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Willkommen in der Rinder-Kita

In Badersen züchtet der Nossener Stadtrat Egon Matt eine französische Rasse. 27 Junge sind zuletzt schon geboren. Sorgen macht der nahende Wolf.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen/Badersen. Ihrem Ruf als leichtkalbende Rasse machen die 60 Limousin-Mutterkühe auf den Weiden von Egon Matt dieser Tage alle Ehre. Auf mehr als 20 Hektar sind zwischen Badersen, Dobschütz, Praterschütz und Nelkanitz bisher 27 Kälber geboren worden. „Die jüngsten im Kindergarten sind erst vier Tage alt. Täglich könnten neue dazu kommen“, sagt der Rinderzüchter Egon Matt, der für die CDU im Nossener Stadtrat sitzt.

Seit rund 15 Jahren ist der 54-Jährige in der Rinderzucht tätig. Sieben Bullen und 60 Mutterkühe sind momentan in der Herde vertreten. Zu 30 Kälbern im Frühjahr werden noch mal genauso viele im Sommer dazu kommen. Matts Tiere tragen das Label „LZM“, was für Limousin-Zucht Matt steht. Die Rasse ist keine gewöhnliche und die Haltung sucht in Nossen und Umgebung ihresgleichen.

Limousin-Rinder stammen aus Zentralfrankreich, wurden dort Ende des 19. Jahrhunderts erstmals gezüchtet. Sie gelten als langlebig und sehr anpassungsfähig. „Ich setzte die Tiere zur Pflege der Wiesen in der Umgebung ein, zum Beispiel auf Kirschplantagen“, sagt Matt, der sich in Eigenregie um die Rinder kümmert. Dazu gehört auch eine großflächige Umzäunung seiner Herde. Insgesamt zwölf Kilometer Zaun, zum Großteil elektrisch, beugt Ausbrüchen vor oder schützt vor äußeren Einflüssen.

Limousin-Rinder

Auf Zugleistung und Mastfähigkeit wurde die Rasse erstmals 1886 in der Region Limousin gezüchtet. Heut gilt sie weltweit als sehr gutes Fleischrind.

Ein Zuchtbulle wird etwa 1,1 bis 1,4 Tonnen schwer, kostet zwischen 3000 und 5000 Euro.

In Deutschland wurde die Rasse erstmals 1975 eingeführt, heute gibt es über 10000 Herdbuchtiere.

Die Rinder gelten als ruhig und ausgeglichen. Kühe schützen ihre Kälber sehr gut gegen potenzielle Feinde.

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Dass dabei schnell die Sprache auf den Wolf kommt, versucht Matt erst gar nicht zu verbergen. Die größte Gefahr, sagt er, gehe ganz klar von dem Raubtier aus und auf Nossener Flur sei der Wolf inzwischen häufiger gesehen worden. „Ein einzelner Wolf wäre wahrscheinlich kein großes Problem, weil die 700 bis 800 Kilo schweren Kühe ihren Nachwuchs schützen. Aber gegen ein Rudel können sie nichts ausrichten, zumal sich die Muttertiere zum Kalben von der Herde entfernen.“ Egon Matt, der jedes seiner Tiere mit Stammbaum und Name kennt, hofft, dass er einen Wolfsriss in seiner Herde nie mit ansehen muss. Berichte befreundeter Züchter machen ihn jedoch nachdenklich. Angriffe nehmen zu. „Oft sind die Jungtiere kaum auf der Welt, da hat der Wolf schon zugeschlagen.“

Solange kein Umdenken in der Politik bezüglich des geschützten Rudeltieres geschieht, kann Matt nur so gut wie möglich schützen. Geschlachtet werde bei ihm nur äußerst selten. „Ich habe mich auf die Zucht und Mast der Tiere spezialisiert, verkaufe nur an EU-zertifizierte Schlachthöfe“, so Matt. Drei der sieben Bullen, sind momentan „im Einsatz“, wie er es beschreibt. Sie kommen dafür kurze Zeit zur Herde dazu, decken die Kühe, sorgen so für manchen Zuchterfolg.

Immerhin verkauft Matt Zuchtbullen nach Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und sogar nach Tschechien. Besonders gefragt seien hornlose Kälber, Ergebnis einer speziellen Limousin-Zucht. Für das begehrte Fleisch der Rinderrasse werden im Restaurant knapp 30 Euro für 500 Gramm gezahlt. Hauptvertreiber von Matts Tieren ist „Masterrind“ in Meißen. In Zukunft, sagt der Züchter, könnte die Herde sogar noch etwas wachsen. Platz dazu sei vorhanden.