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Windpark wird dreimal so groß

Schon bald sollen an der B 6 sieben zusätzliche Windräder aufgestellt werden. Anwohner fürchten noch mehr.

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© Sebastian Schultz

Von Christoph Scharf

Riesa. Vier Windräder drehen sich träge auf den Feldern zwischen der B 6 und dem Riesaer Ortsteil Mautitz. Schon bald werden es deutlich mehr: Zwei Tage vor Silvester hat das Landratsamt der Windfarm Mautitz Süd GmbH die immissionsschutzrechtliche Genehmigung erteilt, dort sieben neue Windkraftanlagen bauen und betreiben zu dürfen. „Mit den Tiefbauarbeiten soll in den nächsten Monaten begonnen werden“, teilt Christian Tietze vom Leipziger Büro der Wind-2000-GmbH im Auftrag des Bauherrn mit. Noch dieses Jahr sollen sieben Anlagen vom Typ Siemens SWT-3.6-130 in Betrieb gehen.

Wer die Diskussion um die Erweiterung des Windparks verfolgt hat, ist irritiert: Denn zunächst hatte die Windfarm Mautitz Süd GmbH, die ihren Sitz im Naundorfer Ortsteil Casabra hat, sieben andere Anlagen errichten wollen. Das Kreis-Umweltamt hatte im September Windräder des Typs Vestas V 112 genehmigt, nicht solche von Siemens. Die kurzfristige Umplanung kann Christian Tietze erklären. Als langjähriger Planer von Windenergieanlagen sehe man sich „der Umwelt gegenüber verpflichtet, ein Windvorranggebiet maximal windenergetisch zu nutzen“. Als die sieben Anlagen von Vestas genehmigt worden seien, habe der gewünschte Typ von Siemens noch gar nicht zur Verfügung gestanden.

Zum Vergleich: Die Vestas-Exemplare haben eine Nennleistung von 3,3 Megawatt und eine Nabenhöhe von 140 Meter. Der neue Typ von Siemens hat eine fünf Meter niedrigere Nabenhöhe, ist insgesamt mit 200 Metern genauso hoch wie die Vestas-Anlage – hat aber mit 3,6 Megawatt eine deutlich höhere Nennleistung. Deshalb habe man entschieden, den Windpark Mautitz umzuplanen. Die neue Siemens-Anlage sei nach dem neuesten Stand der Technik konzipiert – und besitze im Gegensatz zur Vestas V 112 kein Getriebe. Damit sei auch weiterhin ein wirtschaftlicher Betrieb möglich, obwohl das Erneuerbare-Energien-Gesetz seit 2016 eine geringere Vergütung pro produzierter Kilowattstunde Windstrom vorsieht. „Mit dem Erhalt der Genehmigung für sieben Siemens konnten die Investitionskosten gesichert werden“, sagt Christian Tietze. Diese hätten mittlerweile eine beträchtliche Höhe erreicht.

Auf der einen Seite steht der Investor, auf der anderen die Anwohner aus Mautitz und den Nachbardörfern. Mancher wehrt sich schon seit Jahren gegen den Windpark vor der Haustür. Eine Bürgerinitiative hatte gegen eine Erweiterung Unterschriften gesammelt. Hasen oder Rehe seien auf den Feldern unter den Windrädern längst nicht mehr zu sehen, dafür der Schlagschatten der Rotorblätter, sagt ein Anwohner. Immerhin: Bei ihm im Wohnzimmer sei der Schatten je nach dem Stand von Jahreszeit und Abendsonne nur ganz selten zu sehen. Störend sei allerdings das permanente Brummen der vier vorhandenen Anlagen, mal lauter, mal leiser. „Das klingt wie ein Flugzeug im Anflug.“ Im Schlafzimmer müsse man deshalb auch im Sommer das Fenster zulassen – und am besten auch gleich die Jalousie, weil sonst das rote Blinklicht der Windradanlagen stört.

Das Kreisumweltamt hat jedenfalls die geplanten sieben Anlagen nur mit Auflagen genehmigt – so unter anderem zu den Themen Schall und Schattenwurf und Naturschutz. „Insbesondere sind fünf der sieben Anlagen im Nachtzeitraum schallreduziert zu betreiben“, sagt Amtsleiter Peter Jönsson. Die Anlagen seien mit sogenannten Schattenabschaltmodulen auszurüsten. Drei von ihnen müssen Einrichtungen zur Fledermauserfassung erhalten. „Während der Aktivitätsperioden der Fledermäuse sind alle Anlagen stillzustellen.“ – Die Mautitzer fürchten, dass es bei den jetzt genehmigten sieben Anlagen nicht bleibt. Zwei davon sollen laut Wind 2000 nahe der vier vorhandenen Windräder entstehen, fünf weitere südlich der B 6. Laut Christian Tietze sind die Planungen des Unternehmens auf dem Windvorranggebiet Mautitz/Bloßwitz abgeschlossen. „Mehr Anlagen können auf diesem Windvorranggebiet nicht geplant und demzufolge nicht errichtet werden“, sagt Christian Tietze.

Der Landkreis verweist darauf, dass der Regionale Planungsverband Oberes Elbtal/ Osterzgebirge derzeit den maßgeblichen Regionalplan fortschreibt. „Die Anzahl möglicher Anlagen wird sich dann danach bemessen“, sagt Umweltamtsleiter Peter Jönsson.