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Windrad-Dämmerung

Bei den Planungen zum Windrad-Ausbau in der Region gibt es neue Ergebnisse. Einige dürften betroffene Bürger freuen.

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© dpa

Von Franz Werfel

Pirna. Den Anfang macht Mohorn. Neben den drei bestehenden Windrädern will der Energieversorger Enso auf der Mohorner Höhe noch in diesem Jahr ein neues Windrad bauen. Dieses wird mit einer Nabenhöhe von 104 Metern und einem Rotordurchmesser von 92 Metern in dem Ort bisher ungeahnte Ausmaße annehmen.

Neben der Mohorner Höhe sind derzeit im Landkreis noch sechs weitere Gebiete im Rennen, in denen die Windenergie künftig noch intensiver ausgeschöpft werden soll. Mittlerweile hat der regionale Planungsverband, dem die Stadt Dresden sowie die beiden Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge angehören, die Gebiete artenschutzrechtlich überprüft. Die SZ beantwortet dazu und zum weiteren Vorgehen die wichtigsten Fragen.

Wie viel Energie will Sachsen aus Windkraft überhaupt gewinnen?

Mit seinen Plänen orientiert sich der Freistaat an den Vorgaben des Bundes. Demnach soll es bis zum Jahr 2022 in Sachsen gelingen, 2 200 Gigawattstunden jährlich mit Windkraft zu gewinnen. Zum Vergleich: Im Schnitt verbraucht ein kinderloser Zweipersonen-Haushalt 2 500 Kilowattstunden jährlich, also 0,0025 Gigawattstunden. Wenn Sachsen sein Ziel erreicht, könnten damit 1,76 Millionen Erwachsene ihren jährlichen Energiebedarf allein durch Windkraft decken. Das ist etwa die Hälfte aller volljährigen Sachsen.

Der Energiebedarf für Verwaltungen, die Wirtschaft und den Verkehr ist damit aber längst nicht gedeckt. 2015 wurde fast 23 Prozent des sächsischen Strombedarfs durch alternative Energien wie Wind, Biomasse, Photovoltaik und Wasserkraft erwirtschaftet. Bis 2025 soll dieser Anteil zwischen 40 und 45 Prozent liegen, 2035 zwischen 55 und 60 Prozent. Ein Großteil davon soll auf Windenergie entfallen.

Wie will Sachsen dieses Ziel erreichen?

Der Sächsischen Energieagentur zufolge wurden 2015 mit 880 Windrädern etwa 1 860 Gigawattstunden Energie erzielt. Fehlen noch gut 300. Für die Planung der Windenergie sind in Sachsen vier regionale Verbände zuständig. Der Planungsverband Oberes Elbtal/Osterzgebirge untersucht, wo Anlagen, die älter als zwölf Jahre sind, durch modernere ersetzt und wo genau neue Windräder gebaut werden können.

Abhängig von der Fläche einer Region ergibt sich, wie viel Windenergie sie künftig erwirtschaften soll. Da in Dresden wegen der topographischen Lage keine Windräder gebaut werden sollen, müssen die beiden Landkreise es bis 2022 schaffen, jährlich etwa 410 Gigawattstunden Windenergie zu erzielen. Wie viel davon schon erreicht ist, lässt sich nur schätzen. Berechnungen gehen derzeit von 40 Prozent aus.

Was haben die jüngsten Untersuchungen im Kreis ergeben?

Nach Zahlen des sächsischen Innenministeriums würden 0,3 Prozent des Gebietes der beiden Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge ausreichen, um genügend Strom für Sachsens Energiewende zu liefern. Bis zum Sommer vorigen Jahres hatte der Planungsverband etwa 0,35 Prozent der zwei Kreise als sogenannte Windpotenzialflächen ausgemacht.

Seit August wurden diese Flächen unter Berücksichtigung des Artenschutzes untersucht. Im Ergebnis fallen künftig im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge fünf von zwölf möglichen Flächen weg. Das betrifft die Gebiete Beerwalde (Klingenberg), Dittersdorf (Glashütte), Lübau (Rabenau), Neuhermsdorf (Hermsdorf/E.) und Rennersdorf (Stolpen). Über dieses Ergebnis informierte Landrat Michael Geisler (CDU) vor Kurzem in seinem öffentlichen Bericht an die Kreisräte. Geisler ist auch der Vorsitzende des Planungsverbandes.

Sieben Gebiete bleiben weiterhin als Potenzialflächen ausgewiesen: Breitenau (Gottleuba), Colmnitz (Klingenberg), Hausdorf (Glashütte), Mohorn (Wilsdruff), Reinholdshain (Dippoldiswalde), Rückersdorf (Neustadt) und Sadisdorf (Dippoldiswalde).

Wie geht es nun mit der Windkraft im Landkreis weiter?

Mit diesen sieben Gebieten, von denen jedes mindestens zehn Gigawattstunden Energie pro Jahr erwirtschaften kann, könnte die Region den von ihr geforderten Mindestenergieertrag zu rund 140 Prozent übererfüllen. In seinem Bericht schreibt Landrat Michael Geisler aber explizit: „Diese Flächen stellen den derzeitigen Planungsstand dar.“ Infolge weiterer Planungsmaßnahmen seien weitere Änderungen nicht auszuschließen.

Der Planungsverband hat aber für neue Windräder weitere Einschränkungen definiert. Demnach muss jedes Windrad einen Abstand von mindestens 750 Metern zum nächsten bewohnten Gebäude haben. Neu zu errichtende Windräder, die dichter als einen Kilometer an den nächsten Wohnhäusern stehen, sind nur dann zulässig, wenn der Abstand zum nächsten bewohnten Haus mindestens der fünffachen Gesamthöhe des Windrades entspricht. Ist das Rad also nur 750 Meter von einem Haus entfernt, darf es in der Spitze nur maximal 150 Meter hoch sein.

Nach Auskunft des Energieministeriums erstellt der Freistaat derzeit ebenfalls eine Studie zu potenziellen Windflächen. Sie soll Tipps für die Regionen beinhalten. Der regionale Planungsverband will bis 2018 den neuen Regionalplan beschließen. Dieser muss dann noch vom Innenministerium bewilligt werden.

Alle Informationen zur Windkraft in der Region stellt der Planungsverband vor unter www.rpv-elbtalosterz.de