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Wilsdruffer Tänzer wollen den Titel

Vom Schülerprojekt zur Elite: Am Wochenende können zwei Formationen des Tanzteams Deutscher Meister werden – beim Heimspiel.

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© Tanzteam Wilsdruff

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Die Musik hämmert durch den kleineren Saal von Wilsdruffs großer Sporthalle. Die Mädels in ihren schwarzen T-Shirts und Leggins bewegen sich dazu akkurat im schnellen Rhythmus, Pferdeschwänze wippen, wie eine Maschine läuft die Nummer ab: Schritte, Drehungen, Beine hoch. Später sitzen die Tänzerinnen von „Les Papillons“ auf dem Hallenboden, verschnaufen, nippen an den Wasserflaschen. „Das ist richtiger Leistungssport, was wir hier mittlerweile machen“, sagte Katrin Havekost.

© Tanzteam Wilsdruff

Richtiger Leistungssport. Wenn ihr das mal vor 15 Jahren jemand gesagt hätte. „Ich hätte mir an die Stirn gegriffen“, gesteht die Vereinsvorsitzende des Tanzteams Wilsdruff. Inzwischen aber gehören die Wilsdruffer zur Elite des Jazz-Modern-Dance in Deutschland. Am kommenden Wochenende stehen die Formationen „Les Papillons“ bei den Junioren und „Art Inspiration“ bei den Erwachsenen im Saisonfinale um die Deutsche Meisterschaft. Und es wird sogar ein „Heimspiel“: Die Wettkämpfe finden in Dresden statt, das Tanzteam ist Gastgeber.

Das Tanzteam kann sich mittlerweile zu Recht rühmen, auf einer Erfolgswelle zu schwimmen und der Sportart im Osten Deutschlands zum Durchbruch verholfen zu haben. Jazz-Modern-Sportgruppen schießen derzeit wie die Pilze nach dem warmen Regen aus dem Boden, das belegen Zahlen des Deutschen Tanzsportverbandes. Anfang der Neunzigerjahre gab es bundesweit etwas mehr als 100 Formationen, inzwischen ist deren Zahl jenseits der 400 angelangt.

Die Wilsdruffer begannen 1997 ganz klein. Ein Tanzprojekt in der Grundschule Grumbach und ein Auftritt beim Dorffest gefiel den Kindern so gut, dass sich daraus zunächst eine Arbeitsgemeinschaft entwickelte. 2002 war die Gruppe schon so groß, dass engagierte Eltern und Tanzlehrer einen Verein gründeten: das Tanzteam Wilsdruff. „Das war zunächst reiner Showtanz in bunten Kostümen.“

Julia Havekost, die Tochter der Vereinschefin, war damals schon mit dabei. „Das war Kindersport, mehr nicht. Es ging um erste Schritte, Koordination und Spaß.“ Aber es wurde mehr. Als die Mädchen und die wenigen Jungen größer wurden, stiegen die Wünsche und auch die Ansprüche an sich selbst. Vom Showtanz entwickelte man sich weg zum Jazz-Modern. Andere Musik, Sport und Akrobatik standen nun im Mittelpunkt der Trainer und Tänzer.

Die Wilsdruffer meldeten sich zu Wettkämpfen an, trainierten hart, hatten Erfolg, tanzten sich durch die Ligen nach oben. Julia Havekost ist mit ihren Mitstreitern von „Art Inspiration“ mittlerweile in der Zweiten Bundesliga angekommen. Die Elf- bis 15-Jährigen „Schmetterlinge“ – so die deutsche Entsprechung von „Les Papillons“ – tanzen in der regional gestaffelten Jugendverbandsliga ganz oben mit. „Wir haben den Erfolg nicht von Anfang an geplant, er hat sich ergeben“, sagt Katrin Havekost dazu.

Dennoch ist der Erfolg nicht vom Himmel gefallen. Für jede Saison wird eine drei- bis vierminütige Choreographie eingeübt. Diese stellen entweder die Trainer auf oder es wird eine Choreographin damit beauftragt. Bis ein Tanz sitzt, vergeht ein halbes Jahr, bei zwei bis drei Trainings pro Woche. In der Wettkampfphase, immer im Frühjahr/Frühsommer eines Jahres, kommen die Tänzer auf acht Stunden Training pro Woche. „Einstudieren, trainieren, synchronisieren“, nennt Julia Havekost die wichtigsten Schritte.

Nun steht der Saisonhöhepunkt bevor. Das Ziel sei erst einmal, gut abzuschneiden. Beide Formationen haben schon Erfahrungen auf Deutschen Meisterschaften gesammelt. Es gibt Zwischenrunden, jedes Team kommt auf maximal drei Auftritte. Und vielleicht geht am Ende der Pokal des Deutschen Meisters nach Wilsdruff.