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Winzer geht neue Wege

Das Weingut Jan Ulrich hat zwei turbulente Jahre hinter sich. Nun setzt er auf neue Weine, neue Sprüche und neue Etiketten.

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© Lutz Weidler

Von Antje Steglich

Diesbar-Seußlitz. Sind das die neuen Ulrich-Weine? Neugierig betrachten die Gastronomen und Fachhändler bei der Jungweinprobe am Montag die Flaschen. Statt der gewohnten Etiketten in Gold und Bordeaux, dominieren nun moderne Schriftzüge auf Grau und Weiß und manches Mal sogar auf Orange – ein deutliches Symbol des Neustarts nach zwei turbulenten Jahren. „Wir wollten nach vorn schauen“, erklärt Carola Ulrich das neue Design auf den Flaschen und die drei neuen Weißwein-Linien „sächsisch cool“, „sächsisch strong“ und „sächsisch top“.

Handelsvertreter Werner Pfandke (li.) und Rainer Elter von K+K-Getränke beim Verkosten des neuen Jahrgangs.
Handelsvertreter Werner Pfandke (li.) und Rainer Elter von K+K-Getränke beim Verkosten des neuen Jahrgangs. © Lutz Weidler
Die neuen Cuvées Piwi und Zeitlos vom Weingut Ulrich mit dem neuen Design.
Die neuen Cuvées Piwi und Zeitlos vom Weingut Ulrich mit dem neuen Design. © Lutz Weidler

Zu den coolen Weinen zählen die Ulrichs die leichteren Sorten wie Goldriesling, Johanniter oder Piwi – ein Cuvée aus den drei pilz-widerstandsfähigen Sorten Johanniter, Solaris und Souvignier gris, der in diesem Jahr erstmals in den Läden stehen wird. Auch der weiße „Zeitlos“-Wein, ein weiterer neuer Cuvée aus dem Hause Ulrich, gehört zu der Reihe leichter Weine.

Die etwas kräftigeren Sorten wie Traminer und Kerner laufen dagegen unter der Linie „sächsisch strong“. Und zu den „sächsisch top“-Weinen gehören die richtig kräftigen Sorten wie Grauburgunder und Solaris, erklärt Carola Ulrich. Verantwortlich für die neue Sortenvielfalt ist ihr Mann Jan Ulrich, der nach Umstrukturierungsmaßnahmen im Unternehmen, zu dem neben Weingut auch Pension und Restaurant gehören, nun wieder selbst das Amt des Kellermeisters übernommen hat.

Auch die Trauben für den neuen Jahrgang stammen mittlerweile zum großen Teil von den eigenen, insgesamt 16,5 Hektar großen Flächen rund um Diesbar-Seußlitz. Nur noch wenige Hobbywinzer geben ihre Trauben zu Ulrichs, denn die verlangen eine vorherige Beprobung der Früchte. Und die ist vielen zu preisintensiv, sagt Carola Ulrich. Eine weitere Auswirkung des Weinskandals, bei dem 2016 und 2017 Rückstände eines Insekten- beziehungsweise Pilzschutzmittels im Wein gefunden wurden und vor allem ein großer Imageschaden entstanden ist.

Darüber reden, will zur Jungweinprobe niemand gern – die mit dem alten Jahrgang noch gut gefüllten Keller sprechen ohnehin Bände. Doch die Branche gibt sich optimistisch, mit den neuen Weinen wieder mehr Konsumenten und vor allem junge Konsumenten überzeugen zu können.

Grundsätzlich ist man jedenfalls mit Menge und Qualität des Jahrgangs 2017 zufrieden. Auch wenn es aufgrund des vielen Regens quasi eine Turbo-Lese gegeben habe, erzählt Carola Ulrich. Etwa 120 000 Liter warten im Weingut Am Brummochsenloch nun darauf, in Flaschen abgefüllt zu werden. In dieser Woche soll zunächst mit der Abfüllung von Schieler, Goldriesling, Solaris und dem weißen Zeitlos-Wein begonnen werden. Die Flaschen sind dann auf dem Weingut, bei Wein- und Großhändlern sowie auch in einzelnen Edeka- und Rewe-Filialen sowie im Karstadt zu bekommen.

„Der Kerner von hier ist am beliebtesten. Man nennt Jan Ulrich ja auch den Kerner-Winzer“, sagt Werner Pfandke von der gleichnamigen Handelsagentur für Wein und Feinkost, die das gesamte Ulrich-Sortiment vermarktet.

Auch Goldriesling und Weißburgunder seien beliebt, weil das eben die typischen Sachsen-Weine seien. Neue Namen, wie zum Beispiel der erst in den 1980ern neu gezüchtete Souvignier gris oder der noch recht unbekannte Johanniter hätten es da ungleich schwerer, obwohl es tolle Weine seien. Das bestätigt auch Rainer Elter vom Riesaer Getränkehandel K+K. „Für einen Jungwein haben die schon viel Bouquet“, sagt der Außendienstler nach dem Test der ersten coolen Weine. Und er glaubt durchaus, dass man damit die jungen Weinliebhaber überzeugen könnte.