hinaus auswirken könnte.

Etwa alle zehn Meter sollen voraussichtlich in den kommenden beiden Nächten kleine Feuer aus Holzbriketts entzündet werden. „Wir werden die ganze Nacht im Berg sein und die Feuer kontrollieren“, kündigt Winzer Schuh an. „Die Anwohner möchten wir um Verständnis für diese außergewöhnliche Maßnahme bitten.“

Der wärmste März seit Jahren hat die Rebstöcke in diesem Jahr besonders früh austreiben lassen, sodass die für April nicht ungewöhnlichen Nachtfröste zu einem ernsthaften Problem werden können. „Wir haben uns deshalb zum ersten Mal in der Geschichte unseres 1990 gegründeten Betriebs entschlossen, mit kleinen Feuern einen Teil unserer Rebstöcke vor Frost zu schützen“, so Matthias Schuh.