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Winterdienst im Nadelöhr

Die Döbelner Autobahnmeisterei hält das Dreieck Nossen schnee- und eisfrei. Nicht die einzige Herausforderung.

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© Dietmar Thomas

Von Maria Fricke

Döbeln/Nossen. Es gehört zum täglichen Verkehrsfunk mit dazu wie der Kaffee zur Zeitung am Frühstückstisch – das Dreieck Nossen. Allein bis Juli hatte es fast 50 Mal dort gekracht, wo sich die Autobahnen 4 und 14 kreuzen. Im Winter, bei Schnee und Eis, steigt die Unfallgefahr. Dafür, dass Kraftfahrer trotzdem gut über den Beton rollen, sorgen auch die rund 30 Mitarbeiter der Döbelner Autobahnmeisterei. „Das ist ein kritischer Bereich, den wir doppelt und dreifach betreuen“, sagt Christian Kühnert, der Chef der Meisterei. „Bisher haben die Kollegen das Dreieck immer gut im Griff gehabt“, so der 33-Jährige.

200 Beschwerden in einer Stunde

Sieben Großfahrzeuge sowie ein Mehrzweckgeräteträger, der jetzt noch für die Grasmahd eingesetzt wird, stehen der Autobahnmeisterei dafür zur Verfügung, mehr als sonst. Im vergangenen Jahr wurden zwei neue angeschafft, ein altes Fahrzeug ist noch als Reserve im Dienst. Gearbeitet wird in sechs Schichten mit je vier Leuten, acht Stunden durchweg. Bei Bedarf auch mal zwölf. Das gehe an die Substanz, macht Kühnert beim Besuch von Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SDP) am Mittwoch deutlich. Die Männer und Frauen müssen nicht nur die Fahrzeuge bei winterlichen Verhältnissen sicher durch den Verkehr steuern. Sondern auch Räum- und Streutechnik entsprechend bedienen. Und das, trotz Ruhezeiten, mitunter eben über zwölf Stunden lang. „Das ist enorm und erfordert hohe Konzentration“, sagt Kühnert. „Für uns ist das immer selbstverständlich, aber das ist es nicht“, lobte Dulig die Leistung des Teams der Straßenmeisterei.

Schlägt der Winter richtig zu, kommen zur Arbeitsbelastung oftmals noch Beschwerden der Kraftfahrer dazu. Kühnert berichtet von eine Nacht, in der er bis zu 200 Anrufe innerhalb einer Stunde bekommen hat. „In den vergangenen Jahren haben wir ein bis zwei Mails mit einem Dankeschön erhalten. Darüber haben wir uns sehr gefreut“, meint er. Bei ihren Einsätzen im Winterdienst werden die Mitarbeiter auch von den Kraftfahrern behindert oder bedrängt. „Manche fahren ganz dicht auf, andere bleiben auch entspannt dahinter. Die haben ihren Wecker im Winter mal 15 Minuten eher gestellt“, sagt der Chef der Döbelner Meisterei. Manche Kraftfahrer drängeln sich auch zwischen Räumfahrzeuge, die auf dreispurigen Autobahnen gestaffelt hintereinander im Einsatz sind, berichtet Stefan Thunig, Referent im SMWA. Jürgen Klooß, Vizepräsident des Landesamtes für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), appelliert daher an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer. „Sie sollten an die Situation angepasst fahren.“

Alle zwei Stunden an einem Ort

Etwa alle zwei Stunden werde jeder Abschnitt der Autobahnen beräumt. Dass da zwischendurch mal Schnee liegen bleibt, sei nicht zu verhindern, sagt Kühnert. Die Döbelner sind trotzdem schneller als das Gesetz, das einen Zeitrahmen von drei Stunden vorsieht. 24 Stunden sind die Mitarbeiter zwischen November und Ende März/Anfang April im Einsatz, auch an Feiertagen und am Wochenende.

