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Wilsdruff will Gymnasiums-Start vorziehen

Obwohl noch nicht fertig, möchte die Stadt die Schule schon 2018 eröffnen – interimsmäßig an einem altbekannten Ort.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Wilsdruff. Die Bagger sind noch nicht angerollt, um eine Baugrube auszuheben, da flackern die Diskussionen um einen genaueren Eröffnungstermin für das Wilsdruffer Gymnasium wieder auf. Es sind vor allem die Eltern vieler Viertklässler, die auf eine konkrete Aussage hoffen. Bisher ist nur bekannt, dass das neue Schulgebäude im Juli 2019 bezugsfertig ist. Doch viele Eltern haben noch im Hinterkopf, dass es die Idee gab, die ersten fünften Klassen schon ein Jahr eher einzuschulen und interimsmäßig in einem anderen Objekt zu unterrichten.

Nun legt die Stadtverwaltung dazu einen Vorschlag auf den Tisch: Das Wilsdruffer Gymnasium könnte bereits ein Jahr eher, also zum Beginn des Schuljahres 2018/19, Schüler aufnehmen. Weil bis zum 13. August 2018 bestenfalls der Rohbau steht, könnten die Mädchen und Jungen übergangsweise am Weißeritzgymnasium in Freital unterkommen – und mit dem Schuljahresbeginn 2019 geschlossen nach Wilsdruff wechseln. Aus Wilsdruffer Sicht hat diese Vorgehensweise mindestens zwei Vorteile, wie Bürgermeister Ralf Rother (CDU) erläutert: „Wir würden in Wilsdruff nicht noch einen Jahrgang verlieren. Und unsere neue Schule wäre vom Start weg besser ausgelastet.“ Diesen Vorschlag habe man bereits dem Landkreis und der Bildungsagentur in Dresden unterbreitet. Die Behörde ist unter anderem für die Besetzung der Lehrerstellen zuständig.

Dort äußert man sich zurückhaltend, aber grundsätzlich positiv: „Der Schulträger legt im Rahmen seiner kommunalen Selbstverantwortung grundsätzlich den Beginn einer Schuleinrichtung fest“, sagt Pressesprecherin Petra Nikolov. Der Wilsdruffer Stadtrat hatte sich einst auf den 1. August 2017 verständigt. Doch ein langes Genehmigungsverfahren und anschließend eine Klage des Landkreises Meißen gegen den Schulstandort verzögerten den Baubeginn um Jahre. Fehlen die Räumlichkeiten, heißt es jetzt bei der Bildungsagentur, könne die Einrichtung der Schule auch zu einem anderen Zeitpunkt erfolgen. Wann und wo, sei Sache der Stadt.

Allerdings gibt es dafür zwei Bedingungen. Zum einen muss ein öffentliches Bedürfnis bestehen. Nikolov: „Im konkreten Fall sind mindestens 60 Anmeldungen für das Gymnasium notwendig.“ Dann könnten drei Klassen gebildet werden. Zum anderen müsse das Interimsgebäude die notwendigen sächlichen und räumlichen Voraussetzungen bieten und für die Schüler zumutbar erreichbar sein.

Im Falle des Weißeritzgymnasiums wäre das gegeben – theoretisch. Die meisten Gymnasiasten aus dem Raum Wilsdruff wechseln bisher nach der vierten Klasse ohnehin nach Freital, ein kleinerer Teil meldet sich in Nossen an. In Freital gibt es genügend Lehrer, Räume und auch die „sächlichen Dinge“, also Bücher und sonstige Unterrichtsmaterialien – zumindest bisher. Doch es gibt mindestens ein großes organisatorisches Problem. Das Hauptgebäude Krönertstraße wird am Jahresende geräumt, weil eine Generalsanierung ansteht. Für eineinhalb Jahre, also bis zum Sommer 2019, müssen die Schüler in Container umziehen sowie auf die beiden anderen Häuser in der Pestalozzistraße und der Johannisstraße verteilt werden. Dies betrifft auch Vorbereitungsräume, Büros, den Speisesaal. Ob und wo dann noch Platz für zusätzliche Wilsdruffer Klassen ist, wird die große Frage sein.

Im Landratsamt in Pirna, dem das Weißeritzgymnasium obliegt, ist man daher erst einmal zurückhaltend. „Wir müssen prüfen, inwiefern es realistisch ist, die Wilsdruffer Schüler in Freital unterzubringen“, sagt Kati Hille, als Beigeordnete für die Schule zuständig. Die Zahlen allerdings sprechen dafür, bereits im nächsten Jahr ein Wilsdruffer Gymnasium zu starten – wo auch immer. Laut Prognose wechseln aus Wilsdruffs Grundschulen 55 Mädchen und Jungen im Sommer 2018 auf ein Gymnasium. Am Weißeritzgymnasium wiederum werden zwischen 180 und 200 Kinder insgesamt erwartet. Das ist zu viel – maximal 168 Schüler können hier jedes Jahr in sechs Klassen aufgenommen werden.

Viele Wilsdruffer Mütter und Väter sind indes von der Idee mit dem Weißeritzgymnasium angetan, von der Absicht, das Wilsdruffer Gymnasium ein Jahr eher zu starten, ohnehin. Vor einigen Tagen trafen sich Elternvertreter der Grundschule Wilsdruff. „Ich denke, man kann mit dieser neuen Idee etwas in Gang bringen“, sagte Romy Herter, Elternsprecherin der 4a. Es wäre doch für die Kinder schade, ja unverständlich, sollten sie zuschauen dürfen, wie die Schule wächst, dann aber bis zum Abiturzeugnis mit dem Bus daran vorbeifahren müssen. Auch andere empfinden das so. „Wir sind für eine Kompromisslösung und können mit einem Jahr in Freital gut leben, wenn die Schulklassen dann nach Wilsdruff umziehen“, sagt Tilo Lindner, dessen Kind ebenfalls die vierte Klasse besucht.