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Willy-Vanilli eröffnet in Kötitz

Softeishersteller renovieren das alte Gasthaus seit Jahren. In diesem Jahr wollen sie fertig werden – mit viel DDR-Flair.

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© Arvid Müller

Von Uta Büttner

Coswig. Eigentlich sollte bereits im Spätsommer 2016 das erste Softeis im Gasthof Kötitz in Coswig über die Theke gehen. Auffallende gelbe Plakate kündigten damals die Eröffnung einer Willy-Vanilli-Micheisbar an. Das Baugerüst ist schon längst weg, doch seit mehr als einem Jahr scheint sich nichts mehr zu tun – an dem Haus an der Ecke Kötitzer, Brockwitzer Straße. Selbst die Ankündigungen sind verschwunden. Nur beim genauen Hinschauen entdeckt man ein verblasstes Poster mit Werbung.

Die gesamte Dekoration in dem Gastraum – wie eine alte Tafel mit Preisen oder die Eisbehälter – erinnert an die Zeit der 50er- und 60er-Jahre in der DDR.
Die gesamte Dekoration in dem Gastraum – wie eine alte Tafel mit Preisen oder die Eisbehälter – erinnert an die Zeit der 50er- und 60er-Jahre in der DDR. © Arvid Müller

Doch der Bau im Inneren ging immer weiter. „In diesem Jahr wollen wir fertig sein“, sagt Jörn Richter, einer der beiden Inhaber. Und Willy Ullrich ergänzt:“ Wir hätten auch schon voriges Jahr eröffnen können, aber das sollte nicht auf einer Baustelle geschehen.“ Das Untergeschoss mit dem Produktions- und einem Gastraum im Stile einer alten DDR-Milcheisbar ist bereits fertig. Schaut man jedoch durch die Fenster, wirkt der Raum eher wie ein Lager. „Das ist er derzeit auch“, sagt Willy Ullrich. „Doch es ist alles fertig. Die Sachen sind ganz schnell ausgeräumt, wenn es losgehen soll.“

Zwei originale DDR-Eismaschinen stehen schon bereit. Die Inhaber schwören auf sie. „Sie machen besonderes Eis“, sagt Jörn Richter. Und Willy Ullrich ergänzt: „Da hat man noch richtiges Eis in der Hand und nicht nur Luft. Das schmilzt auch nicht gleich in der Sonne.“ Der etwa 70 Quadratmeter große Gastraum ist so eingerichtet, dass „theoretisch ein DDR-Film darin gedreht werden könnte“, sagt Jörn Richter. Das ist vor allem Willy Ullrichs Faible. Aber nicht, weil er Ostalgie-Fan ist, sondern weil er gutes Design mag. „Und zu DDR-Zeiten gab es sehr gute Designs“ meint auch Jörn Richter. So steht in dem Gastraum die originale Eiskaffeetheke aus der Milch-Eis-Bar Radebeul-West „Dipp“, die 2014 schließen musste. Mobiliar, Lampen, Deko – alles hat den Charme der 50er- und 60er-Jahre. Sogar ein sogenannter Polyplay steht drin, der einzige Videospieleautomat, den es in der der DDR gab. Der soll sogar noch funktionieren.

Doch die Technik für das Betreiben der Milch-Eisbar ist auf dem modernsten Stand, betonen die Inhaber. „Und die DDR-Eisbecher und -Löffel sind nicht gebraucht, sondern alle noch original verpackt, aus Restbeständen erworben.“ Die kleinen Eislöffel mit Namen lässt Willy Ullrich sowieso bereits seit 1998 wieder herstellen. „Selbst Kinder, die diese Löffel ja nicht vorher kannten, waren sofort begeistert“, erzählen die Inhaber.

Mit der Eisbar in Kötitz entsteht der sechste Willy-Vanilli-Laden – und der erste außerhalb Dresdens. Begonnen hatte alles vor 21 Jahren. Damals suchte Willy Ullrich DDR-Eismaschinen und annoncierte deshalb in der Sächsischen Zeitung. Dadurch erfuhr er von der geschlossenen Eisdiele in Coschütz-Gittersee, die er am 1. April 1997 übernahm. Warum der einstige Baumwirt ausgerechnet eine Milcheisbar eröffnete, begründet Willy Ullrich unter anderen mit seiner heute 92-jährigen Oma, die in der Milchbar auf der Dresdner Weißen Gasse arbeitete.

Seinen Geschäftspartner und Freund Jörn Richter lernte er ursprünglich als Kunden kennen. Inzwischen haben die beiden zwölf Mitarbeiter. Saisonal auch mehr, sagt Jörn Richter. Er ist nach eigenen Angaben der Rationale der beiden, während Willi Ullrich der Kreative ist. So wird auch nach seinem Wunsch der Gasthof so gut wie möglich im Baustil des 19. Jahrhunderts saniert. Selbst die modernen Fenster, die der Vorbesitzer hatte einbauen lassen, wurden durch dem Stil des Hauses entsprechende neue Holzfenster ersetzt. Das war Willy Ullrich wichtig, auch wenn kein Denkmalschutz besteht.

Ein paar Verzögerungen beim Bau gab es, denn auch die beiden Eisdieleninhaber waren vor Überraschungen bei der Sanierung eines alten Hauses nicht gefeit. „Die letzte war ein Abwasserschacht unter dem Gebäude“, erzählt Jörn Richter. „Doch nun wird es keine mehr geben.“

In dem Gasthof entstehen neben der Milcheisbar im Erdgeschoss drei Maisonette-Wohnungen im Obergeschoss. In eine wird der aus Dresden-Coschütz stammende Jörn Richter mit seiner Frau selbst einziehen.