Insgesamt 76 Kilometer Strecke betreuen die Döbelner sowohl entlang der A 4 zwischen Dreieck Nossen und der Anschlussstelle Hainichen als auch entlang der A 14 zwischen Nossen und der Anschlussstelle Grimma. Jede Autobahn hat ihre Eigenheiten. Besondere Herausforderung für die Straßenmeisterei sind die Schneeverwehungen auf der A 14. „Die Autobahn liegt quer zur Hauptwindrichtung und ist dadurch sehr verwehungsgefährdet“, erklärt Kühnert. Er selbst habe 2002 und 2010 Extremsituationen an der A 14 miterlebt, in denen zum Teil Notrufsäulen freigeschaufelt werden mussten.

Um dagegen zumindest etwas zu tun, baut die Autobahnmeisterei mit großem Aufwand Schneezäune auf. Für die insgesamt neun Kilometer, die im Zuständigkeitsbereich errichtet werden, sind fünf bis sechs Mitarbeiter schon mal bis zu drei Wochen beschäftigt. „Über den Winter müssen die Zäune dann noch nachgestellt werden“, sagt Kühnert. Abhilfe verschaffen würden auch angepflanzte Verwehungsschutzstreifen, denn gerade die A 14 ist bis Grimma von Feldflächen umgeben. Eine Randbebauung fehlt. Doch einfach so können Schutzstreifen nicht angepflanzt werden. „Sie müssen mindestens sechs Meter breit sein, in einer entsprechenden Entfernung von der Fahrbahn angelegt werden und man braucht dafür Land“, so Kühnert.

Beim Streuen setzt die Autobahnmeisterei auf eine Mischung aus Salz und Sole, einem Salz-Wasser-Gemisch. Durch die Sole gibt es weniger Verwehungen, die Auftauwirkung sowie Haftung des Salzes ist besser. Vor allem präventiv wird in Sachsen auch schon nur mit Sole die Fahrbahn behandelt. Seit zwei Jahren läuft dazu bei der Autobahnmeisterei Chemnitz ein Pilotprojekt. „Das ist eine finanzielle Ersparnis und die Umwelteinflüsse sind geringer“, erklärt Christian Kühnert. Ziel des Lasuv ist es, in Zukunft alle Meistereien in Sachsen mit einem entsprechenden Aufsatz für die Fahrzeuge auszustatten. Auch die Landkreise, die sich um Staats-, Bundes- und Kreisstraßen kümmern, sollen die neue Technik einsetzen. Bis wann dies erfolgt, ist jedoch offen und hängt vom Geld ab, wie Stefan Thunig sagt. Das Lasuv ist auf Bundesmittel angewiesen, auf Kreisebene wird Geld von Bund, Land und Kreis benötigt. Nur mit Sole die Straßen freizuhalten, ist nicht möglich. Das Gemisch lässt sich nur bis zu minus fünf Grad einsetzen. „Dann besteht die Gefahr, dass man sich selber eine Eisbahn gestaltet“, sagt Stefan Thunig. Auch bei Schnee bringe die Sole nichts.

Döbeln bekommt neues Salzlager

Rund 2 500 Tonnen Salz hat die Autobahnmeisterei am Stützpunkt in Gadewitz bei Großweitzschen sowie in Siebenlehn am Standort der ehemaligen Autobahnmeisterei im Lager. In Reserve befinden sich weitere 3 000 Tonnen. So viel hatte die Meisterei in der vergangenen Saison verbraucht. „Davon fast 2 000 Tonnen in den ersten drei Januar-Wochen“, so Kühnert. Bis zu acht Tonnen nehmen die Fahrer bei ihren Touren mit. Im kommenden Jahr verbessert sich die Lagermöglichkeit für die Döbelner. Die derzeitige Salzhalle sowie Garagen in dem Bereich sollen abgerissen und neu gebaut werden. Geplant ist zudem eine Anlage zur Erzeugung von Sole.

Um die Einsätze zumindest etwas koordinieren zu können, greift die Meisterei auf Daten des Deutschen Wetterdienstes zurück. Vier Meldeanlagen befinden sich im Bereich der Döbelner. Zudem nutzen sie auch auf die Aufnahmen der Kameras, die das Lasuv unter anderem an der A 14 zwischen Nossen-Nord und Döbeln-Ost in Richtung Leipzig errichtet hat. „Wir schauen auch in Richtung Dresden, Leipzig oder Chemnitz“, sagt Kühnert.