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Windrad tötet Bussard

Wieder wurde ein toter Greifvogel gefunden. Windradgegner befürchten hohe Opfer-Dunkelziffer.

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© Sven Noack

Von Anja Weber

Rennersdorf-Neudörfel. Die rechte Schwinge und der Kopf fehlen. Nur die Reste des Mäusebussards liegen noch da. Gefunden hat ihn Sven Noack aus Rennersdorf-Neudörfel. Er sowie Detlef Wächtler, ebenfalls aus dem Stolpener Ortsteil, haben sich aus der Befürchtung heraus, dass in dem Ort neue Anlagen gebaut werden können, den landesweit aktiven Windkraftgegnern angeschlossen. Seitdem arbeiten sie im Landesverband Landschaftsschutz mit. Schon länger betrachten sie mit Sorge, dass offenbar größere Vögel in die Flügel der Windräder geraten und zu Tode kommen.

Deshalb geht Sven Noack, der Ende März den toten Bussard gefunden hatte, auch davon aus, dass es das mittlerweile dritte nachgewiesene Greifvogelschlagopfer seit 2011 ist. Die Dunkelziffer sei allerdings noch viel höher, wird vermutet. Zum einen werde die Fläche nicht regelmäßig kontrolliert und zum anderen würden zum Beispiel auch Füchse die toten Tiere schnell verschleppen, ähnlich wie sie es bei Federvieh tun. Außerdem könnte es sein, dass auch andere Menschen schon tote Vögel in der Nähe der Windräder gesehen, ihren Fund aber nicht in der Vogelschutzwarte Brandenburg gemeldet haben. Diese führt auch für das hiesige Gebiet die Schlagopferkartei. Bislang dürften dort nur zwei Milane seit 2011 registriert worden sein. Der erste Rotmilan wurde nachweislich 2011 von einer Windkraftanlage in Rennersdorf-Neudörfel getötet und der zweite im Jahr 2015 von einer angrenzenden Anlage in Schmiedefeld. Und als drittes Opfer käme nun der Mäusebussard hinzu. Dass es keine genaue Übersicht über solche Schlagopfer gibt, halten zum Beispiel grüne Politiker für kritisch.

„Ich halte es für bedenklich, dass Sachsen keinen landesweiten Überblick darüber hat, wie viele Tiere an Windkraftanlagen verenden“, sagt Wolfram Günther, Bündnis-Grüne-Abgeordneter im Sächsischen Landtag. Sicher seien dafür sehr große Anstrengungen nötig, wenn man wisse, dass manche nur darauf warten, dass ein Vogel oder eine Fledermaus verletzt oder getötet werde. Sachsen habe jedoch eine große Verantwortung für den Schutz von Greifvögeln. Über ein Monitoring müssten klare Informationen über die Todesfälle erfasst werden, forderte er. Windkraft sei zwar nur eine Gefahrenquelle neben anderen wie Straßenverkehr und Lebensraumverlust, aber die Effekte treten auf und müssten bei der Ausweisung von Windkraftanlagen bedacht werden, sagen die Grünen